Erstmals seit zwölf Jahren
Seit dem Wochenende gibt es an der Oder bei Schwedt eine kleine Sensation. Dort wurde eine Robbe entdeckt, die die Ufer auf deutscher und polnischer Seite für Sonnenbäder und Entdeckungstouren nutzt.
Angler haben am vergangenen Samstag in der Unteren Oder bei Schwedt (Uckermark) eine Robbe gesichtet. Das bestätigt die Naturwacht des Nationalsparks Unteres Odertal dem rbb.
Während sich das Tier zunächst auf deutscher Seite befunden hat, entdecken Reporter gemeinsam mit Ranger Christian Ehrke die Robbe am Montag auf polnischer Seite. Auf Aufnahmen ist zu sehen, wie sie auf einer Sandbank in der Sonne liegt, gelegentlich den Kopf hebt oder mit weit aufgesperrtem Maul gähnt. "Sie liegt nach wie vor ziemlich entspannt da", so der Nationalpark-Mitarbeiter. "Als gerade der Frachter vorbeigefahren ist, da hat sie sich etwas über die Bugwelle gewundert."
Um welche Robben-Art es sich tatsächlich handelt, darüber ist sich Ehrke noch im Unklaren. Zur Bestimmung habe er Experten aus Stralsund um Unterstützung gebeten. Es werde auch nach einer Erklärung gesucht, warum das Tier die Oder rund 120 Kilometer von der Ostsee entfernt erkundet. "Wir sind in der Nähe der Ostsee, dass die Tiere auch mal in die Mündungsgebiete reinwandern und schauen, kürzere Zeit verbringen, Jagen und das Gebiet auch wieder verlassen", so der Ranger. "Genaue Erklärung, warum jetzt dieses Tier hier ist, habe ich aber nicht."
Das letzte Mal sei im Jahr 2012 im Unteren Odertal eine Robbe beobachtet worden. Bereits 2004 wurden bei Rügen erstmals wieder Kegelrobben gesichtet, erklärt Christian Ehrke. "Das besondere an der Oder im Unteren Odertal ist, dass der Fluss hier unbebaut ist, dass es keine Querbauwerke oder Wanderhindernisse, sowohl für wandernde Fischarten, aber auch wie so seltene Gäste wie die Robbe, gibt."
Inzwischen wurde bekannt, dass die Meeresbiologen vom Ozeaneum in Stralsund das Tier mit hoher Wahrscheinlichkeit für einen Seehund halten. Auch eine junge Kegelrobbe sei denkbar - wenn auch unwahrscheinlich, sagte eine Sprecherin des Museums. "Vom Aussehen tendieren wir eher zum Seehund, von der Ausbreitungsgebiet wäre es eher eine Kegelrobbe." Mitunter ähnelten junge Kegelrobben den Seehunden sehr mit Blick auf das Fell.
Vom Nationalpark Wattenmeer heißt es zu der Frage, ob jede Robbe ein Seehund ist: "Robbe ist der Oberbegriff für mehrere Arten, Seehund ist eine Art."
Der Aufenthaltsort sei "sehr ungewöhnlich", so die Sprecherin vom Ozeaneum in Stralsund weiter. "Deswegen sind wir auch sehr an der Sichtung interessiert." Seehunde gingen mitunter zwar gern ins Süßwasser, allerdings sei das in den hiesigen Breitengraden selten gesichtet worden, führte die Sprecherin aus. Der Wechsel der Wasserart mache den Seehunden aber per se keine großen Probleme. Auch Nahrung sei vorhanden.
Für Ehrke sei es in jedem Fall ein besonderes Erlebnis. Auch am Dienstag wolle er auf seinen Kontrollfahrten erneut nach dem seltenen Gast aus der Ostsee schauen. Die Ranger empfehlen einen Abstand von 100 Metern zu dem Tier, da sie immerhin zu den größten Raubtieren in Deutschland gehörten.
Sendung: Antenne Brandenburg, 15.07.2024, 16:10 Uhr
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