RE73 und RE74
Der Abschnitt zwischen Meyenburg (Prignitz) und Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) zählt zu den größten Regionen Deutschlands ohne Zugang zum System Bahn. Das soll sich ändern.
Die Landkreise Prignitz und Ostprignitz-Ruppin fordern erneut den Erhalt und Ausbau der Regionalbahnlinien 73 und 74 im Nordwesten Brandenburgs. Die Landräte der beiden nordwestlichen Landkreise Brandenburgs, Christian Müller und Ralf Reinhardt (beide SPD), stellten in Pritzwalk eine entsprechende Kosten-Nutzen-Untersuchung vor.
Die beiden Linien verbinden derzeit Neustadt/Dosse, Kyritz, Pritzwalk und Meyenburg. Im Sommer gibt es darüber hinaus einen Wochenend-Verkehr nach Plau am See in Mecklenburg-Vorpommern.
Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass ein Ausbau und "eine dauerhafte Durchbindung" der Bahnstrecke über die Landesgrenze nach Mecklenburg-Vorpommern bis nach Güstrow sinnvoll ist. Dadurch würden sich für rund 200.000 Menschen im Gesamteinzugsgebiet neue attraktive und schnellere Bahnverbindungen ergeben.
Constantin Pitzen von der Fahrplangesellschaft B&B aus Oelsnitz (Sachsen) stellte das Konzept vor. Der Bahnhof in Karow (Mecklenburg-Vorpommern) soll demnach zu einem Knotenpunkt mit Umsteigemöglichkeiten nach Ludwigslust oder Waren (Müritz) mit entsprechenden Intercity-Anbindungen ausgebaut werden.
Das Konzept sieht auch vor, dass eine zusätzliche Verbindung von Berlin nach Rostock geschaffen werden könnte. Die Strecke könnte laut Pitzen die bestehende Regionalexpress-Linie 5 aus der Hauptstadt an die Ostsee entlasten. Diese war vor allem im Sommer des vergangenen Jahres regelmäßig überfüllt. Die neue Strecke würde daher auch positive Auswirkungen auf den Tourismus haben. Auch der Güterverkehr würde profitieren.
Vertreter zweier Beratungs- und Planungsbüros gehen von Gesamtkosten zwischen 167 und 170 Millionen Euro aus - je nachdem, ob Elektro- oder Biodieselzüge auf der Strecke eingesetzt werden. In Mecklenburg-Vorpommern müsse die derzeit eingleisige Strecke zwischen Güstrow und Schwaan bei Rostock ausgebaut werden, hieß es.
Laut Landrat Reinhardt (Ostprignitz-Ruppin) ist der Abschnitt zwischen Meyenburg und Güstrow momentan die größte Region ohne Zugang zum System Bahn. Die neue Bahn-Verbindung wäre ein wichtiges Rückgrat für Wirtschaft, Einheimische und Gäste, so Reinhardt. Eine zweite Achse von Berlin über die Prignitz nach Rostock würde das Gesamtsystem Bahn stabilisieren, hieß es weiter.
Derzeit verkehrt der RB73 zwischen Neustadt (Dosse) und Pritzwalk. Es besteht zeitweilig ein Anschluss an die Linie 74 nach Meyenburg. Von dort aus gibt es momentan nur eine Busverbindung zur Mecklenburgischen Seenplatte.
Im Entwurf des Brandenburger Nahverkehrsplans im Mai 2022 war der RB74 nicht mehr vorgesehen, der RB73 nur noch teilweise. Der Entwurf stieß in der Region auf Proteste. Im selben Jahr einigten sich die Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf eine dreijährige Verlängerung.
"Der Entfall des RB73 und des RB74 würde zu einem erheblichen Verlust der Lebensqualität in der Region führen", betonte der Prignitzer Landrat Müller. Die ländliche Region dürfe nicht durch solche Entscheidungen abgehängt werden.
Aufgrund einer positiven Kosten-Nutzen-Analyse sei eine Bundesförderung über das Gemeindefinanzierungsgesetz denkbar, teilten die Kreisverwaltungen mit. Die nun vorliegenden Ergebnisse sollen in Gespräche mit der künftigen Brandenburger Landesregierung einfließen.
Der Bahnhof Pritzwalk soll dem Konzept zufolge künftig als Knotenpunkt für Busverbindungen in Orte ohne Bahnanschluss dienen.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 11.10.2024, 19:30 Uhr
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