Hunde-Therapie in Eberswalde
In der Forensischen Psychiatrie in Eberswalde ist Elvis im Einsatz. Der Vierbeiner ist hier als Therapiebegleithund unterwegs. Er wird von einigen hier nur als "Sonnenschein" gerufen. Von G.-S. Russew und M. Devantier
Hunde im Krankenhaus geht nicht - doch im Eberswalder Martin-Gropius-Krankenhaus macht Elvis seinem großen Namensvetter alle Ehre: Der fuchsrote Labrador Retriever ist tierischer Mitarbeiter in der Klinik für Forensische Psychiatrie. Dort wird versucht, durch spezifische Therapien die von Patienten ausgehende Gefahr zu verringern. "Elvis" kommt hier im Rahmen der sogenannten Tiergestützten Therapie zum Einsatz.
Fanny Richter, Psychologin und Therapeutin für Tiergestützte Therapie (TGT), arbeitet mit Elvis bereits seit seiner 17. Lebenswoche zusammen. Das war vor drei Jahren. Von Montag bis Freitag ist Therapiehund Elvis zusammen mit Fanny Richter im Einsatz. "Elvis arbeitet nur durch seine Anwesenheit", erklärt sie.
Etwas mehr als bloße Anwesenheit steckt jedoch schon dahinter. "Elvis erkennt die vom Gegenüber ausgehenden Emotionen und reagiert entsprechend darauf. Er wirkt angstlösend, beruhigend, motivierend und verstärkend", fügt Hundeführerin Fanny Richter hinzu.
Bei einem Eignungstest wurde 2021 etwa überprüft, wie der Hund in Stresssituationen reagiert. Es sei besonders wichtig, dass er einen ruhigen Charakter hat und in der Lage ist, sich auch zurückzunehmen, beschreibt Richter die Voraussetzungen und resümiert: "Mein Hund ruht in sich und sorgt gut für sich."
In der Klinik für Forensische Psychiatrie soll die Wahrscheinlichkeit eines erneuten schwerwiegenden Delikts reduziert werden. Die Therapie ist mit großen Herausforderungen verbunden. Es ist notwendig, dass die Patienten Behandlungsbereitschaft, -motivation und ein Bewusstsein für die eigene Gefährlichkeit entwickeln. Ziel ist es, dass die Patienten in Zukunft auf fremd- und selbstschädigende Verhaltensweisen verzichten.
Letztlich hat die Anwesenheit des Therapiehundes auf viele Patienten einen positiven Einfluss. "Sie suchen die Nähe zum Tier und haben natürlich auch schon durchaus wahrgenommen, dass sie die Nähe zum Tier auch über mich sehr gut herstellen können", so Fanny Richter.
Das Besondere an der Arbeit mit einem Hund sei, dass er keine Unterschiede macht, wer vor ihm steht: "Egal ob Patient oder Mitarbeiter, Elvis begegnet jedem zugewandt. Das führt dazu, dass er bei vielen sehr beliebt ist und allein durch seine Anwesenheit bereits ein positives Gefühl auslöst", ergänzt Richter.
Aktivierende, tiergestützte Interventionen sind fest im Wochenplan verschiedener Patienten nicht nur auf der Aufnahme- und Krisenstation verankert. Dass es in Eberswalde eine tiergestützte Therapie gibt, ist hingegen keine Selbstverständlichkeit.
"Das ist jetzt in Deutschland noch nicht ganz so weit verbreitet. Es gibt schon ein paar Maßregelvollzüge, die das Anbieten, aber wir gehören mit zu einem der ersten Häuser, die das machen und die ja wirklich grundlegend positive Erfahrung damit sammeln konnten," sagt Richter. Dabei soll das Tierwohl an erster Stelle stehen. Da es noch keine einheitlichen Grundsätze für den Einsatz von Therapie-Hunden in Deutschland gibt, orientiert sich Richter an Voraussetzungen, die die European Society for Animal Assisted Therapy (ESAAT) definiert hat.
"Ich arbeite damit, was der Hund mir gibt", beschreibt Richter ihre Zusammenarbeit. Dabei hätte sie manchmal den Eindruck, "dass nicht der Elvis mich begleitet, sondern ich den Elvis."
Hinweis: Der Text wurde noch einmal überarbeitet, an einzelnen Stelle präzisiert und auch gekürzt.
Sendung: Antenne Brandenburg, 26.07.2024, 14:30 Uhr
Beitrag von Georg-Stefan Russew und Maximilian Devantier
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