Charlottenburg und Britz
Erneut ist es in Berlin zu mehreren Gewalttaten mit Messern gekommen.
In der Nacht zu Sonntag gingen in Berlin-Britz (Bezirk Neukölln) zwei Gruppen von Männern aufeinander los. Zuerst griffen etwa zehn Männer mit Messern, Stöcken und Steinen sieben weitere Männer in der Gradestraße an, wie die Polizei mitteilte. Die zweite Gruppe verteidigte sich demnach mit Fußtritten und Faustschlägen und schlug die Angreifer in die Flucht.
Ein 18- und ein 30-jähriger Mann wurden verletzt und ambulant im Krankenhaus behandelt, ein dritter Mann blieb laut Polizei mit einer Gesichtsverletzung stationär in der Klinik. Polizisten fanden am Tatort zwei Messer und einen Stock, sie ermitteln wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung. Der Grund für den Angriff war zunächst nicht bekannt.
Auch bei einem Streit zwischen zwei Männern am Samstagabend in Charlottenburg spielte ein Messer eine Rolle. Ein 45- und 22-jähriger Mann trafen sich in einer Wohnung in der Niebuhrstraße und gerieten aneinander. Der Jüngere zog laut Polizei das Messer, der 45-Jährige flüchtete später aus der Wohnung auf die Straße. Beide Männer erlitten Stichverletzungen und wurden ambulant im Krankenhaus behandelt. Polizisten nahmen den 22-Jährigen fest.
Die Berliner Polizei registrierte im vergangenen Jahr insgesamt 3.482 Straftaten, bei denen ein Messer eine Rolle spielte, überwiegend handelte es sich um Drohungen. Das waren fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Es gab 1.135 leicht verletzte Menschen, 207 Schwerverletzte und 14 Tote durch Messerstiche.
Die Gesamtzahl aller Verdächtigen von Taten mit Messern stieg in Berlin seit 2020 deutlich an: von 1.948 auf 2.575 im vergangenen Jahr. Der größte Teil davon waren Männer im Erwachsenenalter. Aber auch die Zahl der mit Messer-Straftaten in Verbindung gebrachten tatverdächtigen Kindern und Jugendlichen unter 14 Jahren stieg von 52 im Jahr 2020 auf 142 im vergangenen Jahr an.
Die Feuerwehr hatte dem rbb kürzlich mitgeteilt, dass sie deutlich häufiger Stich- und Schnittverletzungen behandeln müsse. Während 2022 noch im gesamten Jahr 230 Verletzungen registriert wurden, waren es in diesem Jahr bis Ende Juli 234 Fälle.
Der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Stephan Weh sprach sich nach den Vorfällen für ein generelles Trageverbot von Messern in der Öffentlichkeit in ganz Berlin aus. "Terroristen und Schwerstkriminelle werden sich von Verboten nicht abhalten lassen", teilte er mit - aber man werde so die Messergewalt eindämmen.
Die kleinere Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) will die zunehmende Verbreitung von Messern besonders bei Jugendlichen mit mehr Verboten und Vorbeugung bekämpfen. Wichtigster Punkt in einem Fünf-Punkte-Plan ist die Senkung des Alters der Strafmündigkeit auf 12 Jahre - bisher sind Jugendliche erst ab 14 strafbar. Das würde besonders die "Palette von Unterstützungs- und Hilfsmöglichkeiten erhöhen", teilte die Polizeigewerkschaft mit.
In ihrem Koalitionsvertrag hatten SPD und CDU die Einführung von Messerverbotszonen verabredet. Zuletzt hatte sich Schwarz-Rot darauf verständigt, "dass die Polizei in unseren zukünftigen Messer- und Waffenverbotszonen Personen und Sachen verdachtsunabhängig durchsuchen darf". Wo die Verbotszonen liegen sollen, ist allerdings noch offen.
Sendung: Fritz, 29.09.2024, 14:30 Uhr
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