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Video: ARD-Mediathek - Welcome to Berlin! | 13.06.2024

Welcome to Berlin | Stand-Up-Comedienne

"In Berlin lerne ich, ein dickeres Fell zu bekommen und nicht mehr so naiv zu sein"

Larissa ist Stand-Up-Comedienne. Ihr großes Thema auf der Bühne wie im Leben ist ihr Single-Dasein. Vor sechs Jahren ist sie vom Rheinland nach Berlin gezogen: Die Stadt soll zum Neuanfang für sie werden. Hat das geklappt?

Berlin wächst. In 2023 sind rund 28.000 Menschen nach Berlin gezogen - aus den unterschiedlichsten Gründen. Für viele ist diese Stadt vor allem ein Sehnsuchtsort. Sie wollen sich hier einen Traum erfüllen: von einer Karriere, einem neuen Leben, von Freiheit. Welcome to Berlin!
rbb|24 fragt: Wer sind sie - und wie ist es ihnen ergangen?

Zum Beispiel: Larissa Magnus, 28 Jahre alt, eigentlich Dorfkind und Dauersingle, mittlerweile Comedienne. Aufgewachsen bei ihrer Oma in Ockenfels, Rheinland-Pfalz, zieht dann nach Bonn - und wird durch Zufall Stand-Up-Comedienne: Als sie im Publikum bei einer Comedy-Show sitzt, wird sie auf die Bühne geholt und erzählt vom ihrem Single-Leben. Das kommt so gut an, dass Larissa Magnus aus der Not eine Karriere macht. Seit sechs Jahren ist die Neuberlinerin Comedienne. Dem Thema Single-Dasein ist sie auf der Bühne treu geblieben.

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Welcome to Berlin ‧ Neu in der Stadt

Ich finde es total schön, dass hier in Berlin so viele Leute was mit Kunst machen, weil man sich austauschen kann und weil es so supported wird. Keiner macht sich darüber lustig, dass man so was Verrücktes macht wie Comedy. Normalerweise bist du sehr oft die einzige Frau im Line-up bei größeren Shows, aber das wird mittlerweile ein bisschen normaler.

Man muss sich als Frau einfach sehr viel anhören. Ich habe ganz oft unter Videos Kommentare wie: Die ist nicht witzig oder die hat sich hoch geschlafen oder die sieht einfach nur gut aus. Und ich habe auch teilweise Anmoderation bekommen, wo ich dann auf die Bühne gegangen bin und mir dachte: Ich fühl mich jetzt nicht so wohl. Das muss man dann aushalten und, ich glaub, bei vielen Frauen ist die Bereitschaft dafür nicht so groß.

Berlin ist ein sehr guter Ort für Comedy. Es gibt viele Clubs, viele Veranstalterinnen und Veranstalter und viele Comedians. Hier gibt es eine richtige Szene und die ist auch groß. Da kannst du an einem Abend bis zu sechsmal spielen, wenn du willst.

Wenn ich in Köln spiele, geht es mehr um die Stimmung. Da ist ja auch viel mit Karneval und viel mit Schaukeln. Da passiert sehr viel durch Energie, durch Liebe. Und da lachen die dann eigentlich schon. Wenn du in Berlin mit zu viel Energie und zu viel Liebe hingehst, dann sind die davon teilweise überfordert. Es ist auf jeden Fall ein ehrliches Publikum. Du weißt, wenn die Leute lachen, dann ist das gut. Wenn das hier in Berlin funktioniert, dann kannst du das in allen Städten spielen.

Welcome to Berlin | Russisches Paar

"Wir haben endlich angefangen, unser Leben zu leben, ohne Angst zu haben"

Vor einem Jahr sind Sergej und Evgeny nach Berlin gezogen. Sie wollten ohne Scham und Ängste zusammen sein können. In Moskau wussten nur ihre engsten Freunde, dass sie ein Paar sind. Hier ist das anders. Wie empfinden sie die Unterschiede?

Berlin war ein Neuanfang für mich. Ich dachte mir, ich gehe jetzt nach Berlin und finde so ein bisschen zu mir. Die letzten acht Jahre, in denen ich Single war, war ich immer sehr festgefahren in dieser Vorstellung, einen Freund zu haben und hab mich dann irgendwie auch immer von den Männern einlullen lassen. Ich glaube, ich musste dann einfach mal weiter weg von der Heimat, um für mich herauszufinden: Wer bin ich und was will ich?

Als ich nach Berlin gekommen bin, war es auf jeden Fall ein großer Punkt, an meiner Selbstliebe zu arbeiten und auch an meinen Selbstzweifeln. In Bezug auf Männer habe ich gemerkt, dass ich irgendwie ein Problem habe, zu vertrauen und mich zu binden. Deswegen habe ich nochmal eine Therapie angefangen, die mir dabei helfen soll, das alles besser zu verstehen.

Mental Health finde ich ein sehr, sehr wichtiges Thema und auch, dass man offen darüber redet und sich dafür nicht schämt. Ich für meinen Teil gehe damit sehr offen um und spreche in meinem Freundeskreis, aber auch auf der Bühne darüber.

Ich glaube, dass ich in Berlin lerne, ein dickeres Fell zu bekommen, und nicht mehr so naiv zu sein. Berlin hat es geschafft, dass ich so ein bisschen mehr in meine Mitte komme. Vielleicht weil außen so viel passiert. Ich bin zwar 28, aber ich merke, dass ich hier irgendwie erwachsen werde.


Gesprächsprotokoll: Stefanie Stoye

 

Sendung: ARD-Mediathek - Welcome to Berlin, 16.06.2024

Beitrag von Stefanie Stoye

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