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Audio: Radioeins | 20.06.2024 | Magnus von Keil | Quelle: settle-in-berlin.com

Spiel "Berlin Flat Quest"

Online-Game simuliert den frustvollen Berliner Wohnungsmarkt

Eine Bewerber-Schlange, die bis zum Bäcker um die Ecke reicht. Mitbewohner, die sich als Nudisten herausstellen oder 1.000 Euro für ein paar Quadratmeter: alles nicht neu auf dem Berliner Wohnungsmarkt. Ein Browser-Game will darauf nun spielerisch vorbereiten.

Ohne Zweifel gehört Berlin zu den aufregendsten Städten Deutschlands. Ohne Zweifel ist die Suche nach einer Wohnung aber auch - milde formuliert - besonders schwer in dieser Stadt. Wenig Wohnraum, viele Bewerber, horrende Mietpreise. Die Erfahrungen, die ein ehemaliger Expat und seine Bekannten über die Jahre gesammelt haben, sind nun spielbar. 'Berlin Flat Quest' [settle-in-berlin.com] nennt sich das Online-Game, das durch keine aufwendige Grafik oder Mechanik heraussticht - dafür aber mit der einen oder anderen Botschaft.

Bevor es losgeht, macht das Spiel erst einmal klar: "Die Mietpreise haben sich seit 2011 fast verdoppelt" und es würden zehntausende Wohnungen in Berlin fehlen. Und dann kommt die Frage: "Wird es dir gelingen eine Wohnung zu finden, bevor dein Geld ausgeht?" Das Spiel geht los.

Die Spielerinnen und Spieler können dann auswählen, welcher Typ sie sind. Man kann sich zum Beispiel als Student, als "Kreativer" oder David Bowie in den Wohnungsmarkt stürzen. Durch das Anklicken weiterer Merkmale, gibt ein Balken an, wie groß die Chance ist, in Berlin eine Wohnung zu finden. Ein "Vollzeitjob" etwa lädt den Balken auf, ein ausländisch klingender Name - statt eines deutschen Namens - hingegen reduziert ihn.

Berlin und Umland

Hier sind die Mietpreise besonders hoch

In allen Berliner Bezirken sind die Preise der angebotenen Mietwohnungen 2023 stark angestiegen. In welchen Ecken in Berlin es besonders teuer und wo es noch günstig ist, zeigt der neue Wohnungsmarktreport. Von A. Bordel und G. Gringmuth-Dallmer

Mehr Konkurrenz durch "hochbezahlte Tesla-Ingenieure"

Das Game sollte nicht zu ernst genommen werden. Und so sieht es sicherlich auch nicht aus. Dennoch kommt es immer wieder mit der einen oder anderen Information um die Ecke, wie etwa eine über die Tesla-Fabrik in Grünheide (Oder-Spree). "Elon Musk will Berlin zum neuen Mekka der deutschen Automobilindustrie machen. Hochbezahlte Ingenieure überfluten deshalb den Markt, das heißt: mehr Konkurrenz." Dazu der Tipp: "Schau nach Wohnungen außerhalb des Rings."

Auch wird der Spieler - nachdem er sich laut Story gerade an einer 70 Meter langen Bewerber-Schlange vorbeigedrängelt hat - vom Vermieter gefragt: "Die Miete beträgt 1.700 Euro für Quadratmeter. Du verdienst mindestens das Vierfache, richtig?" Man kann anklicken, ob man das Zweifache oder sogar Siebenfache verdient oder ob man seinen Gehaltsnachweis gefälscht hat.

Ein anderes Mal stellt sich der potentielle Mitbewohner als Nudist heraus, und auch dazu gibt es Fragen, die beantwortet werden können. Real Life Berlin eben, oder?

Eine Story über Ungleichheit, Zufall und Ungerechtigkeit

Hinter dem simplen Browser-Game steckt der 32-jährige Franzose Bastien Allibert, der nach eigenen Angaben mit seiner Frau und seinen Kindern in Berlin-Neukölln lebt. Er wolle seine über die Jahre angesammelte Erfahrung auf dem Wohnungsmarkt und in der Bürokratie für Neulinge zur Verfügung stellen, schreibt er über sich auf seinem Blog. Das Spiel erzähle eine Story über "Ungleichheit, Zufall und Ungerechtigkeit" und "wie Kräfte, die größer sind als wir, entscheiden, wo wir in der Stadt leben können."

Berlin Flat Quest ist am Ende natürlich kein "normales" Spiel. Aber wer Lust auf Berliner Geschichten hat oder sich sicher sein will, nicht allein damit zu sein, keine bezahlbare Wohnung in der Stadt zu finden, kann es ausprobieren.

Sendung: Radioeins, 20.06.2024, 06:40 Uhr

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