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Wendischer Nachmittag des niedersorbischen Sprachprojekts "Zorja" in Dissen | Quelle: Maximilian Hassatzky

"Zorja" in Dissen (Spree-Neiße)

Erster Sorbisch-Vollzeitkurs nach zehn Monaten beendet

Gemeinsam den Alltag verbringen, Essen kochen, Lieder singen, Geschichten erzählen - und das alles in Sorbischer Sprache. Zehn Monate haben die Mitglieder im Projekt "Zorja" in Vollzeit Niedersorbisch gelernt, am Freitag endete es mit den Zeugnissen.

Als Sprachnest war er bezeichnet worden, der alte Bauernhof im Spreewalddorf Dissen (Spree-Neiße), der für zehn Menschen zu ihrer neuen Arbeitsstätte wurde. Zehn Monate ist das nun her - am Freitag haben die Teilnehmer des Sprachprojektes "Zorja" (Deutsch: Morgenröte) ihre Zeugnisse erhalten.

Zorja war eine Neuheit in der Niederlausitz. Erstmals sollten die Teilnehmer des Kurses nicht einfach neben der Arbeit eine Fremdsprache lernen - sie sollten in die Sprache eintauchen. Immersion nennt sich dieses Prinzip, bei dem nicht einfach stumpf Vokabeln gepaukt und vorgefertigte Dialoge nachgesprochen werden sollen, sondern sich die Sprache auf natürlichem Weg entwickelt. Klassischen Frontalunterricht gab es nicht, dafür viele gemeinsame Mittagessen.

Dafür haben die Teilnehmer sogar Stipendien bekommen. Zwischen 600 und 1.300 Euro monatlich sollten dafür sorgen, dass sich alle voll auf das Projekt konzentrieren können: sechs Stunden täglich, zehn Monate lang. Finanziert wurde das Ganze aus Mitteln für den Lausitzer Strukturwandel nach dem Braunkohleausstieg - 300.000 Euro jedes Jahr.

Lernkonzept für Sorbisch/Wendisch

Willkommen im "Sprachnest"

Zehn Monate lang lernt eine Gruppe Freiwilliger auf einem ehemaligen Bauernhof Niedersorbisch. Mit einem neuartigen Konzept sollen und wollen sie die Sprache erhalten - und werden dafür sogar bezahlt. Von A. Anders-Lepsch und F. Ludwig

Sorbischkönner, amtlich bestätigt

Vorbild für Zorja waren Projekte anderer Minderheiten, erklärte der Verantwortliche, Maximilian Hassatzky zu Beginn des Projektes. "Die Bretonen in Frankreich haben das, einige indigene Völker in Nordamerika haben das", erklärte er im September 2023.

Die Gründe für die Teilnahme waren unterschiedlich. Eine Teilnehmerin wollte mit 47 noch einmal etwas lernen, das sie persönlich voranbringt, ein anderer hat eine Niedersorbin geheiratet, die gemeinsame Tochter soll zweisprachig aufwachsen.

Am Freitag ist es vor allem großer Jubel, der in Dissen zu hören ist. Alle Teilnehmer erhalten ihre Zertifikate, nun ist amtlich bestätigt, dass sie sich auf sorbisch verständigen können. Für die Künstlerin Hella Stoletzki, eine der Teilnehmerinnen hat es sich gelohnt. Bei ihren Projekten kann sie sich nun auf Niedersorbisch unterhalten. Sie ist selbst Sorbin, die Sprache ein wichtiger Teil der Kultur. Sie könne nun flexibler mit der Sprache umgehen, freut sie sich.

Nächster Kurs schon in Planung

Auch für den nächsten Kurs gibt es schon Bewerbungen, sagt Maximilian Hassatzky. Der soll danne rneut im September beginnen. "Das ist ein gutes Zeichen für die Zukunft", sagt Hassatzky. Nun will er demonstrieren, dass es sogar möglich ist, jedes Jahr zwei Sprachnester zu füllen. Den Geldgebern und damit der Politik will er zeigen: "Kuckt hier, es gibt eine große Zahl von Leuten, die ihr Leben zehn Monate pausieren, nur um die Sprache auf einem guten Niveau zu erlernen."

Der erste Jahrgang hat sich fest in die sorbische Gemeinschaft integriert, sagt auch Lehrerin Franziska Albert. Für den ersten Jahrgang soll die Tür zum Sprachenst immer offen stehen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 28.06.2024, 16:40 Uhr

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