Wieso die ersten Freibäder trotz 30 Grad schließen - und andere geöffnet bleiben
Der Sommer geht in die Verlängerung - in dieser Woche wird es nochmal heiß. Die ersten Freibäder haben trotzdem schon zu. Andere bleiben dagegen noch lange geöffnet. Woran das liegt - und wieso sich das auch nicht allzu schnell ändern wird.
Die gute Nachricht zuerst: In der heißen ersten Septemberwoche sind die meisten Freibäder noch geöffnet. Nur vier Bäder haben bereits geschlossen: die in Staaken-West und der Wuhlheide, sowie die Kinderbäder Marzahn und Monbijou. Mit dem Bad in der Seestraße wird am Donnerstag ein weiteres schließen, alle anderen haben mindestens am Wochenende noch geöffnet.
Eine Woche später werden dann allerdings die meisten Freibäder in der Hauptstadt geschlossen sein. Am 08., 13. und 15. September schließen zahlreiche Bäder, nur die Sommerbäder in Mariendorf (22. September), am Olympiastadion (29. September) und das Kreuzberger Prinzenbad (31. Oktober) haben länger geöffnet.
Dass viele Bäder jetzt schließen, hat allerdings weniger mit Fehlplanung oder einer pessimistischen Sicht aufs Wetter zu tun. Laut einer Sprecherin der Berliner Bäderbetriebe ist vor allem das Ende der Schulferien ein maßgeblicher Faktor für das Schließen der Freibäder. Mit dem Beginn des neuen Schuljahres und dem Sommerpausenende in vielen Schwimmvereinen müssen die Hallenbäder wieder geöffnet werden. Dafür brauchen die Bäderbetriebe Personal.
"Wir haben in Berlin obligatorischen Schwimmunterricht für Drittklässler. Das sind ungefähr 30.000 Kinder jedes Jahr und die absolvieren den Unterricht in den Schwimmhallen der Berliner Bäderbetriebe", sagt eine Sprecherin der Bäderbetriebe. "Wir können die Saison in Freibädern deshalb in einigen Bädern partiell verlängern, aber nicht in allen. Das hat den ganz simplen Grund, dass wir das Personal in den Hallenbädern benötigen", so die Sprecherin.
Im Sommer würden zwar zusätzliche Saisonkräfte eingestellt, deren Beschäftigung ende aber zum Ende der Sommersaison.
Viele Stammkunden sorgen für Prinzenbad-Ausnahme
Bei der Auswahl der Bäder, die länger geöffnet bleiben, gehen die Bäderbetriebe systematisch vor. Kleinere Bäder werden zuerst geschlossen, größere oder solche mit großem Einzugsgebiet eher länger offen gehalten. Zudem gibt es den Sonderfall Kreuzberg. Im Prinzenbad hat sich eine große Stammkundschaft fürs Frühschwimmen gebildet.
"Wir wurden wieder und wieder mit Nachfragen konfrontiert von Kundinnen und Kunden, die dort auch in der kalten Jahreszeit noch sehr gerne Frühschwimmen", erklärt die Sprecherin. Man habe in den letzten beiden Jahren im Oktober, zum Ende der Saison nichtmal mehr das Bad beheizt und dennoch seien die Stammkunden gekommen. "Das kam wirklich gut an", sagt sie. Deshalb bleibt das Prinzenbad auch in diesem Jahr bis Ende Oktober geöffnet.
Sommer, Sonne, ab ins Schwimmbad: Unvorbereitet geht das in Berlin aber nicht mehr. Neben der Auslastungsampel im Blick sollten Badelustige über 14 ihren Ausweis in der Tasche haben. Mit dem Online-Ticket darf man dann aber zum Express-Eingang.
Entscheidung nicht nur nach Wirtschaftlichkeit
Bäder, die hingegen weniger genutzt werden, halte man nicht länger geöffnet. Auch wenn die Berliner Bäderbetriebe nicht kostendeckend arbeiten müssen und, so die Sprecherin, ihre Entscheidungen nicht ausschließlich nach wirtschaftlichen Kriterien treffen würden.
"Uns stellt sich nicht die Frage danach, ob sich der Betrieb eines Bades für die eine Woche lohnt oder nicht. Die Preise sind sehr sozial, die Leute, die in Berlin leben, sollen sich den Besuch leisten können", sagt sie. Ein Ticket für ein Berliner Bad kostet derzeit zwischen 3,50 Euro und 5,50 Euro je nach Tageszeit. Für zahlreiche Gruppen wie Sozialhilfeempfänger, Schüler oder Rentner gibt es zudem Vergünstigungen. Auch Gruppen- oder Sammelkarten gibt es.
In der Tat ist der Betrieb bei weitem nicht kostendeckend. Laut der Bilanz für das Jahr 2022 erhalten die Berliner Bäderbetriebe jährlich einen Zuschuss von über 60 Millionen Euro für den Betrieb und Erhalt der Bäder. Dazu kommen Investitionsmittel für Instandsetzungsmaßnahmen. Über fünf Millionen Besucherinnen und Besucher kommen jährlich in die Berliner Bäder, etwa ein Drittel nutzen die Angebote kostenlos im Rahmen von Schul- und Vereinsschwimmen oder Angeboten von Kindertagesstätten. Für die Freibadsaison 2024 gibt es noch keine Zahlen, in einer Zwischenbilanz im Juli hatten die Bäderbetriebe allerdings bereits fast 600.000 Besucherinnen und Besucher alleine in den ersten Sommermonaten gezählt.
Schulbeginn bestimmt Saison auch künftig
Eine langfristige Anpassung der Saison an den Klimawandel und erwartbar längere Sommer, sei vorerst nicht geplant. Die einfache Erklärung: Das Schuljahr-Problem sei damit nicht gelöst. Solange also das Schuljahr wie bisher beginnt und damit Personal in den Hallenbädern gebunden ist, werden die Berliner Freibäder auch weiterhin ab Anfang September so langsam schließen.
Ab der kommenden Woche allerdings sollen auch die Temperaturen wieder etwas fallen, da schmerzt der Blick auf den geschlossenen Eingang dann vielleicht deutlich weniger. Und für die Hartgesottenen gibt es ja mit dem Olympiabad und dem Prinzenbad auch zwei Bäder, die noch bis Ende September und Ende Oktober geöffnet sind.