Heime und Kliniken in Berlin
Ein Hacker-Angriff hat die Berliner Johannesstift-Diakonie getroffen. Doch auch zwei Wochen später laufen die IT-Systeme noch nicht vollständig. Wer hinter der Attacke steckt, ist bislang unklar. Experten warnen vor neuen Angriffen. Von Yasser Speck
Nach einem Hackerangriff vor rund zwei Wochen arbeiten die Kliniken und Pflegeeinrichtungen der Berliner Johannesstift-Diakonie weiterhin an der Beseitigung der Schäden. Die digitalen Systeme wurden durch den Angriff erheblich gestört, so dass die Dokumentation von Patientendaten derzeit wieder auf Papier erledigt werden muss. Ein vollständiger Regelbetrieb der IT-Systeme steht noch aus.
Nach Angaben von Johannes Rundfeldt, IT-Sicherheitsexperte bei der AG Kritis, ist die Dauer der Beeinträchtigung ungewöhnlich lang. "Üblicherweise dauert es nur ein paar Tage, um Back-ups zurückzuspielen. Zehn Tage sind da schon an der oberen Grenze", sagte der Experte dem rbb. Dass die Wiederherstellung der Systeme im Johannesstift nach über zwei Wochen immer noch andauert, lasse vermuten, dass der Angriff entweder besonders schwerwiegend war oder die Vorbereitung auf einen solchen Vorfall nicht ausreichend.
Gerhard Schabhüser vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik beschreibt die Bedrohungslage im digitalen Raum derzeit allgemein als "besorgniserregend". Auch Rundfeldt schätzt die Situation als ernst ein und verweist darauf, dass die Tätersuche in solchen Fällen oft zweitrangig sei. "Die Cyber- und IT-Sicherheit ist nicht wie eine Kriegsführung, wo man den Täter nur finden und festnehmen muss, sondern es ist eher wie eine mittelalterliche Burg, wo man den Burggraben tiefer und die Mauer höher macht", erklärte Rundfeldt. Entscheidend sei es, die eigene IT-Infrastruktur widerstandsfähiger zu machen.
Gesundheitseinrichtungen geraten den Angaben zufolge zunehmens ins Visier. Auch die Caritas-Klinik Dominikus in Berlin-Reinickendorf wurde im Januar Opfer eines IT-Angriffs.
Matthias Schulze vom Hamburger Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik beobachtet dabei insbesondere eine Zunahme von russischen Cyber-Attacken. "Die Frequenz und die Schlagzahl von Angriffen sind seit Juli enorm angestiegen", sagte Schulze im rbb24 Inforadio. Pro Woche würden etwa fünf größere russische Cyber-Operationen verzeichnet - sind nur in Deutschland, sondern auch in verbündeten Staaten wie Polen, Großbritannien oder den USA. "Das Operationstempo ist enorm hochgefahren worden auch mit dem Risiko, dass man entdeckt wird."
Wer hinter dem Angriff auf die Johannesstift-Diakonie steckt, ist noch nicht geklärt.
Eine Sprecherin der Johannesstift-Diakonie bestätigte gegenüber dem rbb, dass die Notaufnahmen und geplante Operationen inzwischen wieder normal laufen. Zudem sollen die wichtigsten Server für die Leistungserbringung in den kommenden Tagen wieder verfügbar sein.
Ein Regelbetrieb in den administrativen Bereichen wird bis Ende der nächsten Woche erwartet, während die Mail-Server noch einige Zeit benötigen werden. Eine Sprecherin teilte mit: "Solange stehen wir allen Patientinnen, Angehörigen und Kundinnen per Telefon zur Verfügung."
Sendung: rbb24 Abendschau, 24.10.2024, 19:30 Uhr
Beitrag von Yasser Speck
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