Hot Spot Prenzlauer Berg
Die Immanuelkirchstraße in Prenzlauer Berg ist ein besonderes Biotop: Seit einigen Wochen gedeiht dort eine Hanfpflanze in einer Baumscheibe. Unklar ist, ob das Gewächs für den üblichen Zweck zu gebrauchen ist. Und die noch größere Frage: Wer kümmert sich?
Die stille Straßenpost der Immanuelkirchstraße in Prenzlauer Berg (Pankow) hat es in die Lokalpresse geschafft: In einer Baumscheibe vor einem Wohnhaus gedeiht eine Hanfpflanze und ist zu einem kleinen Foto-Hot Spot geworden. Die B.Z. berichtete zuerst über den urbanen Botanik-Erfolg, dass er "Passanten fasziniert". Mehr als zwei Meter ist das Gewächs in die Höhe geschossen, der Umfang beträchtlich.
Hintergrund der Aufregung um den offenbar reichlich wuchernden Hanf ist die aktuelle Rechtsprechung. Die wurde im August 2023 geändert und trat mit Wirkung zum 1. April in diesem Jahr in Kraft [www.bundesregierung.de]. Sie gestattet Erwachsenen den Eigenanbau von bis zu drei Pflanzen für den "Eigenkonsum", aber auch den "gemeinschaftlichen, nichtgewerblichen Eigenanbau zum Eigenkonsum in Anbauvereinigungen".
Das Gesetz allerdings stellt genaue Regelungen für den Anbau auf. Dazu gehört etwa der Abstand zu "Kinder- und Jugendeinrichtungen, Kinderspielplätzen sowie in öffentlich zugänglichen" Orten. Für diese Orte des Anbaus gilt, dass sie "gesichert" sein müssen und der "behördlichen Kontrolle" unterliegen. Ohne ins Kleinegedruckte des Gesetzes eintauchen zu müssen, erkennt der Laie: Das Immanuelkirchstraßenhanfbäumchen ist illegal, denn es ist eben nicht genehmigt und nicht gesichert und steht frei - auch für Kinder zugänglich - im öffentlichen Raum.
Der Inhaber des gegenüber dem aufsehenerregenden Cannabis-Pflänzchen liegenden Café "Godshot", Kai-Uwe Beyer, erinnert sich an die erste Entdeckung der Blume vor "ungefähr drei Monaten" und erklärt dem rbb: "Ich dachte: 'Ups, das Unkraut sieht aber irgendwie komisch aus, oder anders als erwartet.'" Er habe sie gegossen und dann sei sie einfach weiter gewachsen.
Beyer versichert: "Ich finde nur die Pflanze schön, wunderschön. Die braucht nicht viel Pflege. Die Hunde machen ihr nichts aus." Und er versichert, mit Drogen "nichts am Hut" zu haben.
Und "mit all den Einzelheiten", so versichert Beyer weiter, kenne er sich auch nicht aus. Aber er beobachtet eben die Pflanze und bemerkte: "Da wurde schon was abgebrochen. Schade eigentlich." Aber sie gedieh und er half ihr ein bisschen mit Wasser und indem er das Unkraut entfernte.
Grundsätzlich lässt sich über Marihuana-Pflanzen sagen, dass sie bei entsprechender Übung der Gärtnerinnen und Gärtner bei mildem Wetter schnell keimen, schnell wachsen und gedeihen. Und die besorgte Pflege mit ordentlich Wasser - wie hier nun durch den Inhaber des "Godshot" - hilft ihr auch.
Weil aber eben bei Hanf-Pflanzen "grundsätzlich der legale private Eigenanbau nicht im öffentlichen Raum stattfinden" darf, wie die Bezirksverwaltung Pankow entsprechend dem Gesetzestext dem rbb24 mitteilte, kann das "Grünflächenamt solche Pflanzen im öffentlichen Raum jederzeit entfernen".
Zwar zitierte die B.Z. das Grünflächenamt schon am Mittwoch, dass also die Pflanze "bereits entfernt" sei, aber das stimmte zumindest am Donnerstag nicht mehr. Da stand die Blume noch - grün und groß und very verboten - gleich gegenüber vom "Godshot".
Sendung: rbb24 Abendschau, 05.09.2024, 19:30 Uhr
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