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Quelle: rbb / Hari Sas

Inklusion im Tierpark Neukölln

"Kein Tag ist wie der andere"

Knapp 30 Jahre war er Tierpfleger. Jetzt ist ein neues Aufgabengebiet dazu gekommen: Im Tierpark Neukölln in der Berliner Hasenheide leitet Robert Seuntjens Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen an. Nebenbei schnattert und blökt es pausenlos. Von Hari Sas

"Tschuldigung, kannst du mal mitkommen, bitte?", fragt eine Mitarbeiterin. "Määääh", macht eine Ziege irgendwo. "Ja, Sekunde, ich komme gleich hinterher", sagt Robert Seuntjens. "Baaak-baak-baak", machen die Hühner zu ihren Füßen. "Ah, ich darf nicht vergessen, ich muss noch Essen bestellen", sagt Seuntjens. Ein Hahn kräht.

Seine Arbeit gestalte sich manchmal wuseliger, als man sich das von außen erst denkt, sagt Seuntjens. Die tierische Geräuschkulisse verstärkt diesen Eindruck. Ständig sind Tiere zu hören, die man nicht sieht. "Kein Tag ist wie der andere", sagt der Gruppenleiter und Standortkoordinator im Tierpark Neukölln. 30 Jahre lang pflegte er Tiere - seit kurzem kümmert er sich vor allem um Menschen. Für Seuntjens ist das eine Umstellung, nach der er sich gesehnt hat, obwohl er Tiere liebt.

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Angst, dass ihm die Zeit davonläuft

Er brauchte eine Veränderung, erzählt er selbstbewusst und überlegt, mal was Neues - gerne etwas Sozialeres, zum Beispiel mit Demenzkranken arbeiten. Dafür wäre die Ausbildung aber zu aufwändig gewesen. Seuntjens wollte etwas Anderes sehen, mit seinen 57 Jahren würde ihm auch bald die Zeit davonlaufen, dachte er. "Ich habe überlegt, Postbote zu werden oder U-Bahnfahrer, aber da sind die Bedingungen nicht so geil", sagt er heute. Dann kam er zufällig auf die Ausschreibung des Tierparks Neukölln. Das Gute an der Arbeit: Er hat mehr Verantwortung und auch Abwechslung, sagt er. Nun steht der Mensch in seinem Fokus - und auf das muss er sich immer wieder von neuem einstellen: Manchmal kommen die Mitarbeitenden mit viel Elan und guter Stimmung, manchmal muss er aber auch Konflikte schlichten. Nicht alle mögen es, mit allen zu arbeiten oder beschweren sich über die Arbeit anderer.

Morgens um 8 Uhr teilt Robert Seuntjens seine Mitarbeitenden für den Tag ein – vorwiegend Menschen mit psychischen Erkrankungen. Aber auch Langzeitarbeitslose und junge Erwachsene im Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) arbeiten im Tierpark. Sie kümmern sich um das Wohl der Tiere: füttern, saubermachen, morgens rauslassen und abends wieder in den sicheren Stall bringen. Hier leben Emus und Esel, Ziegen, Schafe, Rehe, Lamas und Kaninchen, um nur einige zu nennen.

Besonders verantwortlich

Seine Mitarbeitenden haben ganz unterschiedliche Beeinträchtigungen: Der eine ist pausenlos laut, eine andere ganz in sich gekehrt. Auch er müsse noch viel lernen, sagt Seuntjens. "Manche können das nicht so gut mit dem Nähe-Distanz-Gefühl. Das muss man dann ansprechen und klären", ergänzt er. Früher konnte er einfach Feierabend machen, als die Tiere gefüttert waren - auch im Kopf. Heute nimmt er manche Sachen mit nach Hause, sagt Seuntjens. Zwischenmenschliche Beziehungen, Konflikte, das alles beschäftigt ihn. Er muss ständig verfügbar und ansprechbar sein, das Tierparkgelände darf er während seiner Schicht nicht verlassen, denn sollte etwas passieren, ist er verantwortlich.

Er muss auch immer wissen, wer von seinen Mitarbeitenden wo ist. An diesem Tag wird er andauernd angesprochen. Der Eine braucht einen neuen Wasserbehälter für die Tauben. Ein anderer fragt, ob er ein Erdloch mit Sand füllen darf. Einige Futtermäuse sehen krank aus: "Robert, schau mal, die hat hier einen Tumor", sagt eine Mitarbeiterin und fragt, ob er sich das mal ansehen könnte. Eine andere Frage lautet: "Robert, es hat ein Brötchen für mich beim Frühstück gefehlt. Was machen wir denn jetzt?" Überall hört Robert Seuntjens zu, denkt nach und kümmert sich. Viel Platz für eigene Gedanken bleibt nicht.

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Als hätte es einen Luftballon verschluckt

Um alles im Blick zu behalten, dreht Robert Seuntjens dazu täglich mehrfach seine Runden und bleibt nah bei den Tieren. Als es noch so heiß war, musste er besonders darauf achten, dass sie genügend Wasser bekamen, sagt er. Mit großen Schritten in seinen schwarzen Stahlkappenarbeitsschuhen, einem schlaksigen Gang, und den Händen in den Hosentaschen läuft er durch den Tierpark. Er wirkt wie ein alteingesessener Bauer auf seinem eigenen Hof: Ställe, Garagen, ein großes Wirtschaftshaus, Werkzeug und viel Platz. Seuntjens hört den nächsten Hahn krähen; das hilft seinen Gedanken auf die Sprünge. Er will zu den Hühnern.

Eine Mitarbeiterin führt ihn aufgeregt zu einer Voliere neben dem Streichelzoo. Sie holt einen Reisekäfig heraus. Seuntjens beugt sich herunter und greift vorsichtig hinein. Er holt ein kleines schwarzes Huhn heraus, das aussieht, als hätte es einen aufgeblasenen Luftballon verschluckt. Er fühlt vorsichtig den Bauch. Dann lässt er es wieder herunter und schiebt es sachte in die Voliere. Das Huhn torkelt und watschelt wie leicht angetrunken in das Vogelhaus. "Hast du sehr gut gesehen. Wir müssen das beobachten", sagt Seuntjens. Sollte sich der Zustand in den kommenden Tagen nicht bessern, müsse das Huhn ärztlich versorgen werden. Ein Kollege deutet ein gebrochenes Genick an. Auch das gehöre dazu.

Das Tierwohl liegt Seuntjens am Herzen. Aber vor allem der Umgang mit den Menschen, seinen Mitarbeitenden, ist ihm in seinem neuen Job am Wichtigsten. "Ich hatte am Anfang Bammel, so als Quereinsteiger. Man muss zwar reinwachsen, aber ich wurde offen aufgenommen", sagt er. Er vertraue da sehr auf seine Intuition. | Quelle: rbb / Hari Sas

Aus den Niederlanden nach Hannover

Robert Seuntjens fühlte schon als Kind eine große Tierliebe, erzählt er. Er wuchs in den Niederlanden auf und war später während seines Wehrdienstes auch in Deutschland stationiert. Und wie es oft so ist: "Ich habe mich verliebt", sagt er. Er zog mit seiner damaligen Freundin zusammen und lebte in Hannover, wo er dann eine Tierpfleger-Ausbildung machte.

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Seuntjens wühlt in seinen Taschen. Seine khakifarbene Arbeitshose hat mindestens acht davon. Der waldgrüne Hoody hat auch nochmal eine. Und jedesmal, wenn er in der Tierparkschule oder der Garage oder einer der unzähligen grünlackierten Türen des Wirtschaftshofs eine Tür öffnen will, sucht er aufs Neue. Der Wusel von außen schleicht sich sichtbar auch im Inneren ein.

Berlin, Berlin

Nach seiner Ausbildung in Hannover wollte er nur für ein Jahr mal kurz nach Berlin ziehen und dort im Zoo arbeiten. Aus einem Jahr wurden fast 30, bis er irgendwann die Lust verlor. "Das war der richtige Schritt", sagt Seuntjens über seinen Wechsel. Freunde hätten ihn darin bestärkt, es statt mit Amphibien und Insekten doch mal mit Menschen zu versuchen.

Begleitet man ihn, wirkt es, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Im Umgang mit seinen Mitarbeitenden gibt er sich freundlich und offen. Er kommt mit, holt, zeigt. Dazwischen geht er immer wieder zurück ins Büro, streift dabei mit seinen weißgrauen Locken den oberen Türrahmen, zieht die eckige Brille auf die Nasenspitze und kümmert sich um den Orga-Kram: E-Mail-Anfragen für Kindergeburtstage, Kita-Besuche, Reparaturen organisieren. Und was war es noch? "Ich wollte noch Essen bestellen, aber das hat jetzt ein Kollege gemacht", sagt er erleichtert.

Seuntjens fängt erstmal ohne sozialpädagogische Vorbildung an, hat aber stetig Fortbildungen (zum Beispiel zu Gewaltprävention, Erste Hilfe). Nach spätestens zwei Jahren bekommt er eine eineinhalbjährige sonderpädagogische Zusatzausbildung. | Quelle: rbb / Hari Sas

Immer mit der Ruhe

Da wird er auch schon unterbrochen. Nicht vom inbrünstigen, ohrenbetäubend-lauten Eselsschrei (was nicht verwunderlich wäre), sondern von zwei höflichen Baumpflegern, die heute im Tierpark zugange sein sollen. Seuntjens prüft wieder seine Taschen. Da ist der Schlüsselbund. Ein Tor muss auf. Ab zu den Rehen. Tor auf. Fahrzeug rein. Tor zu.

Trotz der Hektik strahlt Robert Seuntjens Ruhe aus, wirkt nicht, als lasse er sich stressen. "Das geht nicht. Ich kann nicht sagen: 'Gib' mal her, ich mach das mal schnell'", erklärt er über den Umgang mit den Kolleg:innen, die beispielsweise psychisch beeinträchtigt sind. Die Arbeit mit ihnen erfordere nun mal mehr Gelassenheit. Hauptsache die Arbeit werde getan und den Tieren wie auch den Menschen gehe es gut, betont Seuntjens. Gegen 16 Uhr dreht er nochmal eine kleine Abschlussrunde durch den Tierpark.

Das Schönste an seinem Job sei es, draußen zu sein - und die Arbeit mit Tieren und mit Menschen. Eine Ziege blökt wieder irgendwo in der Nähe. Ein Weckruf. "Oh, ich habe den Kindergeburtstag vergessen", fällt ihm plötzlich ein und er blickt ein wenig suchend umher. Sein Kollege der Spätschicht kümmert sich jetzt um die kleinen Besucher:innen. Immerhin eine Sache weniger, die Robert Seuntjens zum Feierabend mit nach Hause genommen hätte.

Beitrag von Hari Sas

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