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Prognose aus der Branche
Der Preis für den Führerschein ist stark gestiegen. Fahranfänger sind auf ihre Eltern angewiesen, um ihn zu bezahlen, gehen arbeiten oder sparen jahrelang. Der Umsatz der Branche steigt. Trotzdem steuert sie auf eine Krise zu.
Innerhalb von nur drei Jahren – von 2020 bis 2023 – sind die Kosten für den Führerschein (Klasse B) um rund 36 Prozent gestiegen. Eine durchschnittliche Fahrstunde kostete im Januar 2023 rund 60 Euro. Das geht aus einem Bericht des Branchen-Magazins "Moving" hervor. Zwar gebe es regionale Unterschiede, doch die stark gestiegenen Preise merkten Fahrschülerinnen und Fahrschüler bundesweit.
Einer Beispielrechnung des ADAC [adac.de] zufolge kostet der Führerschein der Klasse B zwischen 2.500 und 4.500 Euro, je nachdem wie teuer die einzelnen Posten sind und wie viele Fahrstunden für die praktische Prüfung anfallen.
Fragt man Fahrschulinhaber, liegt die Preisexplosion vor allem an zwei Faktoren: den gestiegenen Energiepreisen und den immer höheren Lohnkosten.
Hendrik Schreiber ist Vorsitzender des Fahrlehrer-Verbandes in Brandenburg und betreibt eine Fahrschule in Brandenburg an der Havel. Zwischen zwei Fahrstunden lehnt er an einem Motorrad und zählt auf: Energie, Werkstatt, Autos – alles sei teurer geworden.
"Doch", sagt Schreiber, "ich will ehrlich sein: Die gestiegenen Personalkosten wiegen in der Rechnung besonders schwer". Diese sind auch laut Branchen-Magazin explodiert. Allein zwischen 2018 und 2022 gab es einen Anstieg um 32 Prozent, Tendenz steigend.
Um den Beruf attraktiver zu machen, müssten die Fahrschulen die Gehälter hochschrauben. Denn es gibt nicht genug Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer. Die, die es noch gibt, werden immer älter. Der Nachwuchs? Der fehlt. Während die Umsätze stetig steigen und die Nachfrage so hoch ist, dass Fahrschulen immer öfter einen Aufnahmestopp verhängen müssen, stagniert der Gewinn. Insbesondere kleine Fahrschulen verschwinden.
Die stark gestiegenen Kosten legen die Fahrschulen auf die Schülerinnen und Schüler um. Das ist ein Grund, warum der Führerschein so teuer geworden ist. Der zweite ist, laut Schreiber, dass Fahranfängerinnen und Anfänger mehr Fahrstunden brauchen als früher, um für die Prüfung gerüstet zu sein. Der Verkehr sei komplexer geworden. Deswegen seien auch die Theorieprüfungen umfangreicher. Die Rechnung ist simpel: Mehr Fahrstunden, mehr Geld.
Die hohen Kosten halten Fahrschüler aber nicht komplett davon ab, ihren Führerschein zu machen. Ole zum Beispiel ist 15 Jahre alt und bereitet sich auf den Führerschein der Klasse A1 vor, also umgangssprachlich den kleinen Motorradführerschein. Der 15-Jährige arbeitet bereits und hat seit seiner Jugendweihe auf die Fahrerlaubnis gespart. Er braucht den Führerschein nicht nur, um unabhängig von den Eltern zu sein, sondern auch, um zur Arbeit zu kommen. Wie ihm gehe es vielen, gerade in ländlichen Regionen, sagt Schreiber.
Die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände empfiehlt, Kosten zu vergleichen und nennt einige Richtwerte. Beispielsweise sollte der Grundbetrag nicht mehr als das Zehnfache einer normalen Fahrstunde kosten. Zudem empfiehlt Schreiber sich einen Eindruck von der Fahrschule zu machen, bevor man startet. Am besten sei es, vorher vorbeizuschauen.
Schreiber arbeitet seit 1990 als Fahrlehrer. Fragt man den ihn nach einem Wunsch für die Zukunft, muss er kurz überlegen. Dann sagt er: "Ich wünsche mir, dass unsere Arbeit wertgeschätzt wird." Denn am Ende entscheide die Qualität der Ausbildung über die Sicherheit auf den Straßen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 04.09.2024, 16:15 Uhr
Beitrag von Jennifer Lichnau
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