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Audio: rbb24 Inforadio | 13.09.2024 | Nachrichten | Quelle: dpa/Patrick Pleul

Dauerregen in Polen und Tschechien

Brandenburg bereitet sich auf mögliches Hochwasser vor

Der starke Regen in den Nachbarländern Polen und Tschechien wird auch in Brandenburg die Flüsse anschwellen lassen. Besonders an Oder, Elbe und Neiße gibt es eine mögliche Hochwassergefahr, Alarm wird aber noch nicht ausgelöst.

Angesichts des ergiebigen Dauerregens in Polen und Tschechien bereiten sich auch die Brandenburger Landkreise und Kommunen auf ein mögliches Hochwasser vor.

Wie das Landesumweltministerium am Freitag mitteilte, gibt es eine potenzielle Hochwassergefahr für Lausitzer Neiße, Oder und Elbe. "Bleibt es bei den vorhergesagten sehr hohen Niederschlägen von heute bis kommenden Montag, dürfte sich eine Hochwasserwelle am Sonntag zu Montag an der Lausitzer Neiße, sowie ab Mitte der nächsten Woche an Oder und Elbe ausbilden", hieß es. Das Landesamt für Umwelt (LFU) habe eine Rufbereitschaft angeordnet und beobachte die weitere Entwicklung.

Fünf-B-Wetterlage

Tief "Anett" mit großen Wassermengen nähert sich von Süden

Ein Tief könnte am Wochenende zu schweren Niederschlägen führen - vor allem in Polen und Tschechien. Auch in Brandenburg könnte es stark regnen. Es sind aber noch verschiedene Szenarien möglich. Nun hat das schwere Tief einen Namen: "Anett".

Umweltminister am Samstag in Guben

An der Lausitzer Neiße werden die Pegel laut den Vorhersagen ab Samstag steigen, das LFU erwartet eine Hochwasserwelle von Sonntag zu Montag. Ob aber die Richtwerte für Alarmstufen überschritten werden, sei derzeit noch nicht absehbar, hieß es am Freitag von der Hochwassermeldezentrale.

Der Brandenburger Umweltminister Axel Vogel (Grüne) hat sich am Samstag in Guben über die Hochwassergefahr und die Vorbereitungen an der Lausitzer Neiße informiert. Brandenburg sei aber gut vorbereitet, sagte Vogel bei rbb24 Brandenburg aktuell. Es seien ein Hochwasserlagezentrum eingerichtet und alle Verbindungswege geprüft worden. Zudem würden jetzt aktuelle Baustellen an den Deichen gesichert.

Laut Vogel werde an der Oder voraussichtlich Alarmstufe drei oder auch die höchste Alarmstufe vier erreicht, an der Elbe vermutlich Alarmstufe drei. Da sich das Hochwasser aber schrittweise aufbauen werde, gebe es ausreichend Vorbereitungszeit.

Landkreise vorbereitet - aber noch nicht in Alarmbereitschaft

Von der Kreisverwaltung Märkisch-Oderland hieß es am Freitag, man nehme die Situation ernst, aktuell bestehe aber kein Grund zur Sorge. Erste interne Abstimmung hätten stattgefunden. Es gebe Handlungsanweisungen für Kreisverwaltung, Kommunen und weitere beteiligte Partner. "Dennoch gilt, dass dieses Wochenende abzuwarten ist, wie nun tatsächlich der Niederschlag im Bereich des Odereinzugsgebietes eintritt", hieß es in einer Mitteilung.

Ähnlich äußerte sich der Landrat des Kreises Oder-Spree. Dem rbb24 Inforadio sagte Frank Steffen (SPD) am Freitag, man könne noch nicht von Alarmbereitschaft sprechen, die Behörden und Einsatzkräfte seien aber vorbereitet. "Wir haben einen Hochwassersonderplan, nach dem wir arbeiten, das ist von den entsprechenden Alarmstufen abhängig."

Insbesondere im Bereich Neuzelle sei "sehr intensiv" in die Deiche investiert worden. "Das ist, denke ich, ein deutlich besserer Stand, als wir es 1997 hatten." Im Sommer 1997 hatte das Oderhochwasser schwere Schäden in Tschechien, Polen und Deutschland verursacht. Auch in Brandenburg wurden viele Gebiete überflutet – unter anderem, weil Deiche brachen. In der Folge investierte das Bundesland massiv in den Ausbau von Deichen.

Vorhersagen bislang noch unsicher

Laut dem Hochwassermeldezentrum Brandenburg könnten Mitte der kommenden Woche am Grenzfluss Oder Höchststände der Alarmstufe 1 erreicht werden - die niedrigste von vier Hochwasserwarnstufen. Die Behörde geht nach eigenen Angaben davon aus, dass die Alarmstufe 3 erreicht wird. Sie betonte aber gleichzeitig, dass zum aktuellen Zeitpunkt die Vorhersagen noch sehr unsicher seien. Präzisere Aussagen können demnach ab Montag getroffen werden.

Im Oderbruch rechnet der Landkreis Märkisch-Oderland derzeit aber nicht mit Hochwasser-ähnlichen Szenarien. Kreissprecherin Johanna Seelig sagte dem rbb am Donnerstag: "Wir werden dieses Wochenende abwarten und uns am Montag in einer internen Runde zusammensetzen und die Lage neu erörtern." Spätestens Anfang nächster Woche werde ein letztes Loch in einem Deich geschlossen sein, so Seelig. "Somit können wir final sagen, dass jeder Kilometer am Deich sicher ist."

Hochwasserschutz in der Prignitz

Elb-Deiche nach Winterhochwasser in gutem Zustand

Der außergewöhnlich regenreiche Jahreswechsel hatte an der Brandenburger Elbe zu Hochwasseralarm geführt. Über Wochen stand das Wasser dicht an den Deichen. Die haben letztlich davon profitiert, wie sich bei der Frühjahrsdeichschau zeigte. Von Björn Haase-Wendt

Pegelanstieg auch an Spree und Elbe erwartet

Auch an der Spree wird ein Anstieg des Pegels am Samstag erwartet. Im gesamten Einzugsgebiet des Flusses sei Dauerregen vorausgesagt, warnte die Stadtverwaltung von Spremberg/Grodk (Spree-Neiße) am Freitag: "Es ist nicht auszuschließen, dass die Spree innerhalb des Stadtgebietes, insbesondere an Brückenunterführungen, über die Ufer treten kann." Diese Bereiche seien bereits vorsorglich gesperrt worden. Die Stadtverwaltung habe vorsorglich den Krisenstab einberufen.

Im Nord- und Südwesten Brandenburgs könnte ein Pegelanstieg der Elbe Auswirkungen haben. Der Landkreis Prignitz geht von einem möglichen Hochwasser aus. "Aber das Wasser muss erst mal gefallen sein, um da entsprechende Prognosen ableiten zu können", sagte der Katastrophenschutzbeauftragte des Landkreises, Marcus Bethmann, dem rbb am Donnerstag.

Den Prognosen zufolge wird die Elbe im sächsischen Dresden am Sonntag die Alarmstufe 1 erreichen. Wegen der eingestürzten Carolabrücke [mdr.de] ist die Lage dort ohnehin angespannt.

Quelle: rbb

Polen und Tschechien erwarten Überschwemmungen

Auch die östlichen Nachbarländer wappnen sich gegen drohende Überschwemmungen in den nächsten Tagen. In Tschechien berief die Regierung angesichts heftiger Regenfälle schon am Freitag einen Krisenstab ein. An manchen Flüssen müsse mit einem derart schlimmen Hochwasser gerechnet werden, wie es statistisch gesehen nur einmal im Jahrhundert auftritt, sagte Regierungschef Petr Fiala am Freitag in Prag.

In Polen rief Vize-Innenminister Wieslaw Lesniakiewicz zu Vorkehrungen vor einem möglichen Hochwasser auf. Garagen sollten geräumt und Autos an einem sicheren Ort geparkt werden. "Es können auch Situationen eintreten, wo zeitweise kein Trinkwasser vorhanden ist oder kein Strom."

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.09.2024, 17 Uhr

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