Heftige Regenfälle
Tief "Anett" bringt in den kommenden Tagen erhebliche Regenmengen. Direkt davon betroffen ist nur Südbrandenburg - leicht. Doch über Oder, Neiße und Elbe könnte Hochwasser auch nach Brandenburg schwappen. Von Julian von Bülow
Hinweis: Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert Unsere neuen Informationen zum drohenden Hochwasser finden Sie hier.
Derzeit stehen die Brandenburger Pegel noch alle im grünen Bereich [pegelportal.brandenburg.de]. Doch das könnte sich in der kommenden Woche ändern.
Für Freitag, Samstag und Sonntag werden in Polen und Tschechien massive Regenfälle vorhergesagt. Das polnische Meteorologische Institut (IMGW) warnte am Donnerstagabend für das gesamte Grenzgebiet zu Tschechien mit höchster Warnstufe vor Hochwasser. In der Vorhersage prognostiziert das Institut einen sehr schnellen und gefährlichen Anstieg der Wasserstände im oberen und mittleren Einzugsgebietes der Oder.
Das könnte für Brandenburg etwas verzögert gefährlich werden. Zwar wird der Niederschlag in Ostdeutschland deutlich schwächer ausfallen, mit 20 bis 70 Liter Regen pro Quadratmeter hauptsächlich im Südosten von Brandenburg, wie Roland Vögtlin vom ARD-Wetterzentrum sagt. Doch zu Beginn der neuen Woche müsse man schauen, wie sich das Hochwasser aus den Nachbarländern entwickle und die Situation neu bewerten.
Im Durchschnitt gab es in Brandenburg zuletzt rund 550 bis 600 Liter Niederschlag pro Quadratmeter im ganzen Jahr.
Derzeit gibt es vom Brandenburger Landesamt für Umwelt (LFU) bereits eine Hochwasser-Vorwarnung für die Lausitzer Neiße, für die Oder allerdings nicht. Die Brandenburger Behörden und Verwaltungen sind jedoch in Habachtstellung. Das LFU teilte auf rbb-Anfrage mit, derzeit werde an einer Einschätzung zur Hochwassergefahr gearbeitet. Diese würde am Freitag sowie Montag veröffentlicht werden. Der Oberlauf der Oder, also die Grenze zwischen Polen und Deutschland könnte stark betroffen sein.
Julien Butschke, Geschäftsführer des Gewässer- und Deichverbandes Oderbruch sagte dem rbb am Mittwoch, man warte ab, bis die Wettervorhersagen konkret sind beziehungsweise eintreten. "Wir sind im regen Austausch mit dem Landkreis Märkisch-Oderland sowie mit dem zuständigen Landesamt für Umwelt und halten uns – wenn es denn sein muss – stündlich auf dem aktuellsten Stand."
Im Oderbruch rechnet der Landkreis Märkisch-Oderland derzeit aber nicht mit hochwasser-ähnlichen Szenarien. Kreissprecherin Johanna Seelig sagte dem rbb am Donnerstag: "Wir werden dieses Wochenende abwarten und uns am Montag in einer internen Runde zusammensetzen und die Lage neu erörtern." Spätestens Anfang nächster Woche werde ein letztes Loch in einem Deich geschlossen sein, so Seelig. "Somit können wir final sagen, dass jeder Kilometer am Deich sicher ist."
In der an der Elbe liegenden Prignitz geht man nüchtern mit der Lage um. "Wir gehen von einem möglichen Hochwasser aus, aber das Wasser muss erst mal gefallen sein, um da entsprechende Prognosen ableiten zu können", sagte der Katastrophenschutzbeauftragte der Prignitz, Marcus Bethmann, dem rbb am Donnerstag.
Das Besondere an der sogenannten 5b-Wetterlage derzeit: "Das Mittelmeerwasser und das Adria-Wasser sind momentan noch extrem warm, etwa fünf bis sechs Grad über dem Durchschnitt", sagte ARD-Meteorologe Vögtlin. Zugleich zieht von Südosteuropa warme Luft nach Norden, von Nordwest kommt kühle Luft nach Mitteleuropa. Das bedeutet, dass noch sehr viel Feuchtigkeit verdunsten und diese Tiefs auch sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen können, so Vögtlin. So ergeben sich die starken Regenfälle.
Eine ähnliche Wetterkonstallation gab es auch beim Oder-Hochwasser 1997 sowie beim Elbhochwasser 2002, erklärte Meteorologe Roland Vögtlin. "Damals war der Schwerpunkt teilweise im Erzgebirge." Anders als damals seien diesmal Österreich, Tschechien, Slowakei und Polen hauptsächlich betroffen.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 12.09.2024, 19.30 Uhr
Beitrag von Julian von Bülow
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