Frau in Friedrichsfelde getötet - eine weitere in Reinickendorf verletzt
Nur wenige Tage nach einem Femizid in Zehlendorf ist in Berlin erneut eine Frau getötet worden. Gegen den mutmaßlichen Täter wurde am Samstag Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Auch in Reinickendorf ereignete sich eine weitere Messerattacke auf eine Frau.
In Berlin-Lichtenberg (Ortsteil Friedrichsfelde) ist am Freitagabend eine Frau getötet worden. Das hat ein Sprecher der Polizei dem rbb am Samstagmorgen bestätigt.
Die Polizei sei gegen 22:30 Uhr über eine Auseinandersetzung in der Dolgenseestraße alarmiert worden. Im Hausflur eines Mehrfamilienhauses fanden die Beamten eine lebensgefährlich verletzte Frau. Rettungskräfte und ein Notarzt reanimierten die 28-Jährige und brachten sie in ein Krankenhaus, in dem sie kurz darauf verstarb.
Tatverdächtiger festgenommen
Etwa eine Stunde später nahmen Einsatzkräfte in der Nähe des S-Bahnhofs Rummelsburg einen 45 Jahre alten Tatverdächtigen fest. Bei ihm handelt es sich um den ehemaligen Lebensgefährten der Frau, wie der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Sebastian Büchner, dem rbb sagte. Es sei von einem Femizid auszugehen. Der Mann soll die 28-Jährige mit einem Messer angegriffen und mehrmals zugestochen haben. Es gebe Anzeichen von häuslicher Gewalt in der Beziehung, sagte Büchner.
Haftbefehl erlassen
Gegen den 45 Jahre alten Mann wurde auf Antrag der Berliner Staatsanwaltschaft Haftbefehl wegen Mordes erlassen und kam in Untersuchungshaft, teilte die Behörde auf der Online-Plattform X mit. Eine Mordkommission ermittelt in dem Fall. Die getötete Frau hatte zwei Kinder aus einer anderen Beziehung, die zu dem Zeitpunkt nicht am Tatort waren.
Eine 36-Jährige ist in Berlin-Zehlendorf durch Messerstiche getötet worden, mutmaßlich von ihrem Ex-Mann. Gegen den 50-Jährigen wurde Haftbefehl erlassen. Laut Staatsanwaltschaft gab es wegen früherer Gewaltvorfälle ein Kontaktverbot.
Weitere Attacke auf eine Frau in Reinickendorf
Ebenfalls am Freitagabend wurde eine 38 Jahre alte Frau in Berlin-Reinickendorf in einer Wohnung in der Residenzstraße mit einem Küchenmesser angegriffen und gewürgt.
Die beiden Kinder der Frau im Alter von acht und neun Jahren seien auf die Straße gelaufen, um Hilfe zu holen, sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Sebastian Büchner, der Deutschen Presse-Agentur. Dabei seien sie zufällig auf Polizisten gestoßen. Die Beamten hätten dann einen 32 Jahre alten Mann festgenommen, der gerade dabei gewesen sei, die Frau weiter anzugreifen.
Die 38-Jährige wurde verletzt und kam ins Krankenhaus, der Angreifer in Polizeigewahrsam. Die Frau hatte den Beschuldigten nach Angaben von Büchner vor einer Woche in die Wohnung aufgenommen. "Ob es über die Bekanntschaft hinaus eine Vorbeziehung gab, ist noch nicht bekannt." Bei dem Mann werde geprüft, ob statt Untersuchungshaft die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik geboten sein könnte.
Zehlendorf: Ex-Mann in Untersuchungshaft
Erst vor wenigen Tagen war eine Frau in Berlin-Zehlendorf mutmaßlich von ihrem Ex-Mann getötet worden. Die 36-Jährige war Mutter von vier Kindern. Der 50 Jahre alte Mann befindet sich in Untersuchungshaft. Laut Generalstaatsanwaltschaft wurde ein Haftbefehl wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen erlassen.
Die Polizei geht nach ersten Erkenntnissen von einem sogenannten Femizid aus. Femizid bedeutet, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden - also weil sie Frauen sind. Als häufigste Form gilt die Tötung von Frauen durch Partner oder Ex-Partner.
Die Berliner Staatsanwaltschaft spricht von einer ungewöhnlichen Häufung von Femiziden in diesem Jahr. Dennoch gebe es nach wie vor eine hohe Dunkelziffer, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Sebastian Büchner, dem rbb.
Paus: Massives Gewaltproblem gegen Frauen
Bundesfamilienministerin Lisa Paus zeigt sich von den Taten entsetzt: "Unser Land hat ein massives Gewaltproblem gegen Frauen. Das muss aufhören", sagte die Grünen-Politikerin. "Wir brauchen nicht nur ein Sicherheitspaket gegen terroristische Messerstecher, sondern auch für die Prävention und den Schutz von Frauen vor Gewalt." Sie bereite ein sogenanntes Gewalthilfegesetz vor, das allen Betroffenen einen Schutzanspruch auf Hilfe einräumen solle, sagte Paus.
Auch die Berliner Justizsenatorin Felor Badenberg forderte erneut Konsequenzen aus den Taten."Wir müssen endlich etwas gegen diese brutalen Morde von Männern an Frauen tun", erklärte die CDU-Politikerin und sprach von "purem Frauenhass". Sie appelliere daher erneut an Justizminister Marco Buschmann (FDP): "Nehmen sie die Fußfessel in das Gewaltschutzgesetz auf."