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Quelle: rbb/Felicitas Montag

Anti-Mobbing-Tag

"Jeder sollte jeden mit Respekt behandeln"

Mit pinken T-Shirts ein Zeichen gegen Mobbing, Rassismus und Ausgrenzung setzen: Das ist die Idee des Pink Shirt Day. Die Aktion wird an Schulen weltweit rund um den Anti-Mobbing Tag am 4. Mai durchgeführt - auch im Barnim. Von Felicitas Montag

Pinke Luftballons, selbstgemalte Banner, Regenbogenflagge: Zum zweiten Mal fand am Donnerstag der Pink Shirt Day an der staatlichen Grund-und Oberschule Schwanebeck (Barnim) statt. Mit diesem Aktionstag will die Schule ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt setzen, sagte Schulleiter Udo Seidler dem rbb: "Gerade Mobbing, Toleranz, respektvolles Miteinander im Schulalltag, das sind Inhalte, die wir im Unterricht auch vermitteln und da dachten wir, es wäre sinnvoll, daraus einen Projekttag zu machen."

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Ursprung des Pink Shirt Day in Kanada

Seidler hat sich dafür vom Pink Shirt Day in Kanada inspirieren lassen. Der Aktionstag entstand im Jahr 2007 im Zuge eines Mobbingvorfalls. Damals wurde ein Junge wegen eines pinken Shirts beleidigt, woraufhin sich zwei Mitschüler mit ihm solidarisierten und am nächsten Tag ebenfalls pinke Shirts trugen. Seitdem symbolisiert der Pink Shirt Day weltweit den Widerstand gegen Mobbing und Ausgrenzung.

Die Grund-und Oberschule Schwanebeck orientiert sich bei der Durchführung am Anti-Mobbing-Tag, der 2012 von den Vereinten Nationen für den 4. Mai ausgerufen wurde. Mit dem Tragen von pinken Shirts allein ist aber nicht getan. In verschiedenen Musik-, Sport- und Kunst-Projekten wurden Schülerinnen und Schüler am Donnerstag für Toleranz und ein respektvolles Miteinander sensibilisiert. Auch Strategien zum Umgang mit Mobbing seien dabei erlernt worden, so Schulleiter Seidler: "Letztendlich geht es um eine Anti-Mobbing-Haltung, die wir den Schülern vermitteln wollen, dir wir als Kollegium vorleben, natürlich angefangen bei der Schulleitung. Wir wollen den Schülern hier auch was mitgeben, für die Zeit auch nach der Schule."

Pink Shirt Day an der Grund-und Oberschule Schwanebeck am 02. Mai 2024. Die Schule setzt mit pinken Lufballons, Flaggen und selbstgemalten Bannern ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Mobbing. | Quelle: rbb/Felicitas Montag

Schülerinnen und Schüler begrüßen Aktionstag

Bei einer Umfrage, die im vergangenen Jahr an der Schwanebecker Schule durchgeführt wurde, gaben 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler an, selbst schon einmal beleidigt oder ausgegrenzt worden zu sein. Einer von Ihnen ist der 17-jährige Tim. Er sei schon in der Grundschule wegen seiner Schüchternheit und Autismuserkrankung gemobbt worden, sagte er gegenüber rbb|24: "Da haben Sie mir dann hinterhergerufen, was bist du denn für ein Behindi!".

Auch an der Schule in Schwanebeck sei er schon aufgrund seiner sexuellen Orientierung als "Schwuchtel" beleidigt worden. Anders als früher, werde er heutzutage aber von seiner Klasse und den Lehrkräften unterstützt. Er findet es wichtig, dass seine Schule ein Zeichen für Vielfalt setzt: "Dass diese Farben nicht nur für Mädchen da sind, sondern dass auch Jungs Pink tragen können."

Anlaufstellen für Betroffene

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Auch die 15-jährige Maja aus der 9.Klasse, die ebenfalls in der Grundschule schikaniert wurde, ist vom Pink Shirt Day begeistert: "Ich finde, der sollte jedes Jahr stattfinden, um nochmal ins Gedächtnis zu rufen, dass man tolerant sein muss." Ihr Eindruck ist, dass Mobbing durch die Sozialen Medien zugenommen hat, "weil sich auch mehr Leute trauen, andere zu beleidigen oder runterzumachen".

Offizielle Zahlen geben ihr recht. Laut einer aktuellen Studie im Auftrag der Krankenkasse Barmer, waren im vergangenen Jahr rund 16 Prozent der Jugendlichen in Deutschland von Cybermobbing betroffen [barmer.de]. Im Jahr 2021 waren es noch 14 Prozent. Demnach erlebe jeder zweite junge Mensch Cybermobbing im direkten persönlichen Umfeld.

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Projekttag schafft Bewusstsein für respektvolles Miteinander

An der Grund-und Oberschule Schwanebeck würden Mobbingvorfälle auch direkt im Unterricht angesprochen, so Zehntklässlerin Amira: "Wenn es ein zu krasses Ausmaß hat, dann geht das auch mal zum Schulleiter. Wir hatten erst jetzt einen Fall, wo jemand immer beleidigende Kommentare abgegeben hat und nach dem Gespräch mit dem Schulleiter hat das aufgehört."

Komplett stoppen lassen sich Mobbing und Ausgrenzung auch mit dem Pink Shirt Day nicht. Das weiß auch Amira. Aber: Der Aktionstag schaffe ein Bewusstsein dafür, wie wichtig gemeinschaftlicher Zusammenhalt ist und "dass wir alle Menschen sind und jeder jeden mit Respekt behandeln sollte."

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.05.2024, 16:10 Uhr

Beitrag von Felicitas Montag

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