Aktion für Tourismus und altes Handwerk
Seit hunderten Jahren wird Holz auf Flüssen transportiert, indem die Baumstämme zu einem Floß zusammengebunden werden. An diese Tradition erinnern derzeit auch polnische und deutsche Flößer auf der Oder. Sie wohnen und arbeiten zwei Wochen auf einem Nachbau.
Ein großes Holzfloß mit 60 Metern Länge und ohne Motor ist aktuell auf der Oder unterwegs. Es ist eine von polnischer Seite initiierte Werbetour für den Grenzfluss und den Oder-Tourismus, wie es von den Veranstaltern heißt. Den Angaben zufolge schwimmt das Wassergefährt seit Anfang Juni von Brzeg Dolny (Woiwodschaft Niederschlesien) auf insgesamt 360 Kilometer bis zum Ziel Gozdowice bei Güstebieser Loose (Märkisch-Oderland).
Am Dienstag machten die Initiatoren vom polnischen Verband der Flößer, Bootsbauer und Steuermänner einen Zwischenstopp in Urad/Aurith in der Gemeinde Ziltendorf (Oder-Spree). Dort hieß es gegenüber dem rbb, dass mit der Aktion auch auf die langjährige Tradition des Holztransports aufmerksam gemacht werden soll. 2022 wurde die traditionelle Flößerei in die Unesco-Liste des immateriellen Weltkulturerbes der Menschheit aufgenommen.
Im Mittelalter war es vor allem Holz, dass aus den Wäldern über Flüsse in verschiedene Orte gebracht wurde, erklärt Arkadiusz Drudis, vom Kulturverein "Oderfloß". Entsprechend sei das Floß nach alter Bautradition aus dicken Baumstämmen gefertigt worden. "Diese Tradition ist sehr alt, mehr als 400 Jahre", sagt Drudis. Auf dem Wasserfahrzeug stehen drei kleine Hütten zum Schlafen und eine Feuerstelle. Dort kochen sich die Flößer auch ihren Eintopf, berichtet Mitfahrer Rainer Binte aus Letschin (Märkisch-Oderland). "Ich bin dazu gekommen, weil die in jedem Jahr durchfahren. Ich habe mich mit den Jungs gut vertragen, und seitdem sind wir eine Familie."
Teamwork unter den Flößern sei bereits früher wichtig gewesen, so Binte. Denn oft sei das Holz aus den waldreichen Regionen wochenlang über die Flüsse transportiert worden. In der Gemeinschaft wurden Fertigkeiten und Techniken entwickelt, die bis heute weitergegeben werden. Insgesamt vier Tage lang haben die Vereinsmitglieder an diesem Floß gebaut, sagt Binte. "Es ist alles von Hand gefertigt, die Baumstämme aneinander. Und das Wichtigste ist, dass es lenkbar ist, mit Bolzen, an denen das Ruder gehalten wird." Die Ruder seien aus Kiefernholz handgefertigt.
Die Fahrt selbst sei ebenfalls ein Abenteuer, so Binte. "Das muss man erlebt haben: die Natur, die Leute sowieso und auch wenn es regnet, ist es schön." Nach weiteren Aufenthalten am Mittwoch in Frankfurts Nachbarstadt Slubice und am Donnerstag im Hafen von Kienitz der Gemeinde Letschin soll das Floß dann am kommenden Wochenende in Gozdowice anlegen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 19.06.2024, 14:40 Uhr
Mit Material von Elke Bader
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