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Audio: Antenne Brandenburg | 27.05.2024 | Elke Bader | Quelle: Elke Bader/rbb

Märkisch-Oderland

28 Wriezener feiern Erwachsenwerden mit Segnung statt Konfirmation oder Jugendweihe

Die Zahl der Kirchenmitglieder ist seit Jahren rückläufig, und damit auch die Konfirmanden. Dennoch möchten viele Jugendliche den Schritt zum Erwachsenen zelebrieren, ohne sich gleich der Kirche zu verschreiben.

Kirchliche Konfirmation oder doch weltliche Jugendweihe? Alternativ bietet die evangelische Kirche in einigen Gemeinden sogenannte Segens- oder auch Lebenswendefeiern an. Sie sollen Heranwachsende religiös begleiten. So haben 28 Schüler der evangelischen Johanniterschule Wriezen (Märkisch-Oderland) am vergangenen Samstag in der Kirche Neuküstrinchen ihren "Segen Gottes" empfangen.

Einer von ihnen ist Vitus aus Bad Freienwalde. "Das Angebot der Segnung ist ähnlich wie die Konfirmation und nicht so ganz kirchlich", erklärt er. "Ich bin halt auch nicht getauft, deshalb eher eine Segnung."

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Christliche Werte ohne Kirchenzugehörigkeit

Gesegnet wurden die nicht getauften Schüler von einem Schulpfarrer. Im Mittelpunkt stehen laut Organisatoren christliche Werte wie Barmherzigkeit oder Demut. Dies sei auch der Grund gewesen, seinen Sohn Vitus segnen zu lassen, sagt Vater Jörg. "Christliche Werte sind auch einfach gute Werte - jedenfalls in vielen, aber nicht in allen Punkten", erklärt der Vater. "Das ist ein schönes Angebot für all die Kinder, die jetzt nicht den Weg in die Institution Kirche gehen wollen."

Christliche Werte und den Glauben lernen die Jugendlichen darüber hinaus auch im Schulalltag in Wriezen kennen. Schüler aller Jahrgänge gestalten tägliche Andachten, sagt Schulleiterin Annette Hollitzer-Bennör. "Bei der Andacht wird auf jeden Fall das Vaterunser gesprochen. Man ist aber nie gezwungen, mitzusprechen, sondern wir wollen das Christliche bekannt machen, die Leute mit dem Glauben in Begegnung bringen."

Der ungezwungene Umgang mit dem Glauben komme bei den Jugendlichen an, sagt Hollitzer-Bennör weiter. So hat mehr als die Hälfte der Jahrgangsstufe 8 am Samstag die Segnung empfangen. Die Gesegneten sind keine Mitglieder der Kirche, betont Friedemann Hanke vom Johanniterorden, einem Stifter der Wriezener Schule. "Wir leben in einer Region und einer Zeit, in der Religion zunehmend etwas Fremdes ist. Und hier ist es etwas, was die Sichtweiten öffnet. Die Segnung ist, dass man sich unter seinen weiteren Lebensweg unter den Segen einer höheren Macht stellt - ob ich jetzt daran glaube oder nicht." Dennoch wollen die Jugendlichen ihr Erwachsenwerden an einem besonderen Feierort begehen, so Hanke weiter.

Deutlich weniger Konfirmationen

Die letzten Zahlen zeigen einen Rückgang der Konfirmationen. So haben im Zuständigkeitsbereich der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) 2023 insgesamt 3.945 Jugendliche an der Konfirmation teilgenommen - und damit circa 350 weniger als Im Jahr zuvor. Das geht aus einer Anfrage des rbb an die EBKO hervor. Zum Vergleich: 2012 hat die Landeskirche noch etwa 5.450 Konfirmanden verzeichnet, was einem Rückgang um etwa 27 Prozent entspricht. Als Grund dafür werden ein allgemeiner Rückgang der Mitgliedszahlen und der demografische Wandel genannt.

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Die Segnungsfeiern sind Anfang der 2010er Jahre auf Bitte von Eltern in Sachsen-Anhalt und Thüringen aufgekommen, die ihre Kinder weder konfirmieren noch an der Jugendweihe teilnehmen lassen wollten. Zahlen für Brandenburg gibt es laut Kirche aber nicht. Diese liegen in der Verantwortung der Gemeinden und werden von der Landeskirche nicht erfasst, wie es heißt. Auch Richtlinien oder andere Vorgaben für die Gestaltung der Zeremonien gebe es nicht.

Dennoch profitiere auch die Kirche von den Lebenswendefeiern, "weil man die Berührung mit einer Religion hat, ohne dass man zu irgendetwas gezwungen ist", erklärt Friedemann Hanke vom Johanniterorden. Später ließen sich dann einige der Gesegneten auch noch taufen. Das gehe aus Rückmeldungen ehemaliger Schüler an die Schulleitung hervor.

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.05.2024, 14:10 Uhr

Mit Material von Elke Bader

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