Uckermark
Seit knapp 20 Jahren kämpfen Mönche in der Uckermark gegen den Verfall ihres Klosters. Mit heißer Suppe wird der Anstrich der Kirche finanziert. Doch ein altes Herrenhaus liegt brach. Zukünftig könnten dort Senioren einziehen.
Das einzige russisch-orthodoxe Kloster der Berliner Diözese steht im Brandenburger Nordosten im uckermärkischen Götschendorf. 2006 vom Bistum gegründet, liegt es seit Jahren im Dornröschenschlaf. Ein altes Herrenhaus sollte längst saniert und auch die Bauarbeiten der Klosterkirche abgeschlossen sein. Beides ist bisher nicht passiert. Doch nun scheint Bewegung in das Kloster St. Georg zu kommen.
Die Baugerüste, die bis hoch unter die Decke reichen, sind auch während der Gottesdienste omnipräsent: Die Glocken rufen die Gläubigen zum Gottesdienst. Mitten in der Woche ist die Kirche leer, nur die fünf Mönche und Novizen sind zugegen. Sie feiern den Heiligen Sergius von Radonesch – Russlands größten Mönchsvater. Kerzen werden entzündet und für Frieden auf der ganzen Welt gebetet.
Der Altarraum erhält aktuell einen kunstvollen Anstrich. Abendmahl, Gottes Mutter mit Jesus, Heilige Bischöfe - alles entsteht im byzantinischen Stil mit bunten, klaren Farben, erklärt Andris Irbits, Vorsteher des Klosters. "In Brandenburg gibt es wahrscheinlich nur unser Kloster und unsere Kirche mit so einem byzantinischen Stil." Irbits freut sich über die Fortschritte. Denn die Malereien in der Kirche sollen im kommenden Jahr fertig sein und damit ein neuer Höhepunkt in der wechselvollen Geschichte des Klosters werden.
Jahrhunderte lang gehörten St. Georg und das Gelände der Familie von Arnim. Später wurde es vom Nazi und Kriegsverbrecher Herman Göring als Jagd- und Gästehaus, dann zu DDR-Zeiten als Feriendomizil der Nationalen Volksarmee und Staatssicherheit genutzt. Danach waren große Teile über Jahre dem Verfall ausgesetzt.
Die Mönche kämpfen seit ihrem Einzug dagegen an. Problem dabei ist allerdings das Geld. So wurden die neuen Malereien unter anderem durch Spenden und hauptsächlich durch Einnahmen aus dem Verkauf von Suppen aus einer Gulaschkanone finanziert.
Nun wollen die Mönche, die selbst in einem Wohngebäude auf dem Gelände leben, mit Iglu-Häusern eine neue Einnahmequelle erschließen. Komfortable Zimmer unter futuristischen Kuppeln sollen mit Heizung und bequemen Betten Gäste locken. Zwei Iglus stehen schon. Der Blick auf den angrenzenden Kölpinsee ist gratis, sagt Irbits. "Das geht nicht nur für Gläubige, für Pilgerer, sondern auch für normale Touristen."
Unsicher ist dagegen noch die Zukunft des Herrenhauses auf dem Areal, an dem seit 1996 der Zahn der Zeit nagt. Eigentlich sollte dort eine Pilgerstätte entstehen. Mehrere Anläufe einer Sanierung mit Kosten in Millionenhöhe sind bislang gescheitert. Allein können die Geistlichen die Summe jedenfalls nicht leisten.
Deshalb befinde man sich aktuell in Gesprächen mit einem Investor. Der plant wiederum, dort eine Seniorenresidenz einzurichten. Mehr ist zu diesem Projekt noch nicht zu erfahren. Der Klostervorsteher will sich jedenfalls nicht weiter äußern und bleibt skeptisch. "Ich sage jetzt nicht viel, weil ich schon die letzten zehn Jahre viel gesagt habe, aber nichts passiert ist."
Sendung: Antenne Brandenburg, 09.10.2024, 14:40 Uhr
Mit Material von Riccardo Wittig
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