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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 11.09.2024 | Caroline Marchot | Quelle: dpa/Jens Kalaene

Fünf-B-Wetterlage

Tief "Anett" mit großen Wassermengen nähert sich von Süden

Ein Tief könnte am Wochenende zu schweren Niederschlägen führen - vor allem in Polen und Tschechien. Auch in Brandenburg könnte es stark regnen. Es sind aber noch verschiedene Szenarien möglich. Nun hat das schwere Tief einen Namen: "Anett".

Sehr viel Regen droht Süd- und Ostdeutschland voraussichtlich ab Samstag. Ein Niederschlagsgebiet kommt dem ARD-Meteorologen Ingo Bertram zufolge von Süden und zieht voraussichtlich über Österreich und Ungarn nach Tschechien und Polen - und vielleicht nach Brandenburg. In seinen schweren Wolken trägt es demnach massive Wassermengen.
Fest steht allerdings seit Mittwoch bereits der Name dieses Tiefs: "Anett".

Bislang sind es Modelle und grobe Vorhersagen, wie Bertram erläutert - im Moment würden aber 300 bis 400 Millimeter Regen innerhalb weniger Tage erwartet - also 300 bis 400 Liter pro Quadratmeter. "Wenn das so kommt, sind es gigantische Niederschlagssummen", so der Meteorologe, "mit großen Auswirkungen."

Im Durchschnitt gab es in Brandenburg zuletzt rund 550 bis 600 Liter Niederschlag pro Quadratmeter im ganzen Jahr. Im langjährigen Durchschnitt werden laut DWD bundesweit rund 800 Liter pro Quadratmeter im Jahr gemessen.

Quelle: rbb

Fünf-B-Wetterlagen sind vor allem markant wegen erheblicher Niederschläge

Gesprochen wird dabei von einer Fünf-B-Wetterlage - offizielle Schreibweise: Vb. Typisch für Fünf-B-Tiefdruckgebiete sind ihre Wege vom Golf von Genua über Österreich nach Tschechien und Polen - sie ziehen in der Höhenströmung also nach Nordosten. Ebenfalls markant: Sie sind verbunden mit viel Niederschlag.

Dieses "Vb" ist eine historische Bezeichnung. 1891 hatte der Meteorologe Wilhelm Jacob van Bebber mehrere typische Zugbahnen der Tiefdruckgebiete über Europa identifiziert und mit römischen Ziffern I bis V numeriert. Heute wird von Meteorologen in Mitteleuropa vor allem die Zugbahn „"Vb" noch verwendet für Tiefs vom Mittelmeer über die Alpen gen Norden oder Nordosten. Solch eine Vb-Lage etwa führte zum Elbehochwasser im August 2002 und zum Oder-Hochwasser 1997.

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Dicke, schwere Wolken ziehen vom Mittelmeer Richtung Norden

Aktuell wird das Wetter noch von Tief "Zilan" geprägt, das vom Nordmeer heranzieht. Es bringt ab Mittwoch starke Winde, Regen und Gewitter auch über Brandenburg und Berlin. Die schwierige Wetterlage aber ergebe sich erst in der Folge, erklärt Bertram, denn dann ziehe das Tief "Anett" über Italien heran. Es wird erwartet, dass es das Mittelmeer am Freitag erreicht, so der Meteorologe. "Der Zug dieses Tiefs ist bislang noch nicht ganz klar", betonte Bertram.

Ziemlich sicher sei bisher nur die grobe Richtung: nach Norden, hoch Richtung Polen. Relativ sicher sei auch der besorgniserregende Inhalt dieses Tiefs: dicke schwere Wolken mit viel Wasser. "Das ist begünstigt durch die ungewöhnlich hohen Temperaturen des Mittelmeers, die teilweise fünf bis acht Grad über den Normalwerten liegen", erläuterte der Meteorologe. Deshalb transportiere dieses Tief enorme Mengen Feuchtigkeit, die es dann auf seinem Weg Richtung Norden wieder verlieren dürfte.

Starkregen-Ereignisse

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Starkregen-Ereignisse werden in den kommenden Jahren in Brandenburg weiter zunehmen. Das prognostiziert der Deutsche Wetterdienst (DWD). Die Kommunen im Land haben am Donnerstag über Schutzmaßnahmen beraten.

Genauer Weg des Tiefs erst zum Ende der Woche vorhersagbar

Der genaue Umfang und die Gegenden des Niederschlags könnten erst ab Donnerstag verlässlich prognostiziert werden, betonte der Meteorologe. Bislang gebe es verschiedene Modelle, die unterschiedliche Wege und unterschiedlich schwere Auswirkungen vorhersagen. "Bayern und Sachsen werden von den schweren Niederschlägen und den Auswirkungen dieser Niederschläge nach bisherigen - ganz verschiedenen - Modellen betroffen sein, Brandenburg bislang überwiegend nicht. Aber das kann sich ändern in den kommenden Stunden und Tagen."

Auch wenn Brandenburg weniger Regen abbekomme als etwa Tschechien oder Polen, könnten die Auswirkungen auch hier zu spüren sein: in der kommenden Woche an Elbe und Oder. Dies hänge aber auch vom Weg und vom Verlauf dieses Tiefs ab, also ob und wie stark die Regenfälle in den Flusseinzugsgebieten von Oder und Elbe werden, sagte Wetterexperte Bertram. Verlässliche Prognosen seien auch dazu erst im späteren Verlauf der Woche möglich.

Landesumweltamt beobachtet Situation

Das Brandenburger Landesumweltamt teilte dem rbb auf Anfrage mit, am kommenden Wochenende würden sehr hohe Niederschlagsmengen in den Einzugsgebieten der Oder und ihrer Zuflüsse prognostiziert. Bei den Prognosen gebe es aber noch große Unsicherheiten. Ein Wettermodell sage bis Sonntagabend Niederschläge zwischen 25 und 170 Millimeter vorher.

"Aussagen darüber, ob sich eine Hochwasserlage bildet, lassen sich aufgrund der aktuellen Unsicherheit der Wetterlage derzeit noch nicht treffen", so das Landesumweltamt. Die Hochwassermeldezentrale verfolge die Situation weiterhin.

Auch der Gewässer- und Deichverband Oderbruch spricht von "Vorbereitungen in Voraussicht" und nennt etwa Arbeiten an den Oderdeichen als Beispiel, wie Geschäftsführer Julian Butschke erkärt: "Wir mähen den Deichfuß wasserseitig frei, dass man mögliche Schadstellen schnell erkennen kann."

Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Textes war von Millilitern Regen die Rede. Korrekt sind Millimeter oder alternativ die Angabe Liter pro Quadratmeter. Wir haben den Text entsprechend angepasst und bitten um Entschuldigung für den Fehler.

Sendung: rbb 24 Brandenburg aktuell, 11.09.2024, 19:30 Uhr

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