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Video: rbb24 Abendschau | 15.08.2024 | Thomas Rostek | Quelle: dpa/Sven Hoppe

Ausbruch der Viruskrankheit

Berliner Ärzte raten Risikogruppen zur Impfung gegen Mpox

Die Viruskrankheit Mpox, auch als "Affenpocken" bekannt, breitet sich auf dem afrikanischen Kontinent aus. Nun gab es den ersten Fall in Europa. Erste Ärzte in Berlin raten nun zu Impfungen, andere beruhigen noch - der Senat fühlt sich gut vorbereitet.

Wegen der zunehmenden Ausbreitung von Mpox-Viren in afrikanischen Ländern raten Experten in Berlin zur Impfung von Risikogruppen. Derzeit sehe man in einigen Ländern Afrikas eine Variante, die sehr leicht übertragbar sei und zu mehr Todesfällen führe, sagte der Berliner Allgemeinmediziner Sven Schellberg am Donnerstag dem rbb. Er praktiziert in einer Praxis für sexuelle Gesundheit.

Impfung gegen Mpox für Risikogruppen empfohlen

Schellberg sagt, die Übertragung der Viren - auch als "Affenpocken" bekannt - verlaufe nicht nur über sexuelle Kontakte, sondern allgemein über Hautkontakt [berlin.de]. Man versuche, präventiv durch Immunisierung vorzugehen. Doch dafür fehle in Berlin eine Impfvereinbarung zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und den Verbänden der Krankenkassen, damit letztere die Kosten übernehmen. Derzeit könne man die Impfung nur als Privatleistung durchführen, was sich viele Patienten wegen der Kosten nicht leisten könnten. Hier müsse schnell eine Einigung her.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung für bestimmte Risikogruppen, vor allem für Männer, die Sex mit Männern haben. Der medizinische Direktor des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin (BCRT), Thomas Jelinek, rät ebenfalls zur Impfung, etwa Menschen "mit einem bestimmten sexuellen Verhalten" oder Afrika-Reisenden, wie er dem rbb sagte.

Landesamt für Gesundheit und Soziales

Affenpocken-Infektionen in Berlin im Oktober wieder angestiegen

Berlin Hotspot für Mpox-Fälle - Zahlen auf niedrigerem Niveau als 2022

In Berlin sind seit Jahresbeginn 33 Menschen nachweislich an Mpox erkrankt - allerdings handelt es sich dabei nur um Fälle der weniger gefährlichen Variante 2b. Betroffen sind ausschließlich Männer, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in seinem epidemiologischen Wochenbericht erklärte.

In Deutschland meldet Berlin damit bislang die meisten Mpox-Nachweise von allen Bundesländern, wie aus einer Datenbank des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Bundesweit wurden dieses Jahr bisher 86 Mpox-Fälle an das RKI übermittelt (Stand 15.8.). Im Vergleich zum Jahr 2022 befinden sich die Fallzahlen in Deutschland allerdings auf niedrigem Niveau. In dem Jahr verbreitete sich die Krankheit besonders stark. Damals gab es bis Mitte August allein in Berlin mehr als 1.500 laborbestätigte Mpox-Fälle.

Senatorin: Berlin ist sensibilisiert

Die Berliner Gesundheitsverwaltung beobachte die jetzige Lage sehr genau und bereite entsprechende Maßnahmen vor, erklärte Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD). Berlin sei durch den Ausbruch im Jahr 2022 sensibilisiert und könne an die Erfahrungen anknüpfen. "Wir haben damals gut auf die Lage reagiert und schnell Impfungen ermöglicht. Zum Glück sind diese jetzt über das Regelsystem verfügbar, sodass keine spezielle Impfkampagne erforderlich ist", sagte die Senatorin.

Dass nun eine Epidemie droht, sieht der Berliner Mediziner Thomas Jelinek nicht. "Die Affenpocken werden nicht so leicht übertragen, man braucht recht intensiven Kontakt mit den Infizierten, in der Regel sexueller Natur", sagte er. Dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine internationale Notlage ausgerufen hat, ist für ihn eher eine Maßnahme, um Hilfe für die betroffenen Länder in Gang zu bringen - damit zum Beispiel Impfstoffe gespendet werden.

Hunderte Impftermine ausgefallen

Berliner Verwaltung hat Verträge zu Affenpocken-Impfungen auslaufen lassen

Kein anderes Bundesland wurde so stark von den Affenpocken getroffen wie Berlin. 45 Prozent der Fälle in Deutschland wurden in der Hauptstadt registriert. Doch nun musste die Impfkampagne pausieren. Die Verwaltung hatte Verträge nicht rechtzeitig verlängert. Von O. Noffke und K. Spremberg

Erster Mpox-Fall außerhalb Afrikas in Schweden

Die derzeit in Afrika zirkulierende Virusvariante 1b ist nun auch erstmals in Europa nachgewiesen worden. Die schwedische Gesundheitsbehörde gab am Donnerstag einen ersten Infektionsfall bekannt. Bei einem Menschen, der sich in Stockholm "in Behandlung begeben" habe, sei eine Mpox-Infektion diagnostiziert worden, erklärte die Behörde. Es handele sich dabei um den ersten Infektionsfall, der außerhalb Afrikas diagnostiziert worden sei.

Typische Symptome einer Infektion mit der 1b-Variante sind Hautausschläge am ganzen Körper. Bei milderen Varianten beschränkt sich der Ausschlag auf einzelne Körperteile wie Mund, Gesicht oder Genitalien. Neben Pusteln gehört auch Fieber zu den typischen Symptomen der Krankheit.

Die WHO hatte wegen Mpox vor zwei Jahren bereits einen internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Dieser wurde im Mai 2023 wieder beendet, nachdem die Fallzahlen deutlich gesunken waren. Wegen der Ausbreitung der neuen Mpox-Variante in Afrika hatte die WHO am Mittwoch nun erneut eine solche Notlage ausgerufen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 15.08.2024, 19:30 Uhr

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