Verdi ruft zu fünftägigem Kita-Streik in Berlin auf
Bis Freitagvormittag hat die Gewerkschaft Verdi auf eine Antwort des Senats gewartet, doch die blieb offenbar aus. Und so kommt es, wie bereits angedroht: Ab Montag bleiben die kommunalen Kitas in Berlin für die ganze Woche geschlossen.
Die Gewerkschaft Verdi macht ihre Androhung wahr und ruft die Beschäftigten der kommunalen Kitas in Berlin ab Montag für fünf Tage zum Streik auf. Der Berliner Senat verweigere auch weiterhin die Aufnahme von Verhandlungen über einen Tarifvertrag, begründet Verdi in einem Schreiben vom Freitag die Arbeitskampfmaßnahme. Die Gewerkschaft will per Tarifvertrag u.a. kleinere Kita-Gruppen und mehr Zeit für Ausbildung in den Einrichtungen durchsetzen.
"Auch nach dem siebten Streiktag von ca. 3.000 pädagogischen Fachkräften der Kita-Eigenbetriebe blockiert der Senat damit weiterhin eine konstruktive Lösung im Sinne der Beschäftigten, der Eltern und der Kinder. Dies ist ein Schlag ins Gesicht der streikenden pädagogischen Fachkräfte, die sich für den Erhalt ihres Berufs einsetzen", heißt es darin weiter. Vor diesem Hintergrund rufe Verdi ab Montag zu einem fünftägigen Streik in den Kita-Eigenbetrieben auf.
Am heutigen Donnerstag wird in Berliner Kitas erneut gestreikt, und nächste Woche droht sogar komplett der Wegfall der Kita-Betreuung für 30.000 Kinder. Die Verhandlungen mit dem Senat sind festgefahren. Sebastian Schöbel erklärt die Hintergründe.
Täglich Kundgebungen geplant
Die Gewerkschafter hatten bereits vor einigen Tagen diesen einwöchigen Streik angedroht, wollten aber eine letzte Frist für Gespräche bis Freitagvormittag abwarten. "Wir sind empört, wie sich Vertreter der Politik die Situation in den Kitas schönreden. Wir haben eine dramatische Krise in den Kitas, die noch dramatischer wird, wenn der Senat jetzt nicht endlich für Entlastung sorgt. Deshalb haben wir keine Wahl als jetzt unseren Streik zu verschärfen", erklärt Dana Griesche, pädagogische Fachkraft im Kita-Eigenbetrieb Südost.
Verdi plant an jedem Streiktag ab 11 Uhr Kundgebungen in Berlin, darunter vor den Berliner CDU- und SPD-Zentralen, vor der Geschäftsstelle der der Tarifgemeinschaft deutscher Länder in Mitte sowie vor der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie.
An den städtischen Kitas wird wieder gestreikt und Eltern geraten erneut in Not. Wer betreut jetzt die Kinder? Darf ich einfach zu Hause bleiben? Kann mein Chef mich feuern, wenn ich nicht zur Arbeit kommen kann? Anja Dobrodinsky klärt über Arbeitnehmerrechte auf.
Finanzsenator Evers verweist auf Tarifgemeinschaft der Länder
Finanzsenator Stefan Evers (CDU) kritisierte Verdi zuletzt bei der Sitzung im Abgeordnetenhaus vor zwei Wochen und sprach von "Sinnlosstreiks auf dem Rücken der Kinder und Eltern". Nach seinen Angaben kann das Land Berlin nicht über einen entsprechenden Tarifvertrag verhandeln, mit dem Verdi unter anderem Regelungen zu Gruppengrößen und zum Ausgleich von Belastungen festschreiben will. Evers argumentiert, Berlin sei Mitglied der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) und könne deshalb in solchen tarifrechtlichen Fragen nicht allein entscheiden.
Verdi kritisiert diese Haltung als nicht glaubwürdig. "Finanzsenator Evers schiebt formale Argumente vor", so Verdi-Landesbezirksleiterin Andrea Kühnemann. Wenn es den ernsthaften politischen Willen gäbe, ließen sich Wege finden. "Dafür müsste Herr Evers aber aus seiner Trotzphase herauskommen."
Nach Angaben des Senats gibt es berlinweit rund 2.900 Kitas, die oft von freien Trägern betrieben werden. Dort werden rund 165.000 Kinder betreut. Der Warnstreik betrifft die etwa 280 städtischen Kitas. Dort betreuen rund 7.000 Erzieherinnen und Erzieher sowie weitere Beschäftigte etwa 35.000 Kinder.