Lausitz
Ob Café, Restaurant oder Spreewaldhotel - einige Lausitzer Lokalitäten haben sich in diesem Jahr entschieden, eine Sommerpause einzulegen, mitten in der Hauptsaison. Wirtschaftlich ergibt das scheinbar wenig Sinn. Was treibt die Unternehmer dazu?
Wegen Urlaub geschlossen! In der Ferienzeit lassen in diesem Jahr in Cottbus und selbst der Touristenhochburg Spreewald einige Restaurants und Gaststätten ihre Türen vorübergehend zu - teilweise für ein paar Tage, aber auch für mehrere Wochen.
Geschlossen in der Hochsaison, diese Situation ist auch für den Präsidenten des Deutschen Hotel und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Brandenburg, Olaf Schöpe, "bemerkenswert" und nach seiner Wahrnehmung völlig neu. "Denn wir Spreewälder-Jungs haben immer dann unseren höchsten Betrieb, wenn die meisten Gäste da sind", sagt Schöpe, der selbst seit Jahren im Gastgewerbe mit eigenen Restaurants und Hotels ist.
Allein in der Cottbuser Innenstadt sind oder waren in diesem Sommer mehrere Restaurants, ein Café und ein Imbiss zeitweise geschlossen. Das fällt auch der Kundschaft auf. "Für mich als Cottbuser, der gern auch in Cottbus verweilt und nicht nur im Ausland Ferien macht, ist es unangenehm, dass man seine gewohnten gastronomischen Einrichtungen nicht besuchen kann", sagt Christian Otto. Er sei auch "immer geschockt", wenn er sehe, wie lange die Läden geschlossen seien.
Gut drei Wochen ist es im Fall eines asiatisches Restaurants in der Innenstadt, ähnlich lang hat ein Café wenige Straßen weiter in bester Lage am Cottbuser Altmarkt zu. Es ist laut den Betreibern unfreiwillig geschlossen, zum ersten Mal überhaupt. Nach rbb-Informatione fehlt Personal.
Wenige Schritte weiter war kürzlich auch ein italienisches Restaurant wegen Betriebsferien vier Wochen geschlossen. Wenn einige vom Personal im Urlaub seien, würden die übrigen schlichtweg nicht ausreichen, um den Laden mit gleicher Qualität offen zu halten, sagte der Inhaber dem rbb.
Ganz in der Nähe gab es im Mittagslokal "Suppenstübchen" im Juli für zwei Wochen nichts zu essen. Unter den Beschäftigten ist es kein Geheimnis, dass es in benachbarten Gaststätten und Cafés ähnlich aussieht. "Ich kann mir das erklären, weil es im Moment zu wenig Personal gibt, sagt Mitarbeiterin Babett Müller und konkretisiert: "Zu wenig gutes Personal. Das ist das Problem."
Die Personaldecke sei dünn, bestätigt Inhaber Martin Grunewald. Deshalb sieht er in den Betriebsferien auch ein Mittel, um seine Beschäftigten zu halten. "Wirtschaftlich macht es eigentlich gar keinen Sinn, weil man seine Mitarbeiter trotzdem weiterbezahlen muss und weiter Stromkosten, Miete, Wasserkosten hat." Er mache es trotzdem, um "seinen Mitarbeitern und sich selbst einen Gefallen zu tun, um auch mal runterzukommen", sagt Grunewald.
Nicht nur Cottbuser Gastrobetriebe machen Urlaub, im Touristenhotspot Burg (Spree-Neiße) im Spreewald war mitten in der Saison sogar ein Hotel geschlossen, um den Mitarbeitern eine Pause zu ermöglichen.
Darin sieht Dehoga-Präsident Olaf Schöpe auch eine Erklärung für die Entwicklung hin zur Sommerpause im Gastgewerbe. "Ich glaube, der meiste Druck, der da ist, ist der, dass die Unternehmer ihre Mitarbeiter bei der Stange halten wollen." Viele hätten eine Familie. In den letzten Jahren sei die Work-Life-Balance eine andere geworden, so Schöpe. "Ich denke, dass man da seiner sozialen Verantwortung oftmals auch gerecht wird und sagt: Kommt, ich gönne euch auch mal in der Ferienzeit zwei Wochen Urlaub."
Schöpe geht auch davon aus, dass sich die Zeiten und damit auch die Herausforderungen in der Gastronomie verändert haben. Das habe während der Corona-Pandemie und der Zeit danach angefangen, sagt er. "Wir wissen alle selbst, dass die Mehrwertsteuer für Speisen wieder hochgegangen sind, dass die Lebensmittelpreise nach oben gegangen sind, dass wir höhere Energiekosten haben." Das alles führt laut Schöpe dazu, dass die Betriebe komplett anders rechnen müssen und die "Ertragslage für viele viel dünner" geworden ist, "auch wenn man das Gefühl hat, dass die Preise gestiegen sind."
Die Anspannung in der Gastronomie sei auf einem extrem hohen Level, so Suppenstübchen-Chef Martin Grunewald. Man wisse gerade nicht, wie die Entwicklung sein wird, sagt er. "Werden die Leute in drei, vier Jahren immer noch konsumieren? Geben sie noch das Geld aus, um in die Gastronomie zu gehen, um den Mittagstisch einzunehmen?" Grunewald geht davon aus, dass Schließzeiten während der Hochsaison im Sommer künftig noch mehr werden. Es könnte sein, dass sich Touristen und Einheimische daran gewöhnen müssen.
Mit Informationen von Aline Anders-Lepsch und Phillipp Manske.
Sendung: Antenne Brandenburg, 21.08.2024, 16:10 Uhr
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