Straße in Berlin-Kreuzberg
Ein Stück der Manteuffelstraße in Kreuzberg ist im vergangenen Jahr in Audre-Lorde-Straße umbenannt worden. Was einfach klingt, ist kompliziert: Erst fehlte die Info der Anwohner, dann fehlten Schilder. Nun kommen neue Hausnummern dazu.
Ein Jahr nach einer Straßenumbenennung in Berlin-Kreuzberg gibt es in der neuen Audre-Lorde-Straße weiter Durcheinander bei den Adressen. Ein Grund ist offenbar, dass es bei den Behörden technische Probleme bei der Registrierung gab.
Vor einem Jahr war die nördliche Manteuffelstraße zwischen Köpenicker und Skalitzer Straße in Audre-Lorde-Straße umbenannt worden. Zunächst gab es Verwirrung, weil Anwohner und Poststellen teilweise nicht rechtzeitig über die Umbenennung informiert worden waren.
Neue Straßenschilder wurden zudem verspätet angeschraubt. Als Grund, warum über Monate keine neuen Straßenschilder montiert wurden, führte die Verwaltung an, dass der Vorgang einer Teilumbenennung einer Straße unvorhersehbare Probleme verursacht habe.
Nach Beobachtung einer rbb-Reporterin bereitet jetzt vor allem Probleme, dass auch die Hausnummern geändert wurden - allerdings nicht zeitgleich mit der Straßenumbenennung.
Wie der Bezirk Frierichshain-Kreuzberg dem rbb mitteilte, wurde am 31. Mai dieses Jahres die neue Nummerierung festgesetzt. Über die neuen Hausnummern informierte das Bezirksamt die Hausbesitzer und Hausverwaltungen nach eigenen Angaben aber erst im August. Hintergrund seien technische Probleme mit dem "Automatisierten Liegenschafts-Informationssystem" gewesen, die es im Sommer gegeben habe.
Anwohner und Post hantieren daher zurzeit mit drei Adressangaben, wie beispielsweise: Manteuffelstraße 97 (ehemalige Adresse), Audre-Lorde-Straße 97 (umbenannt und mit alter Hausnummer) und Audre-Lorde-Straße 55 (umbenannt und mit neuer Hausnummer).
Wie der Bezirk mitteilte, ist eine "ordnungsgemäße Straßennummerierung" für Einsätze von Polizei und Feuerwehr erforderlich. In der Audre-Lord-Straße hätte es aber - mit der bisherigen Nummerierung - eine Hausnummern-Lücke gegeben.
In Berlin sind Straßen oft nach dem Hufeisen-Modell nummeriert, nicht im Zick-Zack-Muster: also eine Straßenseite rauf, dann auf der anderen Seite wieder runter. Auf der westlichen Seite der neuen Audre-Lord-Straße hätte die Zählung begonnen - wäre aber im 40er-Bereich geendet. Auf der östlichen Seite wäre mit Hausnummern im 80er-Bereich weiternummeriert worden. Die dazwischenliegenden Nummern finden sich im verbleibenden Teil der Manteuffelstraße.
Nach Angaben des Bezirksamts wurde für die Audre-Lorde-Straße nun das Zickzack-Prinzip angewendet. Dabei befinden sich auf der einen Straßenseite die geraden Hausnummern und auf der gegenüberliegenden die ungeraden. Die Hausnummern beginnen mit der Nummer Zwei und enden nun bei 80.
Nach Bezirksangaben ist mit den neuen Hausnummern aber noch nicht alles erledigt: Grundstückseigentümer und Hausverwalter müssen jetzt die Hausbewohner informieren, das Statistikamt muss die Änderungen hinterlegen - und danach kann wiederum das Melderegister geändert werden. "Erst die Änderung im Melderegister durch das Statistische Landesamt Berlin-Brandenburg ermöglicht dann auch den Zugriff des Bürgeramtes, der Versicherungen etc. auf die neuen Adressen in der Audre-Lorde-Straße", so der Bezirk.
Bereits 2019 hatte das Bezirksparlament beschlossen, eine Straße in Kreuzberg nach Audre Lorde zu benennen. In einem Beteiligungsverfahren wurde der nördliche Teil der Manteuffelstraße dafür ausgewählt.
Audre Lorde (1934-1992) war laut Bezirk eine lesbische, schwarze Aktivistin und Dichterin. Zwischen 1984 und 1992 hielt sich die US-Amerikanerin demnach oft in Kreuzberg auf, wo sie sich für afro-deutsche Frauen und deren Sichtbarkeit engagierte und sich mit der feministischen Bewegung auseinandersetzte.
Sendung: rbb 88.8, 10.09.2024, 9:15 Uhr
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