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Audio: Antenne Brandenburg | Georg-Stefan Russew | 05.05.2024 | Quelle: dpa/Balk

Panketal (Barnim)

Anwohner wollen Neubau eines Gymnasiums im Trinkwasserschutzgebiet verhindern

Der geplante Bau einer Schule in einem Trinkwasserschutzgebiet spaltet die Gemeinde Panketal. Anwohner wollen die Errichtung auf dem "Lauseberg" verhindern. Barnims Landrat Kurth und Panketals Bürgermeister Wonke halten an dem Projekt fest.

Immer mehr Berliner zieht es in den Speckgürtel, besonders beliebt bei jungen Familien ist der Barnim. Der Landkreis wächst seit Jahren und damit auch die Nachfrage nach Erziehungs- und Bildungsreinrichtungen. Bis 2027 sollen 450 Millionen Euro in den Ausbau von Kita und Schulen gesteckt werden [barnim.de].

Besonders hoch ist der Bedarf in Panketal, deren Bevölkerung in den vergangenen zehn Jahren auf rund 21.000 Einwohner (2023) angewachsen ist. Ausgerechnet hier schwelt seit Monaten ein Konflikt um die Errichtung einer neuen Schule. Der Neubau an sich wird von vielen Seiten begrüßt, gestritten wird jedoch um die Wahl des Standorts.

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Schulstandort sorgt bei Anwohnern für Kritik

Auf einem Feld an der Schönower/Robert-Koch-Straße im Ortsteil Zepernick, bekannt als Lauseberg, soll ein Gymnasium samt Turnhalle und wettkampffähiger Außensportanlage für 800 Schülerinnen und Schüler gebaut werden. Der Kreis hatte das Grundstück vor drei Jahren für rund drei Millionen vom Bund gekauft. Der geplante Schulstandort befindet sich allerdings mitten im Trinkwasserschutzgebiet – diese Tatsache sorgt bei vielen Anwohnern für Unmut. Zwei Bürgerinitiativen wurden gegründet: "Wasserschutz Panketal" und "Gymnasium Zerpernick".

Arthur Holweg engagiert sich in der Bürgerinitiative "Wasserschutz Panketal". Er hält den gewählten Standort am Lauseberg weder für sinnvoll noch für zulässig: "Der Kardinalfehler ist ja, dass man bei so einem Projekt natürlich mehrere Flächen sondieren muss, die man für geeignet hält, das wurde nicht gemacht, sondern es wurde einfach eine Fläche gekauft und im Nachhinein auch schöngeredet und die Anwohner wurden einfach nicht eingebunden", sagte Holweg dem rbb. Die zusätzlich geplante Wettkampfarena versiegele den Lauseberg noch mehr und kontaminiere den Untergrund auch mit Mikroplastik.

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Kompromissvorschlag der Bürgeriniative

Holweg setzt darauf, dass für den Bau ganz viele Umweltschutz-Auflagen erlassen werden: "Dann wird man ja sehen, dass es in diesem Wasserschutzgebiet so viele Probleme gibt. Da muss man so viel Geld in die Hand nehmen, dass am Ende eventuell der Landkreis sich überlegt, die Reißleine zu ziehen."

Zugleich schlägt er einen Kompromiss vor: Verzichtet die Gemeinde/der Landkreis auf den geplanten Großsportplatz neben der Schule, würde die Bürgerinitiative dem Bauvorhaben eher zustimmen können. Holweg sieht darin eine Win-Win-Situation, weil damit ein Teil der Fläche erhalten bleibt, die beispielsweise aufgeforstet werden könne.

Landrat hält an Plänen fest

Für Landrat Daniel Kurth (SPD) sind das keine Optionen. Er hält am Neubau und der geplanten Sportanlage fest. Die prognostizierten Schülerzahlen würden den Neubau von insgesamt zwei Gymnasien im südlichen Barnim - eins in Ahrensfelde und eins in Panketal, erfordern: "Ich weiß, dass es Sorgen und Nöte der Anwohner gibt. Die kann ich auch verstehen", so Kurth gegenüber dem rbb. "Wenn man über Jahre auf ein unbebautes Grundstück geschaut hat, wo es schön ruhig war, und sich jetzt vorstellt, dass da hunderte Schüler jeden Morgen ankommen und beschult werden, dann ist das vielleicht nicht für jeden der erstrebenswerte Zustand."

Der SPD-Politiker will dennoch keinen Millimeter abrücken. Die Anbindung sei schon jetzt mit Bussen und S-Bahn hervorragend. Die Sorge der Menschen um das Trinkwasserschutzgebiet, kann er nur bedingt nachvollziehen: "Da haben auch alle Bürger, die da Anwohner sind, gebaut. Natürlich werden wir uns an alle Regeln halten, dass wir das Wasser auf dem eigenen Grundstück versickern lassen müssen." Ein Trinkwassergutachten sei bereits erstellt worden, um sich mit der Kritik der Bürgerinnen und Bürger auseinanderzusetzen. Jetzt habe die letzte Phase zur Aufstellung des Bebauungsplans begonnen.

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Wohnortnahe Schule hat für Panketaler Bürgermeister Priorität

Für den Bürgermeister von Panketal, Maximalian Wonke (SPD), hat das Gymnasium oberste Priorität. Der 37-Jährige, selbst Vater von drei Kindern, möchte den Schülerinnen und Schülern kurze Schulwege ermöglichen: "Dafür werde ich auch all mein politisches Gewicht in die Waagschale werfen. Ich werde daher auch nicht großes Interesse und Verständnis für die direkten Anwohner haben, die einen Alternativstandort am Rande unserer Wohnbebauung vorschlagen, nur damit sie eben dort den Blick aufs freie Feld weiter haben können."

Die Kritik an der geplanten wettkampffähigen Sportanlage kann Bürgermeister Wonke hingegen nachvollziehen. Damit verbundenen seien auch große Schallemissionen und ein erhöhtes Verkehrsaufkommen an Wettkampf-Wochenende: "Das ist natürlich schon ein Punkt, der dann doch in die eigene Freizeit und Ruhezeit eingreift. Daher kann ich mit dem Kompromiss leben. Ganz normale Schule, ganz normaler Sportplatz."

Die Projekt-Gegner wollen ihren Protest fortsetzen und ziehen auch juristische Schritte in Erwägung.

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.08.2024, 15:40 Uhr

Mit Material von Georg-Stefan Russew

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