Überlasteter Schienenverkehr
Voll, voller, RB26: Die Strecke zwischen Berlin-Lichtenberg und der polnischen Grenze wird von kleinen Zügen befahren, die oft prallvoll sind. Mehrmals wurden Schüler am Gleis stehen gelassen. Der Betreiber verspricht nun Verbesserungen.
Die Regionalbahn 26 zwischen Berlin-Lichtenberg und Küstrin ist überlastet: Fahrgäste beklagen überfüllte Züge, Zugverspätungen und defekte Klimaanlagen. Nachdem vor allem vor den Sommerferien offenbar Schülerinnen und Schüler am Bahnhof Rehfelde (Märkisch-Oderland) nicht mehr in die überfüllten Züge aufgenommen werden konnten, wächst nun nach Schulbeginn der Unmut bei den Fahrgästen.
"Vor allem zu den Uhrzeiten, zu denen alle zur Arbeit fahren oder von der Arbeit kommen, ist der Zug am vollsten, und dann schicken sie nur einen Waggon", beklagte sich eine junge Auszubildende aus Rehfelde im Gespräch mit dem rbb am Donnerstag. Sie fährt täglich nach Berlin zur Berufsschule und ist deswegen auf eine gute Zugverbindung angewiesen.
In sozialen Netzwerken beschweren sich Menschen darüber, dass wegen überfüllter Züge Schüler oft nicht in die Bahn aufgenommen werden könnten. Das bestätigte auch Manuela Reiner von der "Initiative für zuverlässigen Nahverkehr" dem rbb.
Inzwischen liegt der Brandenburger Landesregierung eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Sahra Damus (Grüne) vor. In dieser fordert sie die Regierung dazu auf, sich mit den Missständen bei der sogenannten Ostbahn, also der RB26-Strecke zwischen Berlin und Küstrin-Kietz, auseinanderzusetzen. Eine Antwort soll es in den kommenden Tagen geben.
"Hier in der Region sind wir alle dafür, die Ostbahn auszubauen und besser auszustatten – und zwar über Parteigrenzen hinweg. Wo es hakt, ist tatsächlich auf der Bundesebene bei Verkehrsminister Wissing, der der Ostbahn keine große Priorität beimisst", sagte Damus dem rbb. "Wir wissen, dass sie eine der am besten ausgelasteten Pendelstrecken in Brandenburg ist, und gleichzeitig hinkt sie völlig hinterher."
Betrieben wird die RB26 von der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB). Um die Situation im Zug und auf der Strecke zu verbessern, braucht es laut Damus mehrere Akteure – und nicht nur den Betreiber.
"Wir bedauern die Vorfälle, gerade mit den Schülern aus Rehfelde, die sich vermutlich vor den Ferien ereignet haben", teilte eine NEB-Sprecherin dem rbb auf Anfrage mit. Sie wünsche sich mehr Rücksichtnahme aller Beteiligten. Zu der Zeit habe die NEB eine "sehr angespannte Fahrzeugssituation" gehabt, die sich inzwischen gebessert habe. Manche Züge konnten demnach in der Hauptverkehrszeit nur mit einem Fahrzeug verkehren. Derzeit laufe die Beschaffung neuer Fahrzeuge.
Ab Dezember soll die RB26 zwischen Müncheberg und Berlin alle 30 Minuten fahren. Vom zusätzlichen Takt verspricht sich die NEB, dass sich die Lage im kommenden Jahr entspannen wird, wie die Sprecherin mitteilte.
Die Auswirkungen der überlasteten Züge betreffen nicht nur Pendler, wie Manuela Reiner sagte. "Der Tourismus leidet, wenn am Wochenende nur mit einem Wagen gefahren wird und die Fahrräder nicht reinkommen. Wer wartet auf den nächsten Zug, der vielleicht erst in zwei Stunden kommt?", sagte Reiner. Zwar gibt es einen Ein-Stunden-Takt, wie Reiner sagte, doch einige von Touristen beliebte Dörfer werden nur alle zwei Stunden angefahren.
Immerhin: Im Bundesverkehrswegeplan ist die Ostbahn bereits vorgesehen. Damit aber schnell Geld fließt, die Züge modernisiert und die Strecke ausgebaut werden kann, muss sie in den vordringlichen Bedarf vorrücken. Bisher ist das aber nicht passiert.
Sendung: Antenne Brandenburg, 05.09.2024, 14:10 Uhr
Mit Material von Stefanie Fiedler
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