Probleme bei der BVG
Ausgedünnte Takte, rappelvolle Wagen, Zugausfälle - die BVG macht sich bei vielen Fahrgästen nicht gerade beliebt. Schuld sei ein Mangel an Personal und modernen U-Bahn-Zügen, heißt es. Allerdings sind die Probleme nicht ganz neu.
Die technischen und personellen Probleme bei der Berliner U-Bahn haben schon vor einem Jahr begonnen. Dies geht aus einer Anfrage der Grünen-Abgeordneten Antje Kapek [pardok.parlament-berlin.de] vor, die dem rbb vorliegt. Zuerst hatte der Tagesspiegel [Bezahlinhalt] berichtet.
Schon seit Herbst 2023 weicht die Kilometerleistung der U-Bahnen über alle Linien hinweg immer stärker vom Verkehrsangebot ab, das mit dem Land Berlin vereinbart wurde. Am größten sind die Ausfälle auf der Linie U7: Dort sind allein im August 39.781 Kilometer weniger gefahren worden als bestellt. Das ist ein sprunghafter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr - im August des vergangenen Jahres waren es rund 5.700 ausgefallene Kilometer.
Auf den Linien U1 und U3 ist außerdem die Zahl der Wagen deutlich eingebrochen. Am stärksten betroffen ist die U1. Nur noch 82 Prozent der Züge fuhren im Mai dieses Jahres in voller Wagenstärke, also mit acht Wagen. Damit schrumpft auch die Zahl der Fahrgäste beträchtlich. Die BVG geht von 3.408 Personen aus, die pro Stunde auf der U1 transportiert werden können. Im Mai konnten damit auf der U1 rechnerisch pro Stunde mehrere hundert Passagiere weniger fahren. Auch auf der U3 fuhren fast 70 Prozent der Züge nicht mit allen sechs Wagen. Genaue Zahlen, wie viele Fahrgäste aktuell auf allen U-Bahn Linien weniger transportiert werden können, liegen allerdings nicht vor.
Gründe für die Krise bei der U Bahn sind neben dem Personalmangel bei den U-Bahnfahrerinnen und -fahrern vor allem kaputte Züge. Für die alten Waggons mangelt es an Reparaturmöglichkeiten. Die BVG teilt auf rbb-Anfrage mit, dass im Dezember 2023 "noch nicht abzusehen war, dass die durch das Alter bedingten technischen Anfälligkeiten der Fahrzeuge eine so hohe Auswirkung auf die Stabilität des U-Bahnsystems haben werden". Die neuen Fahrzeuge seien bestellt und würden voraussichtlich ab 2025 in Serienauslieferung gehen. Damit sollte sich "die Situation deutlich entspannen", so die BVG.
Die Verspätungen und Ausfälle bei der Berliner U-Bahn müssen schneller behoben werden als bislang vorgesehen, forderte Kapek am Freitag im rbb. Alle würden nun auf die bestellten neuen U-Bahn-Waggons warten, so die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Es müsse Druck gemacht werden, dass diese endlich geliefert und freigegeben werden können.
Darüber hinaus würden zusätzliche U-Bahn-Wagen benötigt. "Insofern erwarten wir vom Senat, dass er hier die Option auf 500 weitere Wagen zieht und dafür sorgt, dass regelmäßig neue Waggons bestellt werden, und die, die kaputt sind oder auch zu alt, dann auch aussortiert werden können", so Kapek. Die Grünen-Politikerin forderte außerdem, dass kurzfristig mehr fürs Personal getan werden müsse.
Kapek warnte zugleich vor Mittelkürzungen für die BVG in den aktuellen Haushaltsverhandlungen. "Denn wir sehen an dem jetzigen Chaos schon, was die Fehler der Vergangenheit für Auswirkungen haben." Bei zusätzlichen Kürzungen sei die Abwärtsspirale nicht mehr aufzuhalten.
Sendung: rbb24 Abendschau, 04.10.2024, 19:50 Uhr
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