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25 Jahre Nordische Botschaften in Berlin
Vor 25 Jahren wurden in Berlin die Nordischen Botschaften eröffnet, die Vertretungen von Schweden, Norwegen, Finnland, Island und Dänemark - ein gemeinsames Gelände, ein einmaliges, offenes Konzept. Selbst als Besucher ohne Einladung kann man hier essen.
Kaum irgendwo in Berlin ist es so leicht, zwischen den Nationen hin- und herzuwechseln: Eben noch in Schweden kann man zwanzig Meter weiter durch eine andere schwere Glastür schon norwegische Gefilde betreten oder die isländische Grenze überqueren, seit nun mehr 25 Jahren. Auch wenn die Botschaftsgebäude in der Rauchstraße in Berlin-Tiergarten rechtlich gesehen kein wirkliches skandinavisches Hoheitsgebiet sind: Ihre Anordnung ist nicht ganz zufällig. "Die Botschaften liegen so zerstreut um den Platz herum, wie sie tatsächlich geografisch um die Ostsee liegen. Dänemark im Südwesten, das nächste Gebäude ist Island mit der schönen Lavastein-Fassade, dann kommt Norwegen, Schweden, Finnland", erklärt Mathias Sonne von der dänischen Botschaft.
Die fünf Nordischen Botschaften gruppieren sich um den freien Platz in der Mitte, den "Torget", zu Deutsch Dorfplatz. Er ist von zwölf geometrischen Linien aus weißem Marmor durchzogen, die die Grenzen der einzelnen Botschaften definieren. Die Wasserbassins zwischen den Gebäuden symbolisieren die geografische Nähe und die Wasserwege zwischen den Ländern.
Wuchtig schiebt sich die massive, sandfarbene Felswand an der Fassade der norwegischen Vertretung wie der Bug eines Schiffes auf den Platz. Ende der 1990er Jahre wurde der mehr als zehn Meter hohe Granitblock in einem Stück von Norwegen nach Berlin gebracht. "Es gibt Gerüchte, dass der Stein erstmal falsch rum reingestellt wurde. Ich weiß nicht, die Geschichte ist fast zu gut, um wahr zu sein. Aber es ist ein Riesenblock", sagt Mathias Sonne.
Samtweich geschliffener Lavastein aus Island, Lärchenholz aus Finnland oder schwedischer Kalkstein: Auch die Materialien, die für die Fassaden der Botschaftsgebäude gewählt wurden, repräsentieren die Länder mit ihren typischen Rohstoffen. Die fünf sehr unterschiedlichen Bauten eint ihre architektonische Leichtigkeit - innen wie außen.
Immer wieder taucht das Lamellenmotiv auf: An Hauswänden, in Treppenaufgängen und vor allem bei dem charakteristischen, 15 Meter hohen Band aus grünlich-patiniertem Kupfer, das sich rund um das Botschaftsgelände schlängelt. Das Band demonstriert auch nach außen: Wir nordischen Länder gehören zusammen. Und das bringe den Vertretungen von insgesamt nur etwa 25 Millionen Menschen auch politisch Vorteile, sagt Mathias Sonne. "Wenn fünf nordische Länder zum Beispiel ein Gespräch mit einem deutschen Bundeskanzler haben wollten, dann ist das oft in einem nordischen Kreis möglich. Das wäre für die einzelnen, ziemlich kleinen nordischen Länder wahrscheinlich nicht möglich", erklärt er.
Zum 25-jährigen Jubiläum der Eröffnung gibt es am Montag einen Festakt. Der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender haben sich angekündigt, auch das dänische Königspaar, der finnische Präsident, die isländische Präsidentin und Vertreter der norwegischen und schwedischen Königshäuser werden kommen. Außerdem gibt es rund um das Jubiläum bis zum 19. Januar eine Diskussionsreihe, eine Filmvorführung und Literaturveranstaltungen [nordischebotschaften.org].
Der Entwurf des Gebäudekomplexes stammt von dem österreichisch-finnischen Architekturbüro Berger + Parkkinen, das 1995 den internationalen Wettbewerb gewann – und sich dabei gegen 222 andere Konkurrenten aus verschiedenen Ländern durchsetzte. Auf dem Grundstück nahe des Tiergartens befanden sich zuvor die finnische und schwedische Botschaft, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Nach dem Krieg lag das Areal lange brach, bis die Idee einer gemeinsamen Botschaftsanlage entstand. Der erste Spatenstich für den neuen Komplex wurde 1997 gesetzt. Interessanterweise hatte der Spaten fünf Griffe - einen für jeden Botschafter der nordischen Länder. Das passt auch zur Jubiläumsausstellung mit dem Titel "Summation: Jeder für sich und doch gemeinsam" ab dem 25. Oktober. Die zeigt Werke von zehn renommierten nordischen Künstlern, die sich mit dem Verhältnis von Individualität und Gemeinschaft auseinandersetzen.
Das Zitat "Jeder für sich und doch gemeinsam" der damaligen dänischen Königin Margrethe II. bei der Eröffnung der Nordischen Botschaften 1999 gilt auch zum 25. Jahrestag noch. Denn gemeinsam führen die nordischen Länder auch ein offenes Haus: Im sechsten Gebäude auf dem Nordischen Areal, dem "Felleshus" oder "Gemeinschaftshaus", gibt es regelmäßig Lesungen, Filmvorführungen, Ausstellungen und Konzerte. Und: Täglich Fisch, und das preiswert. Deshalb sitzt in der minimalistischen, lichtgefluteten Kantine in Weiß und hellem Holz zum Mittagessen nicht nur das Personal aller fünf Botschaften um die runden Tische.
"Das ist tatsächlich ein öffentliches Haus. Das wissen auch viele Tausende, die jeden Monat kommen und wir uns in unserer Kantine essen, aus der Konrad-Adenauer-Stiftung, aus den Botschaften, die hier drumherum liegen, natürlich, weil wir die beste Kantine haben, aber auch weil es ein schönes und sehr helles Haus ist, wo viele einfach gern kommen", sagt Mathias Sonne.
So also repräsentieren die Nordischen Botschaften Schweden, Finnland, Norwegen, Island und Dänemark seit 25 Jahren in Berlin: Einladend statt abgeschirmt, eher sachlich-modern als "hyggelig"-gemütlich.
Mit Material von Oda Tischewski
Sendung: rbb24 Inforadio, 21.10.2024, 9 Uhr
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