rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Audio: rbb 88,8 | 13.09.2024 | Ulf Morling | Quelle: IMAGO / Schöning

Landgericht Berlin

Hohe Haftstrafen für brutale Überfälle mit Todesfolge

Das Berliner Landgericht hat am Freitag fünf Angeklagte zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. In zwei Fällen verhängten die Richter eine lebenslange Haftstrafe. Das teilten die Berliner Strafgerichte am Freitag mit.

Die Angeklagten, die aus einer Familie stammen, waren bei fünf Wohnungsüberfällen in Berlin und Sachsen-Anhalt so brutal gegen betagte Senioren vorgegangen, dass zwei der Betroffenen starben, wie ein rbb-Gerichtsreporter berichtete.

Gegen einen weiteren Angeklagten verhängte das Berliner Landgericht zwölfeinhalb Jahre Haft wegen Raubes mit Todesfolge, eine Frau soll wegen schweren Raubes für sechseinhalb Jahre ins Gefängnis. Ein fünfter Angeklagter erhielt wegen Beihilfe zu schwerem Raub eine Strafe von vier Jahren.

Die fünf Opfer, das älteste war 87 Jahre alt, wurden nach dem Öffnen der Wohnungstür zurückgedrängt und geknebelt. Einer der Angeklagten soll sich beim Todeskampf eines der Opfer noch lustig gemacht haben.

"Die Taten sind nur als niederträchtig zu bezeichnen", sagte der Vorsitzende Richter Mark Sautter. Die Angeklagten hätten sich an Schwachen und Hilflosen vergriffen. Bei jeder Tat seien sie mit "überschießender Gewaltanwendung" gegen nahezu wehrlose Menschen vorgegangen. Die Opfer seien in hilflosem Zustand zurückgelassen worden.

Staatsanwaltschaft Berlin

55-Jähriger wegen versuchter Tötung seines Bruders angeklagt

Angehörige der Angeklagten störten im Saal

Mehrmals unterbrach das Gericht die Urteilsbegründung. Familienangehörige der Angeklagten auf den Zuhörerbänken schrien lautstark, als sie das Urteil hörten. Einige mussten den Saal verlassen. Auch die 37 Jahre alte Angeklagte, die Ehefrau des mutmaßlichen Chefs der Gruppe und siebenfache Mutter, wirkte außer sich. Sie schrie und hämmerte gegen die Scheibe vor der Anklagebank. Die sieben Kinder des Paares müssen nun anderweitig untergebracht werden.

Kopf der Gruppe war aus Sicht des Gerichts ein 39-Jähriger. Er wurde unter anderem wegen Mordes in zwei Fällen sowie schweren Raubes, räuberischer Erpressung, erpresserischen Menschenraubes und gefährlicher Körperverletzung verurteilt. Die Richter stellten in seinem Fall zudem eine besondere Schwere der Schuld fest, was eine Haftentlassung auf Bewährung nach 15 Jahren nahezu ausschließt.

Die 24 bis 39 Jahre alten Angeklagten befinden sich in Untersuchungshaft - mehrere von ihnen seit inzwischen zwei Jahren. Der Prozess zog sich über rund 16 Monate mit 73 Verhandlungstagen. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen vier der Angeklagten lebenslange Freiheitsstrafen beantragt, gegen einen Mann eine Strafe von zehneinhalb Jahren. Die Verteidiger dagegen sahen Mordvorwürfe als nicht erwiesen an. Sie plädierten auf milde Strafen in einigen Anklagepunkten. Mit Rechtsmitteln gegen die Entscheidung wird gerechnet.

Die Serie begann im Juli 2022. Weitere gesondert verfolgte Mittäter seien beteiligt gewesen. Drei der Angeklagten agierten nach Überzeugung der Richter als Bande.

Sendung: rbb 88,8, 13.09.2024, 14:40 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen