"Aktenzeichen XY"
Nach der Veröffentlichung eines Handyvideos, das den untergetauchten früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg zeigen soll, geht die Polizei eigenen Angaben zufolge neuen Hinweisen nach.
Die Aufnahme sowie Fotos aus einem weiteren Video waren am Mittwochabend auch in der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY. Ungelöst" gezeigt worden [zdf.de]. Daraufhin sei eine mittlere zweistellige Zahl von Hinweisen beim für die Ermittlungen zuständigen Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen eingegangen, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. "Diese werden nun von den Ermittlerinnen und Ermittlern entsprechend bewertet und priorisiert", sagte er. Zur Qualität der Hinweise wollten die Ermittler aus "fahndungstaktischen Gründen" keine Angaben machen.
Die kurze Filmaufnahme, die die Ermittler veröffentlichten, soll nach Angaben des LKA und der Staatsanwaltschaft Verden Burkhard Garweg im Jahr 2020 auf einem Gelände mit Fahrzeugen zeigen - offenbar die Bauwagen-Wohnsiedlung in Berlin-Friedrichshain, in der Garweg jahrelang unter dem falschen Namen "Martin" gelebt haben soll.
Auf der kurzen Aufnahme sind die Stimme, Mimik und Gestik des Mannes zu hören und zu sehen, der Garweg sein soll. "Ganz viel Erfolg morgen bei der Prüfung, liebe Karin", sagt er lächelnd im blauen Muskelshirt. Der heute 56-Jährige könnte der Polizei zufolge viele Verhältnisse zu Frauen gehabt haben. Das LKA bittet daher Frauen, die mit Garweg liiert waren, sich zu melden. Auch die Frau namens Karin oder Carin, an die Garweg in dem Handyvideo eine Grußbotschaft richtet, werde als wichtige Zeugin gesucht, sagte Martin Schanz, Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden in der ZDF-Sendung. Er verwies auch auf Garwegs auffällige Lücke zwischen den Schneidezähnen, die in dem Video zu sehen ist.
Seit vielen Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft Verden gegen Daniela Klette (65), Ernst-Volker Staub (70) und Garweg wegen versuchten Mordes sowie versuchten und vollendeten schweren Raubes. Sie sollen zwischen 1999 und 2016 Geldtransporter und Supermärkte vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen überfallen haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren [zdf.de]. Die Taten hatten demnach keinen terroristischen Hintergrund.
Die drei gehörten der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF) an. 1998 erklärte sich die RAF, die mehr als 30 Menschen tötete, für aufgelöst. Klette wurde Ende Februar in Berlin-Kreuzberg festgenommen, wo sie jahrelang unter falschem Namen gelebt hatte. Seitdem sitzt sie in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr mittlerweile weitere Taten im Untergrund vor. Garweg und Staub werden weiterhin gesucht. Die Polizei hat in den vergangenen Monaten mehrere Male den jeweils Falschen festgenommen, nachdem Zeuginnen und Zeugen einen der beiden Gesuchten erkannt haben wollten.
Sendung: rbb24 Inforadio, 12.09.2024, 9 Uhr
Artikel im mobilen Angebot lesen