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Quelle: dpa/RealityImages

Robert-Koch-Institut

Zwei Infektionen mit West-Nil-Virus in Berlin und Brandenburg bekannt

Durch den Stich einer heimischen Mücke haben sich in Deutschland dieses Jahr bislang mindestens sechs Menschen mit dem West-Nil-Virus infiziert. Bis zum 19. September waren jeweils ein Fall in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen sowie zwei Fälle in Sachsen bekannt, wie eine Sprecherin des Robert Koch-Instituts (RKI) am Freitag auf Anfrage mitteilte. Außerdem habe man fünf weitere Fälle registriert, die auf Reisen in andere Länder zurückgehen.

"Es werden definitiv noch mehr Fälle werden", sagte der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg. Es lägen auffällige Proben vor, die allerdings noch fertig untersucht werden müssten. "Das ist aufwändig, weil die Viruslasten ganz gering sind", erklärte Schmidt-Chanasit. Auch wenn der Sommer zu Ende sei, könnten die Mücken durchaus noch ein paar Wochen aktiv sein, sagte der Virologe. "Aber die West-Nil-Saison geht jetzt zu Ende."

Tierseuche

West-Nil-Virus erstmals in diesem Jahr in Berlin nachgewiesen

Ein Habicht in Berlin hat sich mit dem West-Nil-Virus infiziert. Deutschlandweit ist es dieses Jahr der zweite bekannte Fall. Jährliche Ausbrüche bei Vögeln sind nichts Ungewöhnliches mehr. Übertragungen auf Menschen sind möglich.

Hohe Dunkelziffer, weil viele Infektionen ohne Symptome verlaufen

Im vergangenen Jahr waren vom RKI sieben von heimischen Mücken übertragene West-Nil-Infektionen in Deutschland erfasst worden, im Jahr davor 17. Generell gibt es beim West-Nil-Virus eine sehr hohe Dunkelziffer nicht erfasster Fälle, da eine Infektion in etwa 80 Prozent der Fälle ohne Symptome verläuft. Bei knapp 20 Prozent gibt es dem RKI zufolge milde, unspezifische Symptome wie Fieber oder Hautausschlag - auch sie bleiben häufig unbeachtet.

Schwerere und tödliche Verläufe des West-Nil-Fiebers betreffen meist ältere Menschen mit Vorerkrankungen. Nur etwa ein Prozent der Infektionen führen zu solchen schweren neuroinvasiven Erkrankungen.

Senat bestätigt

West-Nil-Virus bei Papageien im Berliner Tierpark nachgewiesen

Das West-Nil-Virus ist im Berliner Tierpark angekommen. Bei einem toten Papagei seien die Krankheitserreger nachgewiesen worden, weitere Tiere sind verendet. Der Senat rät Pferdehaltern, ihre Tiere zu impfen.

Infektionen auch bei Pferden und Vögeln

Das Virus wird dem RKI zufolge hauptsächlich von Stechmücken zwischen wildlebenden Vögeln übertragen. An Vögeln infizierte Mücken könnten das Virus aber auch auf Menschen und andere Säugetiere übertragen, vor allem Pferde. Bisher sind nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) 51 Fälle bei Vögeln und 85 Fälle bei Pferden bekannt (Stand 19. September). Am meisten betroffen seien Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Wegen des warmen und feuchten Klimas und einer höheren Zahl an Stechmücken gebe es inzwischen auch häufiger Fälle in anderen Bundesländern. So würden aktuell vermehrt Fälle bei Pferden mit zum Teil sehr schwerem Verlauf auch im östlichen und südöstlichen Niedersachsen nachgewiesen.

Anders als für Menschen existiert für Pferde ein Impfstoff gegen das Virus. Das FLI empfiehlt die Impfung für Tiere, die im Ausbreitungsgebiet des Virus gehalten oder auch nur für sehr kurze Zeit dorthin verbracht werden.

Invasive Arten

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Arten sterben aus, entstehen neu und wandern in andere Lebensräume. So ist das, seit es Leben auf der Erde gibt. Auch der Mensch bringt, absichtlich oder unabsichtlich, neue Arten in andere Regionen. Welche Folgen hat das? Von Andreas Heins

Sackgasse Mensch

Das West-Nil-Virus wurde erstmals 1937 in Uganda entdeckt. Seitdem hat es sich weltweit ausgebreitet und ist mittlerweile in Afrika, dem Nahen Osten, Europa, Asien, Australien sowie Nord-, Mittel- und Südamerika zu finden. Menschen und Pferde gelten als sogenannte "Fehlwirte" oder "Sackgassen" für das Virus, da sie zwar erkranken, aber das Virus nicht weiter übertragen können. Krähen und Eichelhäher reagieren besonders empfindlich auf das Virus und können als Indikatoren für dessen Präsenz in einer Region dienen.

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