Spreenhagen (Oder-Spree)
Straßen-Baustellen rund um Spreenhagen führen dazu, dass man mit dem Auto nur noch über eine mindestens zehn Kilometer lange Umleitung in den Ort rein und wieder rausfahren kann. Für Anwohner und Gewerbetreibende hat das gravierende Folgen.
Das 3.500-Einwohner-Dorf Spreenhagen (Oder-Spree) ist weitgehend abgeschnitten vom Rest Brandenburgs. Der Grund sind Sperrungen wegen Straßenarbeiten im Norden und Süden des Ortes. Auf der Landstraße 23 ist der Streckenabschnitt vom nördlichen Ortseingang bis fast zum Tesla-Werk in Grünheide voll gesperrt. Im Zuge der Sanierung soll die Fahrbahndecke abgefräst und neu asphaltiert werden. Die Bauarbeiten sind bis Ende August geplant.
Im Süden ist die Ausfallstraße zwischen Spreenhagen und der Autobahn 12 noch gesperrt. Dort hat sich die Sanierung verzögert, weil beim Abfräsen des alten Belags Schadstoffe gefunden worden. Seitdem ruhen die Arbeiten.
Die kürzeste, rund zehn Kilometer lange Umleitung führt über das benachbarte Markgrafpieske. Für viele Einwohner und Gewerbetreibende ist die Situation ärgerlich. Gastwirt Thomas Paesch sieht die Situation mit einer Mischung aus Wut und Ohnmacht. "Ab dem ersten August werden wir erstmal Kurzarbeit anmelden auf unbestimmte Zeit und dann werden wir erstmal gucken, aufgrund der ganzen Kapriolen der letzten Zeit, wie dieser Zustand anhält", sagte Paesch dem rbb.
Rund vier Kilometer weiter, in Spreeau, schließt Michaela Berend, Inhaberin des kleinen Quick-Shops, nun unter der Woche ihren Laden und schickt ihre drei Mitarbeiterinnen in Kurzarbeit. "Ich habe seit Januar tausend Fragen gehabt und keine Antworten bekommen, dass mir überhaupt einer sagen konnte, ob überhaupt noch ein LKW mit den Waren rankommt, was mit meinen Mitarbeitern passiert. Ich bin total allein gelassen worden und das ist eigentlich das Schlimmste", so Berend.
Selbst Spreenhagens Amtsdirektor, Sascha Sefeloge, zeigt sich machtlos. Vergeblich habe er gegen die gleichzeitigen Sperrungen protestiert, sagte Sefeloge dem rbb: "Die Aussagen waren gewesen, dass erst eins und dann das andere fertig ist."
Zielscheibe der Kritik ist der Landesbetrieb Straßenwesen. Doch die Behörde verteidigt gegenüber dem rbb das aktuelle Vorgehen: "Die Sperrung im Norden, das ist eine geplante Sanierung, die unbedingt in den Sommerferien stattfinden muss, damit der Schülerverkehr nach den Sommerferien wieder funktionieren kann, deswegen müssen wir jetzt in den sechs Wochen dort arbeiten", sagte Dorothée Lorenz, stellvertrende Sprecherin des Landesbetrieb Straßenwesen, dem rbb.
Der Spreenhagener Gastwirt Thomas Paesch hofft, dass die Anwohner wenigstens auf der abgefrästen Strecke im Süden fahren dürfen. Dort ruhen die Bauarbeiten weiter. Trotz aufgestellter Verbotsschilder, sei diese Strecke aber eine Option, so Lorenz: "Auf diesem Abschnitt können die Anwohner fahren. Natürlich mit Vorsicht. Aber wir haben die Betondecke so gelassen, dass gefahren werden kann."
Bis Jahresende wird laut Landesbetrieb Straßenwesen rund um Spreenhagen weitergebaut.
Sendung: Brandenburg aktuell, 20.07.2024, 19:30 Uhr
Mit Material von Michel Nowak
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