Rhinluch in Ostprignitz-Ruppin
Die Naturschutzstation Rhinluch in Linum bei Fehrbellin (Ostprignitz-Ruppin) war in diesem Jahr bei der Zucht der Europäischen Sumpfschildkröte besonders erfolgreich. Das sagte Norbert Schneeweiß, der Direktor der Naturschutzstation, dem rbb. Schon 200 Jungtiere seien in diesem Jahr auf der Naturschutzstation geschlüpft - fast ein Rekord. Seit 30 Jahren werden die seltenen Tiere in Rhinluch gezüchtet und ausgewildert. Das Ziel sei laut Schneeweiß, den Bestand dauerhaft halten.
Zwei Jahre dauert es, bis die aufgezogenen Schildkröten ausgewildert werden können. Alles beginnt im sogennanten "Inkubator", einer weißen Styroporbox. Bei exakt 28,5 Grad Celsius werden dort die Eier gebrütet. Diese Temperatur ist notwendig, damit gleich viele männliche wie weibliche Schildkröten schlüpfen.
Die winzigen Tiere sind gerade einmal zwei Zentimeter groß. Nach ein paar weiteren Tagen im Inkubator geht es für die Baby-Schildkröten nach draußen. "Noch nicht in die freie Wildbahn, aber in unseren Garten, da ist quasi der 'Kindergarten' für die geschlüpften Schildkröten", sagt Schneeweiß. Dort sind die Schildkröten gut vor Katzen, Krähen und Waschbären geschützt.
Vor allem der Waschbär ist in freier Wildbahn eine Gefahr für die Europäische Sumpfschildkröte. Diese ist laut dem Landesamt für Umwelt Brandenburg in Deutschland akut vom Aussterben bedroht. Das liege laut Umweltamt nicht nur am Waschbär, sondern auch am Klimawandel: Durch Dürreperioden trocknen überlebenswichtige Wohngewässer aus; die Schildkröten sind auf ihrer Suche nach neuen Lebensräumen schutzlos verschiedenen Gefahren, wie Straßenverkehr, Fressfeinden oder dem Verdunsten ausgesetzt.
Brandenburg ist das einzige deutsche Bundesland, in dem die Europäische Sumpfschildkröte noch wild lebt. Anfang der 90er Jahre gab es hier noch um die 60 Tiere, inzwischen liege die Population bei um die 200, erklärt Norbert Schneeweiß. Auch deshalb freuen sie sich, dass in diesem Jahr rund 70 Jungtiere aus der Naturschutzstation in vier verschiedenen Gebieten ausgewildert werden konnten.
Für die gerade erst geschlüpften Schildkröten ist es noch ein langer Weg dorthin. Bevor sie in die freie Wildbahn entlassen werden können, müssen sie wachsen - und ihr Panzer muss aushärten. Und auch in der Wildnis müssen sie weiter wachsen. Erst wenn sie um das zehnfache größer sind als bei ihrer Geburt, können sie sich in freier Wildbahn vermehren – das dauere etwa die 15 Jahre, erklärt Schneeweiß.
Eine Arbeit, für die man viel Geduld braucht. Manchmal passiere es, dass sie bei ihren Beobachtung in der Natur eine Schildkröte sichten, die sie vor Jahren selbst ausgewildert haben, erzählt er. Für ihn und sein Team sei dies immer ein Erfolg.
Sendung: rbb24 Antenne Brandenburg, 06.08.2024, 18:12 Uhr
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