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Quelle: imago images/Dreamstime

Pro-palästinensische Proteste angekündigt

Lehrer verteidigen abgesagte Abifeier in Berlin-Tiergarten

Der Krieg in Gaza führt auch an Berliner Schulen zu Spannungen. Nach der Absage einer Abifeier geht die Diskussion weiter - Lehrer melden sich zu Wort und die Berliner Senatorin für Bildung schaltet sich ein.

Nach der Absage einer geplanten Abiturfeier wegen angekündigter politischer Proteste im Kontext des Gaza-Kriegs hat die Lehrerschaft die Entscheidung verteidigt.

"Wir möchten nicht riskieren, dass im Rahmen einer Schulveranstaltung Sachverhalte unausgewogen dargestellt und Menschen bedroht, beleidigt oder unter Druck gesetzt werden oder ihre Sicherheit sogar gefährdet wird", heißt es in einem offenen Brief der Lehrerinnen und Lehrer auf der Internetseite des Gymnasiums Tiergarten [www.gymnasium-tiergarten.de].

"Ein beträchtlicher Teil des diesjährigen Abiturjahrgangs hatte den Plan, seinem Protest gegen die Situation der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen bei der diesjährigen Abiturverleihung 'standhaft' und ohne vorherige Absprache mit der Schule Ausdruck zu verleihen", heißt es in dem Brief weiter. "Es wurde dabei explizit dazu aufgerufen, auch dann fortzufahren, wenn die Lehrkräfte zum Aufhören auffordern würden." Das Vorhaben werde demnach von "ca. der Hälfte des Jahrgangs unterstützt. Gleichzeitig fühlten sich einige Schüler:innen stark unter Druck gesetzt, sich der Aktion anzuschließen", so die Lehrerschaft weiter.

Propalästinensische Proteste angekündigt

Berliner Gymnasium sagt Abiturfeier wegen Angst vor Ausschreitungen ab

Im Kontext mit dem Gaza-Krieg kommt es nicht nur an Berliner Unis zu Protesten, sondern auch an Schulen. Abiturienten eines Gymnasiums bekommen das nun zu spüren. Die Abiturfeier wurde wegen angekündigter Proteste abgesagt.

Diese Tatsache, vor allem aber die nicht zu gewährleistende Sicherheit aller Teilnehmenden, hätte "keine andere Möglichkeit" zugelassen, als diese Veranstaltung abzusagen. "Wir als Kollegium bedauern diesen Schritt ausdrücklich. Gleichwohl stehen wir klar hinter der Entscheidung der Schulleitung, der Schulsozialarbeit und der erweiterten Schulleitung", heißt es in dem Brief, über den zunächst der Tagesspiegel berichtete.

Bildungssenatorin Günther-Wünsch steht "fest an der Seite" der Schulleitung

Auch die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) unterstützt den Schritt: "Ich stehe fest an der Seite der Schulleitung und des Lehrerkollegiums in ihren Entscheidungen", sagte sie dem "Tagesspiegel". "Wir werden keine Bedrohungen, Hassbekundungen und antisemitischen Äußerungen dulden und weiterhin gemeinsam gegen jegliche Störungen restriktiv vorgehen", sagte sie. Dies gelte sowohl für den Unterricht als auch für sämtliche schulische Veranstaltungen, so die Senatorin.

Etwa 50 Teilnehmende

Pro-palästinensisches Protestcamp an der FU Berlin errichtet

Suche nach Lösung geht weiter

Schule und Bildungsverwaltung prüfen derzeit, in welcher Form die Abiturzeugnisse doch feierlich übergeben werden können. Die Idee, die Zeugnisse in kleinen Gruppen in der Schule vom jeweiligen Tutor ohne Eltern in Empfang nehmen zu können, kam nach Medienberichten nicht gut an.

Zugleich riefen pro-palästinensische und israelfeindliche Gruppen in sozialen Medien zu Protestkundgebungen vor der Schule an jenem 5. Juli auf, wie es auch in der "Berliner Morgenpost" hieß.

Der Gaza-Krieg führt an den Berliner Schulen zu einer teils angespannten und aufgeladenen Stimmung. Bereits wenige Tage nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 gab es in diesem Zusammenhang an einem Neuköllner Gymnasium sogar eine gewalttätige Auseinandersetzung zwischen einem Schüler und einem Lehrer.

Sendung: rbb24 Abendschau, 23.06.24, 19:30 Uhr

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