Landkreis Oberhavel
Königspythons sind eigentlich in den Tropen Westafrikas beheimatet. Jetzt hat ein Angler ein Exemplar in Hennigsdorf entdeckt. Es fror bei den hiesigen Temperaturen - und kam erst mal in eine Katzenbox.
Ein Angler hat in Hennigsdorf (Oberhavel) am Montag einen etwa ein Meter langen, jungen Königspython am Wasserwerk Stolpe gefunden. Mitarbeitende des Ordnungsamtes transportierten das frierende und fast regungslose Reptil in einer Katzenbox zunächst ins Rathaus, wie eine Sprecherin der Stadtverwaltung am Mittwoch mitteilte.
Das Tier ist eigentlich in den Tropen Westafrikas beheimatet. Tierzüchter empfehlen privaten Haltern deshalb, die Tiere in einer Umgebungstemperatur von mindestens 22 Grad Celsius zu halten.
Der Königspython, der ausgewachsen zwei Meter lang werden kann, wärmte sich den Angaben der Rathaussprecherin zufolge langsam auf. Zudem soll für das "herrenlose Tier", das offenbar ausgesetzt worden war, eine Unterbringung organisiert worden sein. "Die Unterbringung war nicht so leicht, weil die meisten Tierheime in der Umgebung nicht auf Pythons ausgelegt sind", sagte Stadtsprecherin Andrea Linne rbb|24. Die schlangengerechte Unterbringung soll nun bei einer Reptilien-Fachfrau im Havelland erfolgen, die sich mit der Haltung auskennt.
Die Würgeschlange, die anpassungsfähig ist und sich von Vögeln und kleinen Säugetieren ernährt, ist ungiftig und steht unter Artenschutz. Daher wurde der Fund auch dem Landesumweltamt gemeldet.
Pro Jahr werden von Findern in Hennigsdorf etwa fünf exotische Tiere gemeldet, die von ihren Besitzern offenbar ausgesetzt wurden, so Linne. Auch Schlangen seien in den vergangenen Jahren mehrfach gefunden worden.
In Brandenburg ist die Haltung eines Königspython in privaten Haushalten nicht verboten. In Berlin und in elf weiteren Bundesländern hingegen verbietet eine Gefahrentierverordnung die Haltung gefährlicher Tiere - dazu zählen in Berlin auch Pythons (Pythonidae), "die ausgewachsen eine Gesamtkörperlänge von mindestens zwei Metern erreichen können".
Die Koalition in Potsdamer Landtag hat sich im vergangenen Jahr vorgenommen nachzuziehen - und die private Haltung gefährlicher Wildtiere auch in Brandenburg zu verbieten. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) nannte in dem Zusammenhang etwa Großkatzen wie Löwen, Tiger und Leoparden, aber auch Reptilien, die von einer solchen Verordnung erfasst werden sollten. Der Regierungschef verwies darauf, dass bei der Suche nach der vermeintlichen Löwin in Kleinmachnow im Sommer 2023 das Fehlen einer Regelung für gefährliche Tiere in Haushalten bewusst geworden sei. Das vermeintliche Raubtier hatte sich als Wildschwein entpuppt.
Wie viele exotische Wildtiere sich in Brandenburg tatsächlich in privater Hand befinden, lässt sich nur schwer nachvollziehen. Eine Auswertung des Landesumweltamtes für rbb|24 hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass zehn Krokodile und Alligatoren, zehn Braunbären, zwei Pumas, ein Gepard, drei Löwen und vier Tiger beim Landesumweltamt in "nicht-gewerblicher Haltung" angemeldet wurden. Diese Zahlen seien als "ungefähre Orientierung" zu verstehen, betonte ein Sprecher.
Sendung: rbb24 Inforadio, 08.05.2024, 17:00 Uhr
Artikel im mobilen Angebot lesen