Stolzenhhain nach dem Sturm
18. Juni, gegen 19 Uhr. Eine Gewitterfallböe fegt durch die Gemeinde Röderland, deckt Dächer ab, lässt Mauern einstürzen, entwurzelt hunderte Bäume. Drei Monate danach sieht der Ort anders aus - und ist zusammengewachsen. Von Daniel Mastow und Martin Schneider
Es hatte eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, das Unwetter, das am Abend des 18. Juni die Gemeinde Röderland (Elbe-Elster) getroffen hat. Stolzenhain an der Röder bekam es besonders zu spüren. Nun, rund drei Monate später, ist davon nur noch wenig zu sehen. Die Aufräumarbeiten sind so gut wie abgeschlossen. Das sagte Ortsvorsteherin Sandy Kick am Dienstag dem rbb.
Rund zehn Minuten war eine Gewitterfallböe durch die Gemeinde gefegt. Sie entsteht laut Deutschem Wetterdienst durch starken Niederschlag. Kalte Luft wird nach unten gerissen, trifft auf den Boden und breitet sich dort horizontal aus.
Verletzt wurde bei dem Sturm niemand. Doch der Schaden war groß. Im Ortsteil Stolzenhain wurden nahezu alle Grundstücke beschädigt, auf einem Wintergerste-Feld gab es so gut wie einen Totalschaden, fast 1.000 Bäume sind umgestürzt.
Inzwischen sieht Stolzenhain schon wieder anders aus. "Im Dorf sieht man, dass umgefallende Bäume beseitigt wurden, bei Gebäuden sind die Abrissarbeiten vollzogen worden, Dächer wurden mittlerweile repariert", so Sandy Klick.
Während im Ort die Schäden kaum noch sichtbar sind, sieht das im Umkreis etwas anders aus. Um die hunderten umgestürzten Bäume zügig zu beseitigen, haben auch die Einwohner zur Säge gegriffen. "Sie sind mit Kettensägen an einzelne Orte gefahren, haben dort die Bäume verladen und als Brennholz verwendet", sagt die Ortsvorsteherin. Nur die großen Wurzelballen würden noch immer an Uferwänden liegen. Die Natur sei sich nun "mehr oder weniger" selbst überlassen, sagt Klick.
Beim Aufräumen und Aufbauen haben die Einwohner in Stolzenhain alle angepackt. Nicht nur beim Sägen, auch beim Aufräumen auf dem Grundstück von Petra und Werner Braunsorf. Dort war eine massive, große Scheune eingestürzt. "Als wir aus dem Fenster geguckt haben, da haben wir gesehen, dass die Scheune fehlt", sagt Petra Braunsdorf.
Sofort seien Helfer da gewesen und hätten mit angepackt, um Wege freizuräumen, sagt Braunsdorf. "Wir hatten es noch gar nicht so richtig registriert, da standen schon die ersten vor der Tür." Es seien auch gleich Firmen aus dem Ort mit Technik gekommen. Inzwischen sind die riesigen Schuttberge verschwunden. Was bleibt ist ein Schaden weit über 100.000 Euro. Mit der Versicherung konnten sich die Grundstücksbesitzer nach eigenen Angaben nach langen Hin und Her inzwischen einigen.
Das Unwetter habe den Zusammenhalt in der Gemeinde unglaublich gestärkt, so die Ortsvorsteherin Sandy Klick. "Es sind schon Situationen zustande gekommen, in denen man einfach den Nachbarn gefragt hat, mit dem man vielleicht früher nicht so den Kontakt hatte", sagt sie.
Es hatte schon vor dem 18. Juni im Gebiet der Gemeinde Röderland Unwetter gegeben - "aber weit nicht in der Größenordnung und mit dem Schadensbild, wie wir es jetzt vorfinden", sagte Bürgermeister Markus Terne (parteilos) im Juli dem rbb. Das Landschaftsbild habe sich in der Gemeinde seit dem Sturm "massiv geändert".
Geändert hat sich bei manchen auch das Gefühl, wenn der Wind nun mal heftiger weht. "Also wenn's stürmisch wird, macht man sich schon ein bisschen Gedanken", sagt Petra Braunsorf. Ihr Mann Werner sieht es pragmatisch. Man könne das Wetter nicht beeinflussen. "Und das Ereignis, was wir jetzt zu spüren bekommen haben, wird es auch nicht alle Tage wieder geben. Das ist schon eine Rarität."
Sendung: Antenne Brandenburg, 01.10.2024, 16:10 Uhr
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