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Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 17.08.2024 | Michael Lietz | Quelle: rbb

Stadtplanung

Studenten wollen alte Gebäude in Eisenhüttenstadt wieder "wachküssen"

Ein verlassenes Hotel, ein leerstehendes Postgebäude: In Eisenhüttenstadt gibt es viele "Lost Places". Angehende Architektinnen und Stadtplaner haben sich tagelang mit der Zukunft solcher Orte beschäftigt. Nun bleibt die Hoffnung, das sich dort etwas tut.

Über 20 Architektur- und Städtebau-Studentinnen und -Studenten der BTU Cottbus und der Fachhochschule Erfurt haben sich eine Woche lang mit dem architektonischen Potenzial von Eisenhüttenstadt beschäftigt. Im Hotel Lunik fanden sie sich in der "European Summer School" zusammen. Sie suchten sich Orte in Eisenhüttenstadt, die vergessen oder verloren scheinen oder ihre ursprüngliche Bedeutung verloren haben.

Einer davon ist das ehemalige Postgebäude. Die Post gibt es in Eisenhüttenstadt schon lange nicht mehr, und das dreistöckige Haus mit seiner gelben Fassade steht leer und unter Denkmalschutz. Es ist für die Einheimischen schwer vorstellbar, dass hier nochmal Leben einkehrt. Die Studenten wollen dem Ort eine neue Perspektive geben.

"Bei der Post haben wir uns vorgestellt, dass sie eine Art Co-Working-Space, also ein Arbeitsraum sein könnte, dadurch, dass es nicht ganz so offen zur Straße ist", sagt Luna-Marie Broszak, Architekturstudentin aus Erfurt.

Postkarte mit dem Postgebäude in Eisenhüttenstadt. Bild: rbb | Quelle: rbb

"Den Ort wachküssen"

Eisenhüttenstadt wurde in den Fünfzigerjahren als erste sozialistische Planstadt der DDR entworfen. Damals hieß sie noch Stalinstadt. Gebaut wurden vor allem öffentliche Gebäude und große Wohnkomplexe mit kunstvollen Fassaden und Ornamenten im Stil des sozialistischen Klassizismus. Viele Gebäude sind nun jedoch ungenutzt, da die Stadt seit der Wende etwa die Hälfte ihrer damals über 50.000 Einwohner verloren hat.

"Kleinere Städte wie Eisenhüttenstadt kämpfen mit dem Wegzug, während größere Städte wie Berlin oder mittlerweile Leipzig mit teureren Mieten zu tun haben. Es gibt immer weniger Raum für Kreative, sie könnten hier her kommen, wo die Gebäude durchrenoviert sind", sagt Maximilian Mälzer, der in Erfurt Stadtplanung studiert. Mälzer und Broszak haben zusammen mit anderen Studenten Postkarten gestaltet, auf denen die vergessenen Orte wiederbelebt werden.

"Wir haben es 'den Ort wieder wachküssen' genannt", sagt Roland Bondzio, Professor an der BTU. Mit alten Gebäuden in der Stadt sei es oft so wie mit kleinen Sachen wie Schirme, die man in die eigene Wohnung hat. "Man stellt sie in die Ecke, und man sieht es erst, wenn wieder Besuch kommt und es einem sagt", so der Professor. "Das ist der Vorteil, wenn man von außen kommt, dass man Dinge etwas anders sieht."

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Hotel Lunik als bekanntes Beispiel

Das einst beliebte DDR-Hotel Lunik ist ein anderes prominentes Beispiel. Das Hotel ist seit 30 Jahren geschlossen und steht unter Denkmalschutz. Nach jahrzehntelangem Verfall kaufte die Stadt im vergangenen Jahr das Gebäude für eine halbe Million Euro. Im Raum stehen Ideen wie die Nutzung als Hostel oder Altersheim. Im April wurde das ehemalige Hotel für einen Monat als Theater umfunktioniert. Nun haben die Studenten der Summer School dort an ihren Ideen gearbeitet und das Schild an der Fassade bedeckt. "Wir wollen anregen, dass mit diesem Haus etwas anderes passieren kann als ein Hotel", sagt der Cottbusser Architekturstudent Marc Asmussen.

Der achttägige Unikurs mit dem ungewöhnlichen Namen "Stabile Seitenlage" endete am Wochenende, als die Teilnehmer in Eisenhüttenstadt ihre Arbeiten präsentierten. Die Einheimischen vor Ort zeigten ihren Beifall und ihre Hoffnung, dass etwas fruchtet. "Das hofft man ja immer mit jedem Projekt hier", sagt auch der Mitorganisator des Kurses, Martin Maleschka, "dass es irgendwann greift". Die jungen Leute hätten bereits das Potenzial der Stadt aufgezeigt.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 17.08.2024, 19:30 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

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