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Video: rbb|24 | 15.08.2024 | Material: Stefan Oberwalleney und Philipp Rother | Quelle: rbb/S.Oberwalleney

Fresdorfer See ausgetrocknet

"Wir haben dem See beim Sterben zusehen können"

Der Fresdorfer See existiert nur noch auf Landkarten. Das Gewässer in Brandenburg ist 2020 aus verschiedenen Gründen ausgetrocknet. Dieses Schicksal droht auch weiteren Seen. Von P. Rother und S. Oberwalleney

Nichts erinnert mehr an einen See: Wo früher gebadet und geangelt wurde, wuchern nun Gräser und Bäume. Die Erlen und Weiden messen mittlerweile zehn Meter, der Schilfgürtel breitet sich mehr und mehr mannshoch aus. Der früher rund 400 Meter lange und 150 Meter breite Fresdorfer See (Potsdam-Mittelmark) ist vor vier Jahren ausgetrocknet. Mittlerweile ist das sieben Hektar große, morastige Gebiet völlig zugewachsen.

"Die trockenen Jahre ab 2018 hat er nicht überlebt – die haben dem See das letzte Wasser genommen", sagt Bernd Herrmann, Ortsvorsteher von Fresdorf. "Es ging erschreckend schnell - wir haben dem See beim Sterben zusehen können!" Das Wasser zog sich mehr und mehr zurück. Im Zuge dessen ist das Gewässer vom Ufer aus zugewachsen. Experten nennen das Verlandung.

Sommer 2014: Der Fresdorfer See in voller Pracht | Quelle: Dorfverein Fresdorf e.V.

Paradies für Wildschweine

"Es ist heute ein Paradies für Wildschweine, während es früher ein Paradies für Wasservögel war", erzählt Herrmann. Im Gestrüpp sind auch noch das Fundament eines Bootsschuppens, ein alter Steg und zwei Fischerboote zu finden.

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Zu DDR-Zeiten warf ein Fischer im 20.000 Jahre alten Grundwassersee seine Netze aus. Auch Enten und Karpfen wurden vor Ort gezüchtet. Heute sind nur noch einzelne Wasserlöcher zu sehen, die sich durch die Niederschläge der vergangenen Wochen und Monate gebildet haben. Früher stand in feuchten Jahren das ganze Gebiet bis an die ersten Häuser des nahen Ortskerns von Fresdorf unter Wasser. "Es zerrt an einem, wenn man weiß, dass ein See einfach so verschwindet", sagt der Ortsvorsteher.

Sommer 2019: Der Wasserpegel des Sees sinkt und sinkt | Quelle: Dorfverein Fresdorf e.V.

Viel Grundwasser wird entnommen

Bei der Ursachensuche für die Verlandung kommen mehrere Puzzlestücke zum Vorschein: "Die Klimaerwärmung führt zu einer höheren Verdunstungsrate", sagt Jürgen Wagler, der Vorsitzende des Fördervereins Seddiner See: "Das ist natürlich ein starker Faktor."

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Darüber hinaus spiele aber die Wassernutzung eine zentrale Rolle: "Rund 1,6 Millionen Kubikmeter Trinkwasser werden in dem Gebiet pro Jahr aus dem Grundwasser entnommen", erläutert Wagler. Darunter 870.000 Kubikmeter für die Wasserversorgung der Menschen im Umkreis. "Das Wasser wird geklärt und dann über die Flüsse in andere Einzugsgebiete abtransportiert - das ist dann verloren", moniert der Vereinsvorsitzende.

"Die 156.000 Kubikmeter Wasser, die für die Bewässerung des Golfplatzes entnommen werden, bleiben zumindest in der Region", berichtet der Experte weiter. So verhalte es sich auch mit den 270.000 Kubikmetern, die die Bauern aus dem Grundwasser entnehmen dürfen.

"Hinzukommen die Wassermengen, die durch Privatbrunnen entnommen werden und das Grundwasserreservoir stressen", so Wagler. "Das Problem ist unser Umgang mit dem Wasser. So tragen wir dazu bei, dass wir unsere Landschaft selber verlanden."

Herbst 2020: Der See ist endgültig trockengefallen | Quelle: Dorfverein Fresdorf

Auch der Seddiner See ist gefährdet

Ortsvorsteher Herrmann nennt als weitere Ursache für den Wasserverlust den Torfstich, der unweit von Fresdorf in den 1970er Jahren angelegt worden war.

Auch die im ausgetrockneten Uferbereich gewachsenen Erlen haben das Verlanden des Gewässers noch beschleunigt, da die Pionierbäume im Vergleich zu anderen Arten verhältnismäßig viel Wasser aus dem Erdboden ziehen. Auch das nahe Poschfenn, ein ehemals rund sechs Hektar großer Flachsee, ist so gut wie versiegt.

Das Schicksal droht auch anderen Seen vor Ort - darunter der rund 200 Hektar große, deutlich bekanntere Seddiner See, der in den vergangenen Jahren bereits signifikant Wasser verloren hat. "Es gibt Gutachten, die, wenn wir nicht umsteuern, voraussagen, dass der Seddiner See in 30 Jahren nicht mehr existieren wird", verdeutlicht Wagler. "Der Fresdorfer See ist ein mahnendes Beispiel."

Sommer 2024: Wasserlöcher sind zu sehen, Bäume und Gräser wuchern | Quelle: rbb/S.Oberwalleney

Natur steht unter Wasserstress

Alle Gewässer vor Ort gehören zur Seddiner Seenkette. Sie werden alle vom gleichen Grundwasserreservoir gespeist. Das ist mittlerweile sehr strapaziert - auch die zuletzt feuchten Monate haben daran nur wenig geändert. Für den Fresdorfer See und das Poschfenn war schlicht kein Wasser mehr übrig, um in Zeiten des Klimawandels zu überleben. "Die Natur stand schon länger unter Wasserstress. Das hat nur keiner bemerkt. Dadurch ist auch der Grundwasserpegel extrem stark gesunken. Jetzt sehen wir die Auswirkungen", so Wagler.

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Zuletzt haben sich die Grundwasserspiegel in der Region wieder etwas erholt, auch der Pegel des Seddiner Sees stieg wieder etwas. Das dürfe aber nicht überbewertet werden, warnt Wagler: Nach nur wenigen trockenen Monaten sei das wieder vergessen. Es müsse umgedacht werden, fordert der Förderverein Seddiner See daher. Das Wassermanagement müsse umgestellt werden. Einerseits dürfe in der Region nicht mehr so viel Wasser abgepumpt werden. Andererseits kämpft der Verein für eine sieben Kilometer lange Leitung von der Nieplitz zum Seddiner See, worüber im Winter Wasser dorthin geleitet werden kann.

Im Dorf erinnert ein Schild an den ausgetrockneten See | Quelle: rbb/S.Oberwalleney

Schild erinnert an den verschwundenen See

Durch das 1,4 Millionen Euro teure Projekt könne der See stabilisiert und der Landschaftswasserhaushalt wieder aufgefüllt werden: "Das hätte nicht nur positive Auswirkungen auf den Seddiner See", ist sich Wagler sicher. Das Wasser würde in der Region verbleiben und der natürliche Grundwasserspeicher gepflegt. Grundvoraussetzung seien gute Kläranlagen. Bis zu einer möglichen Umsetzung der Idee werden aber noch Jahre vergehen. Aktuell müssen weitere Gutachten erstellt werden.

Für den Fresdorfer See kommen alle Maßnahmen zu spät. Noch vor der Wende sollte der See ausgebaggert und entschlammt werden. Der Plan wurde aber nie umgesetzt. Nun ist er der anhaltenden Trockenheit zum Opfer gefallen, existiert nur noch auf Landkarten. Darüber hinaus erinnert ein mittlerweile leicht ausgeblichenes Schild im Dorf an das verschwundene Gewässer.

Sendung: rbb|24, 15.8.2024, 15:30 Uhr

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Beitrag von P. Rother und S. Oberwalleney

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