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Audio: rbb24 Abendschau | 16.05.2024 | Vanessa Materla | Quelle: dpa/Mueller

Protestcamp in Berlin

Zweiter Hungerstreikender wird im Krankenhaus behandelt

Ein zweiter Streikender lieferte sich am Mittwochabend selbst ins Krankenhaus ein. Der Aktivist, der zuvor als erster zusammengebrochen war, ist unterdessen zurück im Camp. Er kündigte an, notfalls bis zum Hungertod weiter zu streiken.

Ein weiterer hungerstreikender Aktivist aus dem Protestcamp am Berliner Invalidenpark ist offenbar im Krankenhaus behandelt worden. Wie die Aktivistengruppe "Hungern bis ihr ehrlich seid" am Donnerstag mitteilte, habe sich der Aktivist Michael W. am Mittwochabend selbst in eine Klinik begeben. W. war zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht im Protestcamp in Berlin, sondern in München, wo er jetzt auch in der Klinik ist.

Der Mitteilung zufolge habe sich W. wegen eines "Engegefühls in der Brust" in die Klinik begeben. Er setze den Hungerstreik trotzdem fort, heißt es.

Der 61-jährige Michael W. soll bereits seit Tagen in einem schlechten gesundheitlichen Zustand gewesen sein. Das Ärzteteam, das die Aktivisten bei ihrem Streik betreut, hatte sich deshalb geweigert, weiter für ihn die Verantwortung zu übernehmen.

Fast 70 Tage Hungerstreik

Ärzte lehnen weitere Verantwortung für hungernden Klima-Aktivisten ab

Seit einigen Wochen sind mehrere Menschen in Berlin für eine radikalere Klimapolitik in den Hungerstreik getreten. Einem der Streikenden geht es zunehmend schlechter. Ärzte dürfen in Deutschland allerdings niemanden gegen seinen Willen behandeln. Von Anna Bordel

Aktivist Tin bereit Hungertod in Kauf zu nehmen

W. ist der zweite hungerstreikende Aktivist, der sich innerhalb kurzer Zeit in medizinische Behandlung begab. Bereits am Mittwochvormittag war einer der Aktivisten in Berlin am Protestcamp vom Rettungswagen abgeholt und ins Bundeswehrkrankenhaus gefahren worden. Der 35-jährige Tin ist inzwischen ins Camp zurückgekehrt und setzt seinen Hungerstreik fort.

"Für mich ist klar, dass ich weiter mache", sagte er der rbb24 Abendschau. Für ein Ende des Streiks könne nur Bundeskanzler Olaf Scholz sorgen, indem er die Forderungen der Aktivisten umsetzt. Der Aktivist Tin sagte, er sei bereit, den Hungertod in Kauf zu nehmen. "Ich bin bereit, soweit zu gehen." Er habe eine Patientenverfügung unterschrieben, damit seine Eltern im Notfall nicht eingreifen könnten. Für ihn sei klar, dass es "bis zum bitteren Ende" gehen sollte.

Von der Gruppe hieß es am Donnerstag, ein dritter Aktivist sei inzwischen in einem kritischen Zustand: Es geht um Wolfgang M., der bereits seit 70 Tagen - und damit von Beginn - an dem Hungerstreik teilnimmt. Auch er verspüre Schmerzen in der Brust, hieß es. Am Wochenende soll er zudem einen grippalen Infekt gehabt haben.

Die Gruppe bekam am Donnerstag allerdings auch neuen Zulauf: Ein weiterer Mann trat in den Hungerstreik, der 41-jährige Berliner Titus F.. Er sagte, er tue dies, weil er sich um seine Nichte und seine Neffen sorge. Es befinden sich damit sechs Personen im Hungerstreik.

Klima-Aktivisten fordern Regierungserklärung - Scholz wohl nicht bereit dazu

"Wir Hungern bis ihr ehrlich seid" fordert von der Bundesregierung, Ziele und Feststellungen zum Klimaschutz in einer Regierungserklärung auszusprechen, darunter die Aussage, dass der Fortbestand der menschlichen Zivilisation durch die Klimakatastrophe extrem gefährdet sei und, dass der CO2-Gehalt in der Luft viel zu hoch sei. Sie fordern ein "radikales Umsteuern" von der Regierung.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will Berichten der Deutschen Presse-Agentur zufolge, die sich auf einen Regierungssprecher beruft, nicht auf die Forderungen eingehen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 16.05.2024, 19:30 Uhr

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