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Video: rbb24 Abendschau | 27.10.2024 | Steffen Prell | Quelle: dpa/C.Klose

Verdacht auf Totschlag

Berliner Palliativarzt in U-Haft: Polizei exhumiert mögliches fünftes Opfer

Ein 39-jähriger Arzt soll im Sommer in Berlin vier pflegebedürftige Frauen in ihren Wohnungen getötet haben - nun untersuchen Polizei und Staatsanwaltschaft, ob es auch noch ein fünftes Opfer gibt.

Die Berliner Polizei hat eine weitere Leiche im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen einen Palliativarzt ausgegraben. Angeordnet hatte das die Staatsanwaltschaft, wie der Sprecher der Berliner Generalstaatsanwaltschaft Sebastian Büchner am Sonntag dem rbb auf Nachfrage bestätigte. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung [Bezahlinhalt] berichtet.

Die Staatsanwaltschaft verdächtigt den Arzt Johannes M., im vergangenen Sommer mindestens vier pflegebedürftige Frauen in ihren Wohnungen getötet zu haben. Er sitzt seit 6. August in Untersuchungshaft.

Kriminalität

Berliner Palliativarzt soll vier Patientinnen getötet haben

Ein Berliner Palliativarzt soll vier Patientinnen umgebracht und anschließend die Tatorte in Brand gesetzt haben. Nach rbb-Informationen hat sich der Arzt in seiner Dissertation wissenschaftlich mit Tötungsdelikten beschäftigt.

Bereits am 8. Oktober ausgegraben

Exhumiert wurde die Person bereits am Morgen des 8. Oktober. Ob es die Leiche eines Mannes oder einer Frau ist, sagte Sebastian Büchner nicht. Sie werde nun von der Gerichtsmedizin untersucht, um mögliche Beweise für einen gewaltsamen Tod zu sichern.

Die Polizei hatte bereits am 6. August die Leiche einer anderen Frau auf einem Neuköllner Friedhof ausgegraben, die Johannes M. getötet haben könnte. Schon kurz nach dem Bekanntwerden der vier mutmaßlichen Tötungen kündigte die Polizei an, weitere mögliche Fälle im Umfeld des Palliativdienstes zu prüfen, für den Johannes M. tätig war.

Der 39-Jährige steht unter Verdacht, zwischen dem 11. Juni und dem 24. Juli vier Patientinnen auf bisher noch unbekannte Weise in deren Wohnungen getötet zu haben. Anschließend habe er dort Feuer gelegt, um die Taten zu vertuschen, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Die schwer kranken Patientinnen waren der Staatsanwaltschaft zufolge kurz vor den Tatzeitpunkten nicht in einer akuten Sterbephase. Das Motiv des Mannes ist noch unklar. Habgier scheint es nicht gewesen zu sein, da bei keinem der Opfer Wertgegenstände fehlten. Die Polizei hatte zunächst wegen Brandstiftung mit Todesfolge ermittelt. Dabei geriet der Arzt zunehmend in den Fokus.

Landgericht Berlin

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Früher Verdacht der Ermittler

Der erste Fall ereignete sich am 11. Juni. An diesem Tag soll der Arzt in der Niemetzstraße in Neukölln eine 87-jährige Frau getötet und anschließend deren Wohnung in Brand gesetzt haben. Nach Eintreffen der Feuerwehr gelang es den Rettungskräften zunächst, die Frau zu reanimieren. Kurze Zeit später starb die Seniorin jedoch im Krankenhaus. Drei weitere Mieter des Mehrfamilienhauses wurden durch den Brand verletzt. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatten die Ermittler der Polizei einen Verdacht auf Brandstiftung.

Am 8. Juli soll der Arzt dann eine 76-Jährige in deren Wohnung im Michael-Bohnen-Ring in Neukölln getötet haben. Sein Versuch, einen Brand zu legen soll allerdings missglückt sein, weil das Feuer von selbst erlosch. Als er dies bemerkte, soll er noch einen Angehörigen der Frau informiert und behauptet haben, dass er vor deren Wohnung stünde und auf sein Klingeln niemand reagiere.

Eine Woche später, am 15. Juli, soll der Beschuldigte eine 94-Jährige in ihrer Wohnung in der Silbersteinstraße in Neukölln getötet und anschließend ein Feuer in ihrer Küche gelegt haben.

Am 24. Juli soll der 39-Jährige Mediziner eine 72 Jahre alte Seniorin in der Neuen Krugallee im Ortsteil Plänterwald getötet und anschließend ein Feuer in der Wohnung gelegt haben. Nach dem Tod dieser Frau kontaktierte schließlich der Pflegedienst die Polizei - wegen der auffälligen Zusammenhänge der Todesfälle mit der Anwesenheit des Mediziners.

Verdächtiger schweigt bisher

Nach rbb-Informationen hat der Verdächtige sich in seiner Dissertation als Mediziner wissenschaftlich mit Tötungsdelikten beschäftigt, dabei unter anderem mit der Dunkelziffer, also unentdeckten Tötungsdelikten, und mit Patiententötungen. Vor seiner Tätigkeit in Berlin war er laut Social-Media-Profil unter anderem in Kliniken und Praxen in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen tätig.

Der Arzt, der in der JVA Moabit in Untersuchungshaft sitzt, hat sich bisher zu keinem der Vorwürfe geäußert.

Sendung: rbb24 Abendschau, 27.10.2024, 19:30 Uhr

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