Mehrere Wochen war Phönix Wildau im Training stark eingeschränkt. Zwei Fußballplätze mussten wegen einsturzgefährdeten unterirdischen Bunkeranlagen gesperrt werden. Die Gefahr war seit Jahrzehnten bekannt. Von Philipp Rother
Der Westhang in Wildau (Dahme-Spreewald) ist ein historisches Gebiet, das wegen seiner Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg bekannt ist. Diese erstrecken sich über mehrere Hektar und bestehen aus 1,5 Kilometer langen Tunneln.
Die Bunker sind 80 Jahre alt und teils völlig marode. Das birgt Gefahren: Bei Bohrungen wurden Hohlräume entdeckt, der Boden könnte absacken oder gar einstürzen.
In Wildau werden OLEDs aus dem Drucker produziert. Mit den hauchdünnen und biegsamen Displays können Kleidung und Verpackungen leuchten, sobald man sie berührt.
Einsturzgefahr durch Hohlräume
Laut einem von der Stadt Wildau beauftragten Gutachten sind die Hohlräume durchschnittlich zwei Meter groß und befinden sich in 12 bis 16 Metern Tiefe [wildau.de/pdf-Datei]. Es ist von einer "latenten Tagesbruchgefährdung" die Rede. Die Stadt sperrte daraufhin am 10. Juli vorläufig die Flächen, auf denen Einsturzgefahr besteht, komplett.
Das betraf den Kunstrasenplatz und den benachbarten Rasenplatz der Sportgemeinschaft Phönix Wildau sowie einen Trampelpfad entlang des Westhangs. Mehrere Wochen war der Verein im Training stark eingeschränkt.
"Am Ende geht es um Gesundheit, um Leib und Leben"
Rund drei Viertel der Fläche sind jetzt aber nach gutachterlicher und anwaltlicher Prüfung wieder freigegeben worden. "Technische Fragen und Haftungsfragen wurden geklärt", sagte der Wildauer Bürgermeister Frank Nerlich (parteilos) dem rbb auf Nachfrage. "Von jedem Platz muss nur noch ein Viertel abgesperrt werden. Diese Bereiche dürfen auch weiter nicht zugänglich sein." Trainingseinheiten seien so möglich, Wettkämpfe aber noch nicht. "Am Ende geht es um Gesundheut, um Leib und Leben, was geschützt werden muss", fügte Nerlich hinzu.
Die Hohlräume sollen in den kommenden Monaten verfüllt werden, um die Stabilität der unterirdischen Strukturen zu gewährleisten und mögliche Gefahren für die Öffentlichkeit auszuschließen. Dafür hat die Stadt 1,4 Millionen Euro in den Haushalt 2024 eingestellt. "Am 19. November wird der Auftrag vergeben, bis dahin läuft die Ausschreibung", sagte Nerlich.
Voraussichtlich werden die Arbeiten bis zum nächsten Frühjahr abgeschlossen. Eine frühere Fertigstellung hänge von der Witterung im Winter ab, so der Bürgermeister. Es kommt laut Stadt ein lagestabiler, kohäsiver Verfüllbaustoff zum Einsatz.
Bunkersystem in Wildau, Hohlräume sind gelb umrandet (Quelle: Stadt Wildau) | Quelle: Stadt Wildau
Güterlokomotiven wurden in Wildau gebaut
Während des Zweiten Weltkrieges sind in Wildau vornehmlich Güterlokomotiven gebaut worden. Um diese damals kriegswichtige Produktion vor Luftangriffen zu schützen, wurden ab 1942 mehrere Stollen in den Westhang getrieben. Die Werksangehörigen sollten darin Schutz finden.
Nun machen die maroden Bunker Probleme. Die Gefahr ist aber schon seit Jahrzehnten bekannt. Die Verwaltung beauftragte im Sommer 2021 eine "bergschadenkundliche Untersuchung". Ein Jahr später standen die Ergebnisse fest. Von Februar bis April 2024 wurde nun der Boden mit Bohrungen genauer untersucht. Dabei wurden die Hohlräume festgestellt und lokalisiert. Bis die unterirdischen Bunkeranlagen standsicher verfüllt sind, werden noch Monate vergehen.