Spreewaldkonferenz in Lübbenau
Der Spreewald verschlammt zusehends. An manchen Orten beträgt die Wassertiefe nur noch rund 20 Zentimeter. Das könnte den Tourismus spürbar ausbremsen. Nun könnte eine Lösung wieder aufgegriffen werden, die bereits zu DDR-Zeiten geholfen hat.
Lehde, ein Ortsteil von Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz), ist ein typisches Beispiel für Spreewaldidylle. Der Ort ist nur mit dem Kahn erreichbar und zieht jährlich tausende Besucher an. Noch.
Denn unter der Wasseroberfläche sieht es trüb aus in Lehde. In den Fließen befindet sich so viel Schlamm, dass die Wassertiefe zum Teil nur noch 20 Zentimeter beträgt. Zu wenig für Paddelboote oder gar für Spreewaldkähne. Die Fließe waren deshalb ein Thema bei der Spreewaldkonferenz am Mittwoch in Lübbenau.
Dass der Schlamm zum Problem wird, merkt vor allem Steffen Franke von der örtlichen Kahnfährgenossenschaft. Er stakt unzählige Touristen durch den Spreewald. Doch der Schlamm wird nicht nur zur Gefahr für den Tourismus. Ein höherer Wasserstand sei nötig, um Niedrig- oder Hochwassersituationen bewältigen zu können. "Da braucht man eine gewisse Gewässertiefe, um Wasser abzuführen oder eben speichern zu können", so Franke.
In einem Dorf wie Lehde ist der Fließschutz außerdem zugleich Katastrophenschutz. Auf verschlammten Fließen kann der Feuerwehrkahn nicht fahren.
Auch die Fische leiden unter dem fauligen Schlamm am Boden. Der ist allerdings kein neues Problem, sagt Rainer Schloddarick vom Wasser- und Bodenverband Oberland Calau. Jedes Jahr falle im Herbst das Laub in die Spree. "Wir haben keinen reißenden Gebirgsbach, der das Laub abtransportiert", so Schloddarick. Stattdessen sinken die Blätter auf den Boden und verfaulen dort.
Es sei wie in einem Gartenteich, so der Experte. Wenn dort Laub am Boden verfaule, entziehe das dem Gewässer den Sauerstoff. Mittelfristig könnten auch im Spreewald Fische daran sterben. "Also, das Sediment muss raus", so Schloddarick.
Zu DDR-Zeiten waren regelmäßig Bagger auf den Fließen unterwegs. Der ausgehobene Schlamm wurde dann auf den Wiesen und Feldern versprüht. In den vergangenen Jahrzehnten war das nicht mehr möglich, weil der Schlamm als Sondermüll deklariert wurde und teuer abtransportiert werden musste. Immer seltener ist der Schlamm deshalb in den letzten Jahren entfernt worden.
Schloddarick will sich dafür einsetzen, dass dieses Verfahren wieder genutzt wird. Auf einem 500 Meter langen Fließabschnitt ist deshalb wieder Schlamm entlang der Fließe abgelagert worden. Fünf Jahre ist das jetzt her - mittlerweile ist die Fläche wieder bewachsen. "Das Zeug ist halt nicht giftig, es ist natürlich entstanden und wird natürlich verwertet", sagt Schloddarick.
Das muss allerdings erst durch mehrere Untersuchungen bestätigt werden. Schloddarick hält dennoch an seinem Ziel fest. Dies sei die billigste Variante, den Schlamm aus den Fließen zu bekommen.
Hoffnung machte ihm am Mittwoch Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel bei der Spreewaldkonferenz. Noch in diesem Jahr könnte es demnach eine Lösung geben. "Wir gehen davon aus, dass die Sedimente im Spreewald unbelastet sind", so der Grünen-Politiker. Das müsse zwar zunächst noch aufwendig beprobt werden, wenn sich das Verfahren aber eingespielt habe, könnte es wieder "Verhältnisse wie früher" geben, sagte Vogel.
Ein Bauer aus der Region hat bei der Konferenz bereits sein Interesse am Sedimente-Schlamm bekundet.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 08.05.2024, 19:30 Uhr
Artikel im mobilen Angebot lesen