Festnahmen und Flaschenwürfe beim "Dyke*March" vor dem CSD
Beim "Dyke*March" im Vorfeld des Berliner Christopher-Street-Day (CSD) ist es am Freitagabend zu Zwischenfällen gekommen. An dem Marsch unter dem Motto "Eine Demo für lesbische Sichtbarkeit und Lebensfreude" in Neukölln und Kreuzberg hätten sich etwa 9.000 Menschen beteiligt, wie das Berliner Lagezentrum auf rbb-Anfrage mitteilte.
Innerhalb des Protestzuges sei es dabei zu Streitigkeiten gekommen. Unter den Demonstrierenden waren auch pro-palästinensische Gruppen, vereinzelt seien lesbische und pro-palästinensische Teilnehmende aneinandergeraten, so die Polizei.
"Nur gemeinsam stark - für Demokratie und Vielfalt" - unter diesem Motto ist die Demo zum Christopher Street Day am Samstag durch Berlin gezogen. Trotz mäßigen Wetters kamen mehrere hunderttausend Menschen - und ein Stargast.
Etwa zehn Festnahmen
Die Polizei habe einige Personen vorübergehend festgenommen, es war die Rede von einer Personenzahl im "unteren zweistelligen Bereich" - also knapp über zehn. Vereinzelt seien Flaschen auf Einsatzkräfte der Berliner Polizei geworfen worden. Verletzt worden sei aber niemand, so der Lagedienst weiter.
Nach einer kurzzeitigen Unterbrechung konnte der Zug weiter ziehen. Der Endpunkt am Oranienplatz in Kreuzberg wurde gegen 21:20 Uhr erreicht, da waren es noch etwa 6.000 Teilnehmende. Gestartet war der "Dyke*March" am Karl-Marx-Platz gegen 18 Uhr.
Journalist mit Messer vor seiner Wohnung angegriffen
Der Journalist Iman Sefati wurde nach der Demo vor seiner Privatwohnung mit einem Messer bedroht, wie er selbst über den Nachrichtendienst X [x.com] mitteilte: "Meine Nachbarin hat alles beobachtet. Beide Täter wurden gefilmt. Mir geht es gut!" Eine Polizeisprecherin bestätigte, dass es einen Bedrohungsvorfall gegenüber einem Medienschaffenden im Rahmen des "Dyke*March" gegeben hatte. Die Ermittlungen liefen.
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) verurteilte den Angriff. In einer Pressemitteilung schrieb die DJU von zwei Personen, die Sefati unmittelbar nach seiner Arbeit auf der Demonstration aufgelauert hätten. Einer der mutmaßlichen Angreifer sei demnach ein bekannter pro-palästinensischer Aktivist, der zuvor am "Dyke*March" teilgenommen hatte.
"Dieser Vorfall ist ein erschreckendes Beispiel für die zunehmenden Gefahren, denen Journalist:innen in Ausübung ihrer Arbeit ausgesetzt sind. Die dju Berlin-Brandenburg fordert eine lückenlose Aufklärung des Übergriffs und konsequente juristische Schritte gegen die Täter. Pressefreiheit ist ein unverzichtbares Gut in unserer Demokratie und darf unter keinen Umständen durch Einschüchterung und Gewalt bedroht werden", erklärt die dju-Landesvorsitzende Renate Gensch.
"Dyke*March" seit 2013 regelmäßig vor dem CSD
Der "Dyke*March" ist ein lesbischer Sichtbarkeits- und Protestmarsch, inspiriert vom "New York City Dyke March". Er wird in Berlin von einem ehrenamtlichen Team organisiert und findet seit 2013 regelmäßig vor dem CSD statt, nur 2021 entfiel die Demonstration. Gedacht ist sie laut Veranstalter:innen als "Protestdemo, keine Parade".
Im Vorfeld hatten die Organisator:innen in mehreren Sprachen darauf hingewiesen, sie wollten Stellung gegen Hass - auch innerhalb der Communities - beziehen.
28 vorübergehende Festnahmen durch die Polizei
In ihrem Bericht über den Marsch teilte die Berliner Polizei mit, dass am Freitagabend rund 360 Dienstkräfte im Einsatz waren, von denen vier verletzt wurden. In der Bilanz der Polizei heißt es weiter, dass im "gesamten Verlauf der Versammlungen 28 Personen vorübergehend festgenommen und 28 Ermittlungsvorgänge wegen Beleidigung, tätlichen Angriffs, Widerstands, des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen, Volksverhetzung, Gefangenenbefreiung, Verstoß gegen das Vereinsgesetz und Verstoß gegen das Versammlungsfreiheitsgesetz Berlin gefertigt wurden.