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Video: rbb24 Abendschau | 29.08.2024 | Sami Chahbani | Quelle: rbb/M.Bartsch

Femizid in Berlin

Frau in Zehlendorf mit Messerstichen getötet - 50-jähriger Ex-Mann verhaftet

Eine 36-Jährige ist in Berlin-Zehlendorf durch Messerstiche getötet worden, mutmaßlich von ihrem Ex-Mann. Gegen den 50-Jährigen wurde Haftbefehl erlassen. Laut Staatsanwaltschaft gab es wegen früherer Gewaltvorfälle ein Kontaktverbot.

Nach dem Tod einer Frau durch einen Messerangriff in Berlin-Zehlendorf ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Ex-Mann. Der 50-Jährige befindet sich in Untersuchungshaft, wie die Generalstaatsanwaltschaft am Donnerstagnachmittag auf der Plattform X mitteilte. Der Haftbefehl wurde demnach "wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen" erlassen.

Laut Polizei und Staatsanwaltschaft wurde die Frau am Mittwochabend vor einem Wohnhaus im Stadtteil Zehlendorf angegriffen. Der tatverdächtige Ex-Mann des Opfers sei noch am Tatort festgenommen worden, hieß es. Eine Mordkommission des Landeskriminalamtes und die Staatsanwaltschaft hätten die Ermittlungen übernommen.

Der tödliche Angriff ereignete sich den Angaben zufolge auf dem Gehweg in der Hampsteadstraße. Wie die Polizei am Donnerstag dem rbb erklärte, wurden der 36-Jährigen dort mehrere Stich- und Schnittverletzungen zugefügt. Rettungskräfte konnten das Opfer zunächst reanimieren, später starb es dann aber während der Notoperation im Krankenhaus.

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Staatsanwaltschaft geht von Femizid aus

Bei der Tötung der Frau handelt es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft vermutlich um einen "klassischen Femizid." Behördensprecher Sebastian Büchner sagte am Donnerstag der rbb24 Abendschau, der Täter habe die Frau quasi "zur Wiederherstellung der Ehre" getötet.

Die Beziehung sei schon vor einigen Jahren in die Brüche gegangen und es habe mehrere Vorfälle von häuslicher Gewalt gegeben. Laut Büchner hatte die Frau vor Gericht eine Gewaltschutzverfügung und ein Näherungsverbot erwirkt. Das heißt, der Ex-Ehemann durfte sich ihr nicht nähern, sie nicht ansprechen, sondern musste einen vorgeschriebenen Abstand halten.

Gegenstand der Ermittlungen sei auch, woher der Täter die Adresse der Frau und der vier gemeinsamen Kinder gewusst habe.

Vor der Klinik, in der die Frau nach dem Angriff operiert wurde, hatten sich laut Polizei am Mittwochabend rund 50 Personen versammelt. Laut "Bild" sollen sie einer Großfamilie angehören. Die Charité, zu der das Krankenhaus gehört, bestätigte, "dass es heute Nacht zu einer Ansammlung einer Menschengruppe vor dem Krankenhaus Campus Benjamin Franklin kam". Die Polizei sei eingesetzt worden. Büchner äußerte sich dazu nicht, sagte aber: "Einen Clan-Zusammenhang kann ich nicht bestätigen."

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Femizide: GdP spricht von wachsendem Problem

Im vergangenen Jahr hatten Urteile zu Femiziden in Berlin für Aufmerksamkeit gesorgt. Zwei afghanische Brüder waren zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe wegen des Mordes an ihrer Schwester verurteilt worden. Laut Landgericht hatten die Brüder sie im Juli 2021 getötet, ihre Leiche in einem Koffer mit dem Zug nach Süddeutschland gebracht und dort in einem Wald vergraben. Der Mord geschah, weil die Schwester nach eigenen Vorstellungen leben wollte und das nicht den Moralvorstellungen der Familie entsprach. Das Urteil ist rechtskräftig.

Ebenfalls 2023 wurde der Ehemann einer sechsfachen Mutter zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte sie nach Überzeugung des Gerichts aus Rache ermordet. Auf offener Straße hat er demnach die Frau aus Afghanistan mit einem Jagdmesser attackiert - nur wenige Wochen nach ihrer Trennung. "Er hat die Frau als seinen Besitz betrachtet", so der Richter im Urteil. "Er ist maßlos eigensüchtig, verschlagen, manipulativ und bösartig."

Solche Gewaltverbrechen werden auch als Femizid bezeichnet. Femizid bedeutet, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden - also weil sie Frauen sind. Als häufigste Form gilt die Tötung von Frauen durch Partner oder Ex-Partner.

Die Gewerkschaft der Polizei spricht angesichts des Todes der Frau in Zehlendorf davon, dass Tötungen von Frauen ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft seien. "Die gesetzlichen Möglichkeiten zur Wegweisung, zum Betretungsverbot und zur Ingewahrsamnahme von Tätern sind mit Blick auf die Anzahl von Plätzen in Frauenhäusern zu gering und greifen oftmals viel zu kurz", so GdP-Sprecher Benjamin Jendro. Polizistinnen und Polizisten gerieten immer wieder an ihre Grenzen, wenn es darum gehe, Betroffene von häuslicher Gewalt oder Stalking schnellstmöglich aus dem Gefahrenbereich zu bringen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 29.08.2024, 19:30 Uhr

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