Unwetter
Regen, Regen, Regen: In den vergangenen Tagen war der Regenschirm in der Region Standardausstattung. Ungewöhnlich für Berlin und Brandenburg - vor allem zu der Jahreszeit. So fielen am Freitag gleich mehrere Tages-Niederschlagsrekordwerte.
Schwere Gewitter über dem Südosten Brandenburgs haben am Freitag teilweise zu Tages-Rekordmengen an Niederschlag geführt. So wurde laut Deutschem Wetterdienst (DWD) in Cottbus mit 35,7 Liter pro Quadratmeter der absolute Spitzenwert für einen 12. Juli übertroffen.
Der bisherige Rekordwert von 31,2 Liter pro Quadratmeter stammt aus 1937. In Berlin-Tempelhof fielen in knapp sechs Stunden 32,3 Liter den Quadratmeter - damit wurde der Spitzenwert vom 12. Juli 1948 um knapp zehn Liter den Quadratmeter übertroffen.
Mit 74,5 Liter den Quadratmeter bekam am Freitag der Messpunkt in Luckaitztal-Buchenwäldchen (Oberspreewald-Lausitz) die meiste Regenmenge in Berlin-Brandenburg ab. Das Allzeithoch an dieser Stelle stammt mit 9,7 Liter pro Quadratmeter vom 12. Juli 2006.
In Guben in Spree-Neiße waren es 45 Liter den Quadratmeter - fast 20 Liter mehr als der Spitzenwert vom 12. Juli 1955.
Wegen der schweren Gewitter über dem Südosten Brandenburgs hatte die Feuerwehr am Freitagnachmittag den Ausnahmezustand ausgerufen, wie die Regionalleitstelle Lausitz mitteilte. Am Freitagabend hieß es dann, dass die Feuerwehr zu mehr als 200 unwetterbedingten Einsätzen gerufen wurde. Drei Menschen, darunter zwei Feuerwehrleute, seien verletzt worden.
Eine Unwetterfront sei quer über die Lausitz gezogen. Die Gewittertätigkeit lasse über das Wochenende gesehen nach, teilte der DWD dem rbb am Samstag mit.
Allerdings müsse man sich am Samstag auf Wolken und zeitweise Regen in Berlin und Brandenburg einstellen. Nur am Samstagsabend ist es heiter. Es werden Höchstwerte von bis zu 25 Grad erreicht. Die Nacht zu Sonntag kühlt auf bis zu zehn Grad ab.
Der Sonntag ist mitunter heiter bis wolkig. Zeitweise gibt es aber auch vereinzelte Schauer und Gewitter, mit denen teilweise Böen und lokal eng begrenzter Starkregen einhergehen. Die Höchsttemperaturen liegen bei bis zu 24 Grad im Norden Brandenburgs und 27 Grad im Cottbuser Raum.
Der viele Regen der vergangenen Wochen ist für Meteorologen, Klimaforscher und Hydrologen ein Zeichen des Klimawandels. So erklärte Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) am Samstag gegenüber dem rbb, dass eine Intensivierung des Wasserkreislaufs stattgefunden hat. Auf der einen Seite sei die Atmosphäre wärmer. Sie könne mehr Feuchte beispielsweise über dem Atlantik aufnehmen. Über Tiefs könne es dann zu sehr starken Niederschlagen kommen, so Hattermann und regne sich jetzt beispielsweise hier ab. Im vergangenen Winter führten sie beispielsweise zu Hochwasserlagen.
Der Deutsche Wetterdienst hatte zuletzt erklärt, dass es seit dem Beginn der Wettermessungen im Jahr 1881 noch nie im Sommer so viel geregnet hat wie jetzt. "Unsere Wetterküche ist der Atlantik und dieser ist zu warm. Die Luft kann sehr viel Feuchtigkeit speichern und kommt zu uns", erklärte Hattermann nochmals. Dann komme es nur noch darauf an, ob es sich abregne. Momentan sei es eben hier.
Es könne aber zu auch zu anderen Phänomenen kommen, wo Großwetterlagen einfach stehen bleiben. Das sei in den vergangenen Jahren oft ein Hoch gewesen. Wenn diese Lage lange stehen bleibt, komme es dann zu Dürren.
Das kann laut Hattermann mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden. Gletscher und auch das arktische Eis würden schmelzen und das würde den Jetstream durcheinanderbringen, der die Wetterlagen nach Europa bringe. Folge seien langanhaltende Wetterlagen, die sehr feucht oder sehr trocken sein könnten.
Sendung: rbb24 Inforadio, 13.07.2024, 8 Uhr
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