Wildtier in der Stadt
Der Fischotter ist zurück in Berlin - nachdem er als hier ausgestorben galt. Nach sporadischen Sichtungen und Spuren wurde nun wieder Nachwuchs im Stadtgebiet nachgewiesen. Doch das Tier ist auch neuen Gefahren ausgesetzt.
Schlechte Wasserqualität und dicht bebaute Ufer: Lange galten Fischotter in Berlin als ausgerottet, seit den 60ern stehen sie unter strengem Schutz, in den 90er Jahren nehmen die Bestände wieder zu. Ebenso wurden die Tiere im 18. und 19. Jahrhundert intensiv bejagt, da sie als Nahrungskonkurrent zum Menschen gesehen wurden und ihr Fell begehrt war. In den vergangenen Jahren konnte sich ihre Population dank Tier- und Naturschutz wieder erholen und wurde vor allem im Ostteil Berlins gesichtet. Der moderne urbane Raum birgt allerdings für Fischotter auch viele Gefahren.
Denn dem Fischotter fehlt es an Wohnraum in der Stadt: "Hier wird ja viel gebaut, dicht ans Ufer ran und dann bleibt nur ein ganz schmaler Streifen oder gar kein Streifen als Lebensraum übrig", so Marco Philippi von der Deutschen Umwelthilfe. Die Wohnhöhlen seien aber essentiell für die Tiere, denn dort schlafen sie oder ziehen ihre Jungen auf. Künstliche Verstecke könnten den Tieren helfen, sich besser anzusiedeln.
Ein weiteres Problem für die mobilen Tiere sind der Straßenverkehr und Brücken, die keinen Uferstreifen unterhalb der Brücken aufweisen. In so einem Fall klettert der Fischotter auch mal aus dem Wasser und wird dann überfahren. "Ideal wäre es, wenn alle Brücken der Spree mit einem Landweg für Fischotter gestaltet wären", sagt Kristina Roth, Naturschützerin der Stiftung Naturschutz dem rbb. Dann könnten die Tiere sich abseits vom Straßenverkehr fortbewegen. Aber auch der Mensch stört die Wassermarder. Diese Tiere sind menschenscheu und nachtaktiv - Motorboot-Lärm in der Nacht auf den Berliner Gewässern störe die Fischotter, so Roth. Sie wünscht sich mehr Rücksichtnahme.
Vor allem in Gewässern im Osten der Stadt scheint sich der Fischotter wohl zu fühlen. Auf Wildtierkameras sind zum Beispiel verspielte Otter bei Nacht zu sehen. Aber sie hinterlassen auch zahlreiche "klassische" Spuren - zum Beispiel Fischschuppen. "Wenn die Schuppen hier so rumliegen, deutet das darauf hin, dass er hier seine Beute verzehrt hat", so Kristina Roth. Auch Kotspuren weisen auf den Fischotter hin. In diesem sind Reste der Beutetiere zu sehen, die der Wassermarder nur grob verdaut, ebenso weist der Otterkot einen spezifischen Geruch auf, mit dem er sein Revier markiert.
Ob sich der Fischotter wieder dauerhaft in Berlin ansiedelt, ist aber derzeit noch nicht geklärt.
Sendung: rbb24 Abendschau, 23.06.2023, 19:30 Uhr
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