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Audio: Radioeins, 10.05.2024, Interview mit Doreen Werner | Quelle: picture alliance/dpa-Zentralbild/A.Franke

Mückenalarm

Was die kleinen Blutsauger anlockt und wie man sie wieder los wird

Kaum ist man draußen, summen einem derzeit Stechmücken um die Ohren - und zwar besonders viele davon. Oder? Mückenforscherin Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Argrarlandschaftsforschung (ZALF) verrät, ob alles im normalen Bereich ist.

rbb: Hallo Frau Werner. Sind das verdammt viele Stechmücken verdammt früh in diesem Jahr - oder fühlt sich das nur so an?

Doreen Werner: Wir haben in diesem Jahr sozusagen "normale" Witterungsverhältnisse. Gut - es war zeitig im Jahr sehr warm. Das hat natürlich die frühe Entwicklung von Insekten sehr begünstigt. Aber wir haben normale Niederschläge gehabt in vielen Regionen Deutschlands. Dadurch kommen die Mücken gut zur Entwicklung. Nach zwei sehr trockenen Jahren fällt uns das nun besonders auf. Aber eigentlich ist alles im normalen Bereich.

Pilotprojekt vorgestellt

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Hat die Existenz von Mücken irgendwelche Vorteile?

Die Mücke hat nichts anderes im Sinn, als ihre Art zu erhalten. Dafür braucht sie eine Blutmahlzeit, um ihre eigenen Eier reifen lassen zu können. Im Garten ist es natürlich so, dass die Mücken und Insekten überhaupt in ihrer Vielfalt eine wichtige Nahrungsgrundlage für andere Tiere sind. Viele Singvögel, Fledermäuse und andere räuberisch lebende Insekten ernähren sich von erwachsenen Mücken, wenn diese fliegen. Mückenlarven in größeren Gewässern werden auch von Fischen, Reptilien und Amphibien gefressen. Sie sind ziemlich wichtig, unsere Mücken.

Wie hält man die Mücken wirksam vom Menschen fern?

Mücken fliegen auf unsere Ausatemluft, also das von uns produzierte Kohlendioxid. Das können wir nicht abstellen, denn wir müssen ja atmen. Daher sind wir immer attraktiv. Aber wir können auf unsere Haut einwirken. Es ist nicht derjenige attraktiv für Mücken, der für unsere Nase unangenehm duftet. Da geht es um ganz feine Nuancen im menschlichen Schweißgeruch, die wir mit sogenannten Repellents überdecken können. Wem da welches Mittel hilft, muss jeder individuell ausprobieren. Denn hinzu kommt ja noch der Kohlendioxid-Ausstoß. Und den einen oder anderen macht die Kombination aus Schweiß plus Ausatemluft besonders attraktiv.

 

Viele schwören auf Kokosöl, Citronella-Räucherkerzen oder Elektrodampf-Geräte.

Einiges ist sinnvoll, anderes nicht. Vieles ist Geldmacherei. Denn wie gesagt: die Ausatemluft bleibt. Menschen, die nicht so einen hohen Kohlendioxidausstoß haben, sind auch nicht so geplagt. Ihnen helfen dann auch einfachere Mittel wie beispielsweise Kokosöl.

Und wenn man dann Stiche hat – was hilft dann?

Letztendlich geht es um eine Einstichstelle, also eine eröffnete Hautpartie. Dort können sehr leicht Dreck oder Bakterien eindringen. Was die Menschen zum Arzt treibt, sind dann Sekundärinfektionen, durch selbstverursachte Entzündungen an der Einstichstelle. Nicht kratzen ist das A und O.

Empfehlen kann ich einzig die kleinen Bimetall-Streifengeräte, die Hitze abgeben. Da weiß ich aus unterschiedlichen Versuchen, dass sie wirklich funktionieren.

Früher Saisonstart

Stechmücken schlüpfen schon

Inwiefern ist eigentlich die vielbesprochene Tigermücke gemeiner als die handelsüblichen Stechmücken?

Die Tigermücke ist weltweit auf die Reise gegangen. Wir haben sie in vielen Regionen. Weil sie eine hohe Kompetenz mitbringt, Krankheitserreger übertragen zu können, schauen wir auf sie. Wir wissen, welche Gefahr von ihr ausgeht. Aber in Deutschland hat sie per se noch keine Erreger übertragen.

Aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht mehr bei null. Auch wenn sie sehr gering ist. Denn das Zusammentreffen dieser Mücke muss beispielsweise mit einem infizierten Reiserückkehrer stattfinden, damit sie sich selbst infiziert. Aber aus diesem Grund müssen wir wissen, wo diese Tigermücken-Populationen sich etabliert haben – um sie klein zu halten. Unter anderem deshalb sind wir auch daran interessiert, dass alle mitmachen bei unserem Mückenatlas [mueckenatlas.com].

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview führte Julia Menger, Radioeins. Der Text ist eine gekürzte und redigierte Fassung.

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.05.2024, 12:10 Uhr

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