35-Punkte-Plan
Potsdam soll bis 2026 ein neues Radverkehrskonzept bekommen. Jetzt haben sich Radler aus dem Umland eingeschaltet: Sie fordern in einem 35-Punkte-Plan vom Rathaus unter anderem den Ausbau der sogenannten "Havelspange light". Von Philipp Rother
Über 13 Kilometer schlängelt sich die sogenannte Panorama-Radtour durch die Potsdamer Innenstadt über den Pfingstberg, am Schloss Cecilienhof vorbei, durch den Neuen Garten bis in den Park Babelsberg. Viele Kilometer des Weges sind ausgebaut und sehr gut befahrbar. Besonders beliebt ist die Route bei Touristen, zu Stoßzeiten kann es allerdings voller werden.
Im Stadtgebiet sind aber auch viele Einheimische mit dem Fahrrad unterwegs, hinzukommen immer mehr Pendlerinnen und Pendler aus dem Potsdamer Umland.
Das aktuelle Radverkehrskonzept Potsdams stammt aus dem Jahr 2017 - auf 300 Seiten sind darin Maßnahmenprogramme, Ziele und Prioritäten zusammengefasst. Viele Vorhaben wurden bereits umgesetzt - darunter Fahrradparkhäuser und Abstellmöglichkeiten an wichtigen Knotenpunkten. Derzeit wird an einem Nachfolgekatalog gearbeitet - mit Ergebnissen ist Anfang 2026 zu rechnen.
Jetzt haben sich auch Radfahrerinnen und -fahrer aus dem Umland eingeschaltet und einen 35-Punkte-Plan ans Potsdamer Rathaus geschickt [interaktive Karte/openstreetmap.de]. Er stammt von der Initiative "Rad-Aktive Mittelmark". Sie besteht aus Radaktivisten und den ADFC-Ortsgruppen Werder, Stahnsdorf, Michendorf und Schwielowsee (alle Potsdam-Mittelmark). Der Gesamtradverkehr komme zu nicht unwichtigen Anteilen aus dem Umland, heißt es im Schreiben der Initiative. Die städtischen Radverkehrsplanung könne daher nicht an den Stadtgrenzen Halt machen.
"Ich glaube, dass sich die Potsdamer bisher die Innenstadt angeguckt haben und ihre Innenverhältnisse, das Umland aber nicht so richtig einbezogen haben in ihre Radverkehrskonzeption", sagte Hartwig Paulsen von der Initiative dem rbb auf Nachfrage. "Genau das wollten wir mit den 35 Vorschlägen versuchen - wir wollen, dass Alltagsfahrten mit dem Fahrrad attraktiver werden."
Zur Kernforderung zählt der Ausbau der Querverbindung im Potsdamer Süden von Ost nach West als "Havelspange light". Die vorgeschlagene Route soll demnach von Wannsee über die Bahnhöfe Medienstadt Babelsberg und Potsdam-Rehbrücke weiter durch den Ravensberg entlang der Eisenbahngleise bis zur Überführung über den Templiner See bis nach Werder/Havel führen.
"Aus dem Umland fährt man strahlenförmig über die B1, die B2 und die L78 nach Potsdam rein - wir wollen, dass diese Strahlen im Süden verbunden werden", erklärte Paulsen.
Zentraler Punkt der Forderung ist eine Brücke für Radfahrerinnen und -fahrer über die Havel am Templiner See zwischen der Pirschheide und den Ravensbergen unweit dem Strandbad Templin. Kurzfristig wünscht sich die Fahrradinitiative vor Ort zumindest eine Fahrradrampe für die schmale Fußgängerbrücke. Derzeit müssen die Radfahrer ihre Räder beschwerlich auf den Bahndamm tragen und die Fußgängerbrücke nutzen. "Das ist aktuell ein starkes Hindernis", so Paulsen.
"Die Südroute samt Brücke über den Templiner See würde viele Wege verkürzen", erläuerte Paulsen - teils um 70 Prozent, weil der Umweg durch die Potsdamer Innenstadt weggfallen würde. Dadruch würde das Fahhrad für viele noch interessanter weden, so Paulsen. Die Route würde daher "helfen, die Verkehrssituation in der Potsdamer Innenstadt zu entspannen".
Neben der Brücke über den Templiner See sei die Strecke zwischen Nesselgrund und dem Strandbad Templin eine weitere Problemstelle auf der angedachten "Havelspange light", so Paulsen weiter. Der Name bezieht sich auf die bekannten Forderung nach einem dritten Havelübergang für den Autoverkehr.
Zuletzt hatte schon die Potsdamer Ortsgruppe des ADFC einen Acht-Punkte-Plan vorgelegt. Der Fahrrad-Club forderte darin die "Schaffung eines durchgehenden und lückenlosen Netzwerks von sicheren und einladenden Radwegen sowie Fahrradstraßen in der gesamten Stadt".
Die Initiative "Rad-Aktive Mittelmark" ging mit ihrem Brief an das Rathaus noch einen Schritt weiter. Neben der Südroute wurden darin noch folgende Kernforderungen formuliert:
"Wir wollten deutlich machen, dass es einen starken Verkehr ins Umland, also von Potsdam raus in die Erholungsgebiete, gibt", so Paulsen.
Das scheint auch gelungen, denn die Stadt hat mittlerweile auf den Brief der Initiative reagiert. Die Vorschläge würden geprüft und wenn möglich in das Verfahren eingebaut, berichtete Paulsen.
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Beitrag von Von Philipp Rother
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