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Audio: rbb24 Radio Fritz | 16.08.2024 | Nachrichten | Quelle: dpa/Daniel Schubert

Neues Positionspapier

Deutsche Gesellschaft für Ernährung schwenkt um: Alkohol ist auch in Maßen schädlich

Jahrelang galt der Mythos: Ein Glas Wein und maßvoller Alkoholgenuss sei nicht schädlich. Jetzt verändert die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ihre Position: Alkohol ist nie gesund, auch nicht in Maßen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät zum Verzicht auf Alkohol. Damit verändert die Fachgesellschaft ihre bisherige Position zum Thema. Auch in Maßen sei Alkohol nicht gesund, eine sichere Menge für einen unbedenklichen Konsum gebe es nicht, heißt es in einem Papier des Vereins.

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Den potenziell gesundheitsfördernden Alkoholkonsum, zum Beispiel das landläufig als gesund bezeichnete Glas Rotwein am Abend, gebe es nicht, so die Einschätzung der Experten. "Alkohol ist eine psychoaktive Droge", heißt es. Sie sei Ursache für mehr als 200 negative gesundheitliche Folgen wie Krankheiten und Unfälle. Deshalb rät die DGE nun, keinen Alkohol zu trinken.

Der Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Gesundheit ist laut der Gesellschaft aber komplex. Bei einigen chronischen Krankheiten beispielsweise sei lediglich ein risikosenkender Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum beobachtet worden. Insgesamt sei allerdings die durch Alkohol verursachte Krankheits- und Sterbelast weltweit und insbesondere in Europa erheblich. Alkohol könne unter anderem das Risiko für Darm- oder Brustkrebs erhöhen oder für Bluthochdruck sorgen.

Frühere Studien laut Kanadischer Universität mangelhaft

Eine Analyse kanadischer Forscher war ebenfalls zu dem Ergebnis gekommen, dass Alkohol bereits in geringen Mengen gesundheitsschädlich ist und liefert eine Erklärung, wieso es früher andere Ansichten gab. Das Team der Universität Victoria hatte 107 Langzeituntersuchungen zum Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Mortalität ausgewertet. Der Grund dafür, dass frühere Studien Gesundheitsvorteile bei mäßigem Alkoholkonsum ermittelt hätten, liege in Verzerrungen wegen Mängeln im Studiendesign, so ihr Schluss.

Die DGE empfiehlt Menschen, die trotzdem Alkohol trinken wollen, vor allem große Mengen zu vermeiden. Das gelte insbesondere für junge Menschen.

Vor ihrer Kurskorrektur hatte die DGE jahrelang als Richtlinie ausgegeben, dass 10 Gramm pro Tag für Frauen und 20 Gramm pro Tag für Männer noch als "tolerierbare" Alkoholmenge gelten. Viel war das allerdings auch nicht, diese Mengen entsprechen etwa einem kleinen (0,3 Liter) beziehungsweise einem großen (0,5 Liter) Glas Bier.

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Aktualisiert wurden auch die Einschätzungen, welche Alkoholmengen als risikoarm, moderat oder riskant anzusehen sind. Ein bis zwei Gläser Wein oder eine bis zwei kleine Flaschen Bier pro Woche gelten demnach noch als risikoarmer Konsum. Fünf kleine Gläser Wein oder zwei Liter Bier werden als moderat angesehen, alles darüber stuft die DGE als riskantes Trinkverhalten ein.

Der durchschnittliche Alkoholkonsum in Deutschland war 2019 nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO mehr als doppelt so hoch wie im weltweiten Durchschnitt. Im Schnitt trinken Menschen in Deutschland demnach pro Jahr 12,2 Liter reinen Alkohol.

In ihrem Positionspapier spricht sich die DGE auch für bessere Vorbeugung aus. Die Maßnahmen, die den Zugang zu Alkohol einschränken, seien zu lasch, ebenso die Maßnahmen gegen Alkohol am Steuer. Die DGE wird vom Bundesministerium für Ernährung finanziert, ist aber nach eigenen Angaben ein unabhängiger Verein.

Sendung: Fritz, 16.08.2024, 7:30 Uhr

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