Abwärme-Projekt
Einer der größten Wohnkomplexe in Berlin soll ab Herbst 2025 mit der Abwärme eines benachbarten Rechenzentrums beheizt werden. Die Heizungen von rund 500 Wohnungen des Schöneberger "Palasseums" in der Pallasstraße sollen dann zu 65 Prozent mit Energie aus der Abwärme gespeist werden. Das teilten am Montag die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Gewobag, die Gasag sowie die Telekom mit, die für das Projekt eine Partnerschaft eingegangen sind.
Der drei Unternehmen zufolge handelt es sich um das erste Projekt in Berlin, bei dem in einem bestehenden Gebäude auf diese Art und Weise Abwärme genutzt werden soll. Die Gasag übernehme den überwiegenden Teil der Investitionen in Höhe von rund fünf Millionen Euro.
In den kommenden anderthalb Jahren sollen im Rahmen des Projekts auf dem Dach des benachbarten Telekom-Gebäudes zwei Wärmepumpen installiert werden. Sie sollen die Abwärme der Rechner so erhitzen, dass über eine 140 Meter lange Rohrleitung 75 Grad heißes Wasser in das "Pallasseum" fließt. Das in den 70er Jahren erbaute Gebäude in der Pallasstraße eigne sich laut Gasag-Vertriebsvorstand Matthias Trunk dafür besonders, weil der Gebäudekomplex unter Denkmalschutz steht. Eine energetische Fassaden-Dämmung ist daher nicht ohne Weiteres möglich.
Die Gewobag sei bemüht, das Heizen für die Mieter günstiger zu machen, sagte Geschäftsführer Karsten Mitzinger. "Aber wir müssen natürlich auch sehen: Das sind neue Technologien, auch Wärmepumpen haben ihre Investitionen. Deswegen ist es ein Bestreben von allen drei Partnern einen Wärmepreis hinzulegen, der zumindest nicht teurer ist.“
Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) bewertete die Entwicklung ebenfalls positiv. Es gebe in Berlin eine ganze Reihe technischer Anlagen, die Wärme "im wahrsten Sinne in die Luft blasen". Die Gasag spricht allein von 19 Rechenzentren in Berlin, die potenziell in Frage kommen.
Einer Studie im Auftrag der Umweltverwaltung zufolge könnte bis 2045 mehr als die Hälfte der gesamten Abwärme in Berlin aus Rechenzentren stammen. Die Autoren gehen dabei davon aus, dass in den nächsten Jahren neue Rechenzentren dazukommen und Kapazitäten ausgebaut werden.
Sendung: rbb|24 Abendschau, 06.05.2024, 19:50 Uhr
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